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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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Welt und sehe vielleicht andere Wege, während du in bestimmten Bahnen denkst.«
    Abrupt wurde Tuaghs Miene ernst. »Komm jetzt, wir dürfen Bethanas Gastfreundschaft nicht überstrapazieren«, sagte er fast schroff, ohne weiter auf Fionns Worte einzugehen. »Außerdem haben wir noch ein gutes Stück Weg vor uns.« Er legte den Finger an die Lippen, öffnete die Tür, und sie verließen das Haus.
    Draußen herrschte städtische Betriebsamkeit, wie Fionn sie gestern zum ersten Mal kennengelernt, doch kaum wahrgenommen hatte. Tuagh hatte schon recht; alles war neu und aufregend für ihn, und er hatte Angst und Erwartung zugleich. Er musste sich unbedingt zusammenreißen, um nicht aufzufallen.
    »Halte dich einen halben Schritt hinter mir«, gab der Wanderkrieger leise Anweisung, während sie die Außentreppe betraten. »Lass die Kapuze unten, aber halte den Kopf und den Blick gesenkt. Da du nicht wie ein typischer Bogin aussiehst und die Kleidung von Menschen trägst, könnten wir damit durchkommen. Man könnte dich auf den ersten Blick für einen menschlichen Jungen halten, solange man hauptsächlich dein Haar sieht und wenig vom Gesicht erkennen kann. Und noch eines: Du redest nicht, außer ich fordere dich dazu auf.«
    Fionn gehorchte, so war es ihm ohnehin am liebsten, denn er war es gewohnt, nach Anweisung zu leben. Dennoch blieb er für einen kurzen Moment stehen, als er auf dem Weg nach unten erkannte, dass er von hier oben eine gute Übersicht über die Stadt hatte. Der strahlende Palast, der wie eine sich öffnende Blüte wirkte, überragte Sìthbaile auf seinem Hügel, aber die riesige Uhr auf dem großen Platz vor der Königsallee unten war von hier aus ebenfalls zu sehen und beeindruckend. Fionn hatte Ridirean bisher immer nur gehört, aber noch nie gesehen, und er musste anerkennen, dass der metallisch glänzende Ritter auf seinem Ross und die vielen Beischmückungen seine Vorstellungen übertrafen. Beinahe wirkte es so, als hielte eine lebendige Figur das Horn an die Lippen und ließ seinen Klang weithin erschallen. Und dazu ertönte Vogelgeschrei, blechernes Wiehern, das Bellen des Hundes … eine bewundernswerte Arbeit.
    »Ist es wirklich Elbenwerk?«, flüsterte er. »Es kann eigentlich nicht anders sein.«
    »Manche behaupten, Zwerge hätten die Uhr geschmiedet«, erwiderte Tuagh, der auf ihn wartete. »Doch es gibt unter den Elben ausgezeichnete Kunstschmiede. Den Sinn für das Schöne kann man ihnen wahrhaftig nicht absprechen, und sie verstehen sich auf erlesene Fertigkeiten. Leider nicht immer zum Guten.« Er ging weiter, und Fionn beeilte sich, ihm zu folgen. Er wollte den letzten Satz nicht hinterfragen und damit seinen Glauben zertrümmern.
    Sein Herz klopfte aufgeregt, als sie sich auf einer Straße unters Volk mischten. Gestern hatte er keine Zeit gehabt sich umzusehen, doch heute schielte Fionn immer wieder aus einer leicht gebückten Haltung um sich her. So viele verschiedene Wesen, die anscheinend alle wussten, wohin sie wollten, ohne sich verborgen halten zu müssen. Zu Fuß, zu Pferde, im Karren, oder davor, wenn die Zugtiere störrisch waren oder es keinen Sitzplatz gab. Das Labyrinth der Straßen und Gassen war nicht weniger verwirrend als gestern, und diese Häuser, so viele Häuser …
    Die Sonne schien, die Luft hatte sich erwärmt, doch ab und zu pfiff ein scharfer Ostwind durch die Straßenschluchten, der die Augen tränen ließ. Fionn hatte sich nicht gerade die beste Reisezeit ausgesucht. Der Frühling war noch gut eine Mondphase entfernt, und es konnte jederzeit nach milderen Tagen wieder zu einem Wintereinbruch kommen.
    Tuagh wandte sich Richtung Norden, sodass der Palasthügel in ihrem Rücken lag.
    »Wo gehen wir denn hin?«, fragte Fionn, nachdem er sich vergewissert hatte, dass gerade niemand nahe genug war, um sie zu belauschen, versehentlich oder absichtlich.
    »Nach Uskafeld«, antwortete der Wanderkrieger. »Das ist eine alte Stadt, am Fluss Ukka gelegen, der wiederum ein Urfluss Albalons ist.«
    »Urfluss?«, unterbrach Fionn.
    »Einer der wenigen Flüsse, die zusammen mit der Insel entstanden und von Anbeginn da waren. Die meisten anderen Flüsse haben sich erst im Lauf der Zeit gebildet. Jedenfalls ist Uskafeld nicht weit entfernt, das kannst du fürs Erste gut zu Fuß schaffen. Mit viel Glück findest du dort eine Spur von diesem Tiw, denn Uskafeld liegt auch auf dem Weg nach Mathlatha.«
    Und wenn nicht? , dachte Fionn, dann schob er den Gedanken weit von sich.

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