Der Fluch Der Bösen Tat
richtiger Vater ist – vorausgesetzt natürlich, er ist nicht Gordons leiblicher Sohn?«
»Überlegen Sie doch mal, Dave!«, sagte Markby gereizt.
»August 1978! Was geschah in jenem Sommer?«
»Sowohl der Kartoffelmann als auch Simon Hastings verschwanden spurlos«, sagte Pearce.
»Himmel! Sie glauben doch nicht …?«
»Ich sage Ihnen, was ich glaube, Dave«, unterbrach Markby ihn.
»Ich glaube, es gab mehr Vergewaltigungen, als der Polizei gemeldet wurden. Wir wissen nicht mal, ob Mavis Cotter das erste Opfer war. Nur das Erste, von dem wir erfahren haben. Nehmen wir für einen Augenblick an, nur als Theorie, dass Linda Jones als junges Mädchen ebenfalls vom Kartoffelmann vergewaltigt wurde und nie Anzeige erstattet hat. Falls dem so ist, ist sie eine äußerst wichtige Zeugin. Vergessen Sie nicht, Dave, ich habe von Anfang an geglaubt und glaube noch heute, dass der Vergewaltiger aus den Stovey Woods ein Einheimischer war.«
»Hören Sie, Sir«, begann Pearce vorsichtig,
»ich weiß ja, dass Sie diesen Fall gerne gelöst hätten. Aber nach zweiundzwanzig Jahren …«
»Was sind zweiundzwanzig Jahre in einer so kleinen Gemeinschaft wie Lower Stovey? Oh, im Verlauf der Jahre sind Leute zugezogen, keine Frage. Neue Häuser, wo die alte Schule gestanden hat. Cottages wurden an Städter verkauft, die sie als Wochenendwohnungen benutzen. Doch der Kern der Einwohnerschaft, die alteingesessenen Familien, sie wohnen noch dort. Vielleicht ist das eine oder andere Familienmitglied weggezogen, wie Gordon Jones beispielsweise. Doch die Familien sind in Lower Stovey geblieben, Dave, und sie sind ein verdammt verschworener Haufen, wie Sie sicherlich bereits am eigenen Leib erfahren haben.«
»Sie glauben doch nicht, dass der Vergewaltiger immer noch in Lower Stovey wohnt?«, fragte Pearce, und seine Zweifel waren nicht zu überhören.
»Kommen Sie, Sir. Das ist ziemlich weit hergeholt. Selbst wenn Sie Recht hätten, können wir Linda Jones wohl kaum fragen. Wenn sie schon damals den Mund gehalten hat, dann wird sie ihn jetzt bestimmt nicht aufmachen. Nicht jetzt, kurz vor dem einundzwanzigsten Geburtstag des Jungen. Das wäre wirklich kein passendes Geschenk für ihn.« Er bemerkte Markbys Blicke und fügte hastig hinzu:
»Ich bitte Tessa gleich nachher, Erkundigungen wegen Becky Jones einzuziehen.« Er wandte sich ab und ging zu seinem eigenen Büro zurück. Bevor er es erreichte, wurde ihm der Weg versperrt. Ginny Holding tauchte vor ihm auf, mit gerötetem Gesicht und offensichtlich außer Stande zu entscheiden, ob sie nüchtern und professionell dreinblicken oder lauthals loslachen sollte.
»Sie sollten lieber mitkommen, Sir, falls Sie einen Augenblick Zeit haben.«
»Ich hab aber keinen Augenblick Zeit«, entgegnete Pearce kleinmütig.
»Ich habe nie einen Augenblick Zeit. Und wenn ich jemals einen habe, dann geht er hin …«, er nickte mit dem Kopf in Richtung von Markbys Büro,
»… und findet etwas, womit er den Augenblick ausfüllen kann. Was gibt es denn? Kommen Sie nicht allein damit zurecht?«
»Es geht um die Dinge, die Sie in diesem Kirchturm gefunden haben. Sie wissen schon, der Schlafsack und die …«
»Ja, ja.« Pearce riss sich zusammen.
»Ich weiß, was wir gefunden haben.«
»Eine Mrs. Spencer ist zu uns gekommen. Sie hat ihre Tochter mitgebracht, Cheryl. Die beiden sitzen unten im Vernehmungszimmer. Ich habe sie gebeten zu warten. Sie haben eine Aussage gemacht. Na ja, das Mädchen hat. Ich dachte nur, Sie würden es gerne selbst hören, Sir.«
Mrs. Spencer war eine kleine, stämmige Frau mit rotem Gesicht und streitlustigem Blick. Cheryl war bleich und hatte Pickel, doch sie war nicht unattraktiv. Ihre hellblauen, ein wenig vorstehenden Augen musterten Pearce wegwerfend, als dieser das Vernehmungszimmer betrat. Ihre Kiefer bewegten sich rhythmisch.
»Ich hab alles bereits dieser Beamtin erzählt!«, begehrte
Mrs. Spencer auf.
»Und Cheryl hat ihre Aussage unterschrieben!«
»Das wurde mir berichtet«, sagte Pearce.
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie trotzdem gewartet haben. Ich bin Inspector Pearce.« Der abfällige Blick war Dave nicht entgangen, und es stach.
»Ich untersuche die Vorfälle in der Kirche von St. Barnabas in Lower Stovey.«
Cheryl schnaubte zwar nicht, doch sie wirkte wenig beeindruckt. Ihre Mutter jedoch beeilte sich, ihre Tochter zu verteidigen.
»Cheryl hat nichts mit diesem Mord zu tun!«
Ginny mischte sich in die Unterhaltung ein.
»Niemand
Weitere Kostenlose Bücher