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Der Fluch der Finca

Der Fluch der Finca

Titel: Der Fluch der Finca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Dalton
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Also begann sie mit den Schubladen in einem großen Schrank rechts der Tür.
Auch der Inhalt der Schubladen war fein säuberlich aufgeräumt. Viel befand sich
ohnehin nicht darin.
    Also dann weiter. Schubladen sind abgehakt, jetzt kommen die Regale im Schrank.
    Kaum, dass sie die erste Klapptür geöffnet hatte, rief Keith nach ihr.
    „Michelle, ich habe hier was.“
    Die Stimme kam von oben. Beim Hereinkommen hatte Michelle gesehen, dass gleich
neben der Haustür eine Treppe ins Obergeschoss führte, also eilte sie dorthin und
nahm die Treppe. Oben angekommen ging gleich rechts eine Tür von dem kleinen
Korridor ab und aus diesem Zimmer klang das rascheln von Papier.
    „Ich bin hier drin, komm rein.“
    „Was hast du da?“
    Ein antik aussehender Foliant lag aufgeschlagen vor Keith auf Thorns Schreibtisch und
er war dabei, Seite um Seite vorsichtig umzuwenden. Mit gerunzelter Stirn und unter
gelegentlichem Kopfschütteln las er in dem Buch. Geduldig wartete Michelle, bis Keith
das Buch zuklappte und sich ihr zuwandte.
    „Ich dachte, ich hätte etwas gefunden, aber jetzt glaube ich nicht mehr, dass es von
Bedeutung ist. Oder ist dir Thorn als abergläubisch aufgefallen?“
    „Was für eine seltsame Frage. Nein, ist er nicht. Jake ist ein knallharter Geschäftsmann,
da würde das kaum passen. Wieso? Was hast du denn da?“
    Das Buch vor sich hertragend kam Keith zu Michelle hinüber und stellte sich damit
neben sie.
    „Nimm, setz dich und lies selbst. Ich werde mittlerweile weiter suchen. Es ist ein
Hinweis auf die Finca, aber mehr auch nicht, denke ich.“
    Das Buch war schwer wie ein Ziegelstein, hatte einen faltigen, ledernen Einband und
keinen Aufdruck. Michelle ließ sich auf einem Ledersessel nieder und öffnete den
Einband.
    Es waren handschriftliche Aufzeichnungen, doch sie waren gut lesbar. Zu jener Zeit
hatte man offenbar noch Wert auf eine deutliche Schrift gelegt. Es gab eine Menge zu
lesen und Michelle kam zu dem Schluss, dass Keith entweder ein Schnellleser war oder
den Inhalt nur überflogen hatte. Sie selbst benötigte zwanzig Minuten, um sich einen
vollständigen Überblick zu verschaffen. Am Ende war sie verwirrt aber auch sicher, das
Motiv für Juanitas Entführung vor sich zu haben.
    Zum größten Teil handelte es sich um eine Chronik aller bisherigen Besitzer der Finca,
die bis ins Jahr 1813 zurückreichte. Der wirklich interessante Teil bestand aus den
Anmerkungen des Autors der Aufzeichnungen. Daraus ging hervor, dass ausnahmslos
alle aufgeführten Familien nach dem Erwerb der Finca bemerkenswert erfolgreich
waren. Jeder Einzelne von ihnen hatte es zu ansehnlichem Wohlstand gebracht und
war auch sonst im Leben geradezu vom Glück verfolgt worden. Diese Chronik las sich
streckenweise wie ein Märchenbuch des Glücks. Der eigentliche Knalleffekt kam dann
aber ganz am Ende des Buches. Der anonyme Verfasser zog hier seine ganz
persönlichen Schlüsse aus den Fakten:
    Dieses Haus ist zweifellos ein fühlendes und denkendes Wesen, das seine Bewohner
beschützt wie eine Wölfin ihre Jungen. Undenkbar, dass es sich um bloßen Zufall
handeln könnte, bedenkt man die nahtlose Reihe derer, die ihr Lebensglück fanden,
nachdem sie in den Besitz dieses Anwesens gelangt waren. Niemand von ihnen hatte
vorher nennenswerte Erfolge oder größere Reichtümer vorweisen können. Einige waren
zuvor sogar regelrecht vom Pech verfolgt. Nein, hier ist nicht der Zufall am Werk,
sondern eine höhere Kraft, dessen bin ich absolut sicher. Wer immer nach meinem
Tode diese Chronik liest, der messe meine These an der Realität. Auch später werden
neue Besitzer ihr Glück durch die Finca finden.
    Was sollte sie davon halten? Sicher, auch die Tirados waren sehr erfolgreich. Genau
genommen kam der große geschäftliche Durchbruch von Mr. Tirado auch erst,
nachdem er nach Mallorca gegangen war und die Finca gekauft hatte, aber trotzdem.
Ihr kam es ganz und gar nicht wie ein Haus vor, das seine Bewohner schützt, wie eine
Wölfin ihre Jungen. Wenn das jemals so gewesen sein sollte, dann hatte das Haus
seinen Charakter ins genaue Gegenteil verkehrt. Heute griff es seine Bewohner an und
terrorisierte sie und auch seinem Besitzer brachte es gerade kein Glück, sondern die
größten Sorgen, die man sich denken konnte. Juanitas Entführung konnte man
jedenfalls schwerlich als Glück für Mr. Tirado bezeichnen.
    Aber Jake glaubt daran. Er weiß ja nichts von dem Terror, den die Finca auf

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