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Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lemony Snicket
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einheimische Vogelwelt.«
    » Aus ihm wird garantiert mal ein herausragender Biologe«, sagte ihr Mann.
    » Oder ein Arzt«, sagte seine Frau.
    » Ein herausragender Arzt.«
    » Natürlich, Harvey. Du weißt doch, dass ich herausragender Arzt meine. Du brauchst mich nicht so bloßzustellen.«
    » Ich hab dich nicht bloßgestellt.«
    » Warum stiehlst du mir dann mit solchen Bemerkungen meine Zeit?«
    » Ich Zeit stehlen? Es hat keine zwei Sekunden gedauert!«
    » Und was war der Zweck der Übung? Warum sagst du so etwas, wenn nicht, um deine Frau bloßzustellen?«
    » Ich dachte, ich soll dich nicht als meine Frau bezeichnen, wenn wir im Dienst sind?«
    » Und ich dachte, ich bin deine Frau, ob wir im Dienst sind oder nicht?«
    » Entschuldigen Sie«, unterbrach ich sie, » aber wenn Sie keine weiteren Fragen haben, würde ich gern auf mein Zimmer gehen.«
    Die in ihrem Streit gestörten Wachtmeister funkelten mich wütend an. » Wir werden ein Auge auf euch beide haben«, sagte Mimi Mitchum und drohte mit einem erstaunlich langen Finger, und nach einem kurzen Disput darüber, welcher Mitchum das Steuer übernehmen solle, ratterte der Kombi davon, und Theodora stand auf, um auf mich herunterzublicken.
    » Wir sind noch keinen Tag hier«, sagte sie, » und schon gerätst du mit dem Gesetz in Konflikt. Ich bin enttäuscht von dir, Snicket.«
    » Ich habe keine Straßenlaterne zerstört«, sagte ich.
    » Wen interessiert das?«, sagte sie und schüttelte ihr Haar. » Hier wird unseres Bleibens heute Nacht jedenfalls nicht sein.«
    » Oh, können wir dann vielleicht nach zwei getrennten Zimmern schauen?«
    » Nein, damit meinte ich, dass uns heute Nacht eine kleine Eskapade bevorsteht«, sagte sie, » ein Wort, das hier so viel bedeutet wie ›die Bordunbestie stehlen und sie ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückbringen‹.«
    » Ich glaube, da ist sie schon«, sagte ich, ohne hinzuzufügen, dass ich das Wort » Eskapade« kannte, seit ich mit acht einen ziemlich lustigen Liebesroman von einer viel schreibenden britischen Dame gelesen hatte. » Ich habe ein bisschen in der Bibliothek recherchiert, und den lokalen Legenden zufolge wird die Bordunbestie seit Generationen mit der Familie Mallahan in Verbindung gebracht. Und als Moxie Mallahan mir die Statue gezeigt hat, sah sie sehr verstaubt aus, so als sei sie seit Jahren nicht vom Fleck bewegt worden.«
    » Legenden sind Geschichten, die sich jemand ausgedacht hat«, sagte Theodora verächtlich, » und Staub auf Sachen schütten, damit sie alt wirken, kann jeder. Vor ein paar Jahren hatte ich einen Fall, bei dem zwei Brüder über eine Muschelsammlung stritten. Der jüngere Bruder hatte Staub über die Muscheln geschüttet, um zu beweisen, dass es seine waren, aber mit einem so plumpen Trick konnte er mich natürlich nicht täuschen. Außerdem ist es längst beschlossene Sache. Ich habe heute Nachmittag bei den Sallis angerufen und alles mit dem Butler abgesprochen. Wir werden die Statue im Leuchtturm an uns bringen und damit aus dem Fenster klettern, um über die Trosse zum Herrenhaus zu gelangen. Der Butler hat sich bereit erklärt, das Fenster in der Bibliothek offen zu lassen und uns mit einer Kerze Zeichen zu geben, wenn die Luft rein ist. Wir werden ihm die Statue aushändigen, und der Fall wird abgeschlossen sein.«
    Ich hatte den Verdacht, dass die Muscheln wahrscheinlich nicht staubig gewesen waren, sondern sandig, so dass im Zweifel der jüngere Bruder der wahre Besitzer der Muschelsammlung war. Ich hatte aber auch den Verdacht, dass jetzt kein geeigneter Zeitpunkt war, um das anzusprechen. Meine Mentorin brachte ihr Gesicht dicht an meins. » Deine Aufgabe«, raunte sie, » wird es sein, irgendwann im Lauf des heutigen Abends in den Leuchtturm einzudringen und dort zu warten. Schlag Mitternacht wirst du mir dann die Tür öffnen und mich zu dem fraglichen Objekt führen. Das muss reibungslos klappen, Snicket. Man beobachtet uns.«
    » Die Wachtmeister Mitchum, meinen Sie?«
    Theodora schüttelte den Kopf. » Jemand von unserer Organisation. Alle Mentoren stehen ständig unter Beobachtung. Das weißt du nicht, Snicket, aber von zweiundfünfzig Mentoren bin ich nur die Zehntbeste. Wenn ich diesen Fall schnell löse, verbessere ich mich in der Wertung. Also ab mit dir. Wir sehen uns um Mitternacht am Leuchtturm.«
    » Was ist mit Abendessen?«, fragte ich.
    » Ich habe schon gegessen, danke.«
    » Und was ist mit meinem Abendessen?«
    Sie sah mich missbilligend

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