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Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lemony Snicket
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du hast vielleicht Hunger, deshalb habe ich mir erlaubt, dir ein paar Lammkoteletts mitzubringen.«
    » Harvey«, sagte der weibliche Wachtmeister scharf. » Du sollst mich nicht als deine Frau bezeichnen, wenn wir im Dienst sind.«
    Der männliche Wachtmeister seufzte. » Mimi, du bist meine Frau, ob wir im Dienst sind oder nicht.«
    » Komm mir jetzt nicht damit«, fuhr seine Frau ihn an. » Ich bin ohnehin schon bedient. Du warst mit Spülmaschine-Ausräumen an der Reihe, Harvey, aber du hast es wieder mal vergessen, und es ist an mir hängen geblieben, wie immer.«
    » Mimi, hör auf, an mir rumzunörgeln.«
    » Ich nörgle nicht an dir rum.«
    » Und ob du an mir rumnörgelst.«
    » Harvey, sanft auf etwas hinweisen ist nicht nörgeln.«
    » Das soll sanft sein? Da ist ja ein Rudel Wölfe sanfter.«
    » Wo hast du denn schon mal ein Rudel Wölfe gesehen?«
    » Wölfe nicht direkt, aber dafür musste ich oft genug mit zu deiner Schwester, und ihre Gören…«
    Wenn zwei verheiratete Erwachsene zu streiten anfangen, das weiß sicher jeder, dann kann das Stunden dauern, wenn nicht sogar Tage, und die einzige Art, sie zum Aufhören zu bringen, ist bekanntlich, sie zu unterbrechen. » Sie sagten, Sie haben Fragen an mich?«, unterbrach ich sie.
    » Wir stellen hier die Fragen«, sagte Mimi Mitchum. » Wir sind in Schwarz-aus-dem-Meer das Gesetz. Wir fangen die Verbrecher und setzen sie in den Zug in die Hauptstadt, damit sie dort weggesperrt werden. Wir sind im Bild über jede kleinste Kleinigkeit, die hier vorgeht, von den äußersten Außenbezirken dieser Stadt bis zum Saum des Klausterwaldes. Deshalb wird jeder Fremde, der hierherkommt, auch von uns begrüßt und nach dem genauen Zweck seines Besuches befragt.«
    » Wir lieben Tinte«, behauptete Theodora.
    » Mr Mallahan haben Sie gesagt, Sie lieben Leuchttürme.«
    » Wir lieben alles«, erklärte Theodora mit verzweifeltem Lächeln.
    » Damit will meine Mentorin sagen«, schaltete ich mich ein, » dass wir zwar dienstlich hier sind, aber dennoch hoffen, Zeit für einige der großartigen Sehenswürdigkeiten zu erübrigen, die dieser wunderschöne Ort zu bieten hat. Ich habe zum Beispiel gerade eben Ihre Polizeiwache bewundert.«
    » Das Schild hat Harvey selbst aufgehängt«, sagte Mimi Mitchum stolz.
    » Das stimmt«, sagte ihr Kollege, » wobei eine Sehenswürdigkeit, die Sie hoffentlich nicht bewundern werden, das Innere unserer Gefängniszelle ist. Allerdings mussten wir feststellen, dass kurz nach der Ankunft zweier Fremder in dieser Stadt eine Straftat verübt worden ist. Nur eine geringfügige zwar, aber Straftat bleibt Straftat.«
    » Was ist denn passiert?«, fragte ich.
    » Eine Straßenlaterne wurde mutwillig zerstört«, sagte Harvey Mitchum. » Gleich um die Ecke, bei der Bibliothek. Jemand hat einen Stein geschossen und die Birne zerschmettert. Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber ich würde mich nicht wundern, wenn die Spur zu Ihnen beiden führen würde. Wo warst du während der letzten Stunde, Snicket?«
    » In der Bibliothek«, antwortete ich.
    » Kann das jemand bezeugen?«
    » Dashiell Qwertz, der Bibliothekar.«
    » Dieser Gammler«, sagte Mimi Mitchum abfällig. » Mir sind Menschen suspekt, die keine Zeit auf ihr Äußeres verwenden.«
    » Ich hätte gedacht, er verwendet sehr viel Zeit darauf«, sagte ich. » Schon dieser Haarschnitt muss Stunden gekostet haben. Er und ich wurden von einem Jungen mit einer Steinschleuder unterbrochen. Qwertz nannte ihn Stew, glaube ich.«
    Die Wachtmeister Mitchum betrachteten mich tadelnd, ihre Münder zu einem identischen Zähnefletschen verzogen. » Unser Sohn Stewart«, sagte die Wachtmeisterin, » ist ein Genie und ein Gentleman. Stew ein Straftäter, also wirklich! Wo er doch extra darum gebeten hat, mitkommen zu dürfen, um dich zu begrüßen.«
    Sie zeigte zum Kombi hinüber, und erst jetzt sah ich in dem offenen Fenster Stews feixenden Katerkopf. Unter den Blicken der Erwachsenen nahm er von irgendwo ein breites Lächeln, das er sich mitten ins Gesicht pflasterte. » Grüß dich, Lemony«, sagte er mit scheinheiliger Stimme zu mir. » Ich freu mich immer, nette Kinder in meinem Alter kennenzulernen! Ich hoffe, wir werden Kumpels!«
    » Siehst du?«, sagte Harvey Mitchum zu mir, während Stew mir von den anderen unbemerkt die Zunge herausstreckte. » Ein reizender Junge.«
    » Ein absoluter Schatz«, sagte Mimi Mitchum. » Und neuerdings interessiert er sich auch so für die

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