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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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empört.«
    Und dann verließ er den Raum.
    (Da es seine Wohnung war, konnte er nirgendwo hingehen, also blieb er einfach einige Minuten im Schlafzimmer stehen.)
    Flick warf Hughie einen Blick zu. »Ich habe Ihnen gerade den Arsch gerettet, also machen Sie bloß keine Dummheiten«, riet sie ihm und ging zurück in ihr Büro.
    »Na« - Hughie klopfte Henry auf den Rücken -, »das ist doch ganz gut gelaufen, findest du nicht?«
    »Du liebe Zeit.« Henry wischte sich mit einem Taschentuch die Stirn. Hughie hatte ihn noch nie so müde und erschöpft erlebt.
    »Geht es dir gut?«
    »Du liebe Zeit«, sagte Henry noch einmal. »Ich glaube, wir gehen jetzt besser nach Hause.«
    »Dann komm, alter Bursche.«
    Und Hughie brachte ihn ins Savoy.
     
    Was Henry als sein Zimmer im Savoy bezeichnete, war in Wirklichkeit eine ganze Suite. Neben einem großzügig geschnittenen Schlafzimmer mit Bad und Ankleidezimmer gab es noch einen Salon mit offenem Kamin, Esstisch und sogar einem Stutzflügel am Fenster, das die Themse und das Embankment überblickte, wo sich einige der denkwürdigsten Wahrzeichen Londons drängten − das London Eye, Kleopatras Nadel, die Kuppel der St. Paul’s Cathedral, die knapp zu erkennen war, und wenn der Wind richtig stand, hörte man Big Ben ganz deutlich.
    Während Henry lustlos seine Nachrichten abhörte und zurückrief, bestellte Hughie Tee und schlenderte dann von einem Zimmer ins nächste und saugte den Glamour von
Henrys Leben in sich auf. Seine Schränke waren voller maßgeschneiderter Anzüge, auf den Fensterbrettern des Schlafzimmers fanden sich zahllose ordentlich gestapelte Geschichtsbücher und Biografien. Es war alles sehr erlesen, aber auch seltsam anonym. Hughie versuchte, den Finger darauf zu legen, was fehlte. Dann merkte er, dass nirgends Fotos herumstanden, nichts aus dem früheren Leben, das Henry geführt haben musste. Es war, als hätte er keine Wurzeln und existierte nur in der Gegenwart.
    »Du liebe Zeit.« Henry seufzte und schloss hinter dem Kellner, der den Tee gebracht hatte, die Tür.
    Sie saßen einander auf zwei gleichen silbergrauen Sofas gegenüber.
    Hughie reichte ihm eine Tasse. »Komm schon, so schlimm war es doch gar nicht!«
    »So schlimm war es doch gar nicht!« Henry blinzelte ihn ungläubig an. »Hast du nicht gemerkt, dass sie mich nicht einmal angesehen hat? Sie war ein Nichts! Kaum mehr als die Silhouette einer Frau! Und trotzdem hat sie mich nicht einmal bemerkt!«
    Hughie wusste nicht recht, ob er noch mitkam. Er war davon ausgegangen, Henry wäre außer sich, dass er beinahe verhaftet worden war. Doch anscheinend war die Sache sehr viel komplizierter.
    Henry stellte die Teetasse ab und ging hinüber zu dem Spiegel, der über dem Kaminsims hing. »Ich werde alt!« Er drehte sich seitlich und musterte sein Kinn. »Schau! Es hängt! O Gott, es hat angefangen! Ich gehe aus dem Leim!«
    Hughie brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass das schon vor einer ganzen Weile angefangen haben musste. Stattdessen konzentrierte er sich auf das Positive.
    »Du bist immer noch ein sehr attraktiver Mann.«
    Henry drehte sich um. »Ehrlich? Und warum hat sie es
dann gemacht? Warum? Das ist mir noch nie passiert. Einkaufen ist meine Spezialität, ich habe das Einkaufen quasi erfunden! Neun von zehn Frauen verlassen den Laden, ohne etwas zu kaufen − so gut bin ich! Beziehungsweise so gut war ich. Aber die hier … sie war so ungerührt, dass sie die Geistesgegenwart besaß, direkt vor meiner Nase einen Ladendiebstahl zu begehen!«
    »Das klingt aus deinem Mund wie die Thomas Crown Affäre ! Es war doch kein Raubüberfall, Henry! Die Alte hat einen Schal eingesteckt.«
    Das nahm er gar nicht gut auf.
    »Es geht darum, Smythe, dass mir so etwas noch nie passiert ist! Noch nie!« Er wandte sich wieder seinem Spiegelbild zu. »Sieh dir das an! Siehst du das? Das ist nicht nur eine Linie, das ist eine Runzel! Ich habe eine Runzel so breit wie die M25 zwischen den Augen!«
    »Sie verleiht dir etwas Distinguiertes!«
    »Ha!« Henry stieß dasselbe sarkastische Lachen aus wie seine Mutter nach ein paar Gläschen. »Versuch bloß nicht, mich zu beschwichtigen, Hughie!«
    »Tu ich nicht!«
    (Tat er doch.)
    »Ehrlich, Henry, niemand würde je auf die Idee kommen, dass du … wie alt bist? Fünfzig?«
    Hughie war noch nie gut darin gewesen, das Alter eines Menschen zu schätzen. Andererseits vergaß er auch immer wieder, dass er nicht besonders gut darin war, das Alter eines

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