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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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keine Zeit für solchen Firlefanz, ich muss mein Volk retten.«
    Allmählich zweigten immer weniger Seitenstraßen und Gassen ab, sie schienen sich zu guter Letzt doch noch dem Ende der Stadt zu nähern. Es gab keine Märkte, Stände und Geschäfte mehr, und die Elbenhäuser hatten die letzte menschliche Behausung verdrängt. Die Gärten rund um die Stelzenbauten wurden zusehends größer, die Häuser selbst prächtiger. Fionn sah nun auch künstlich angelegte Teiche und kleine Bäche, und mehr und mehr alte Bäume. Hinter ihnen war der Palast auf dem Hügel immer noch erkennbar, doch leicht verschwommen, wie hinter Dunst verborgen. Genauso gut hätte er sich auf einer Bergspitze befinden können, oder auf einer Insel im Meer. Von hier aus schien er unerreichbar, ein mystischer Ort.
    »Jetzt haben wir nur noch eine Hürde«, sagte Tuagh, als sie eine Hügelkuppe erreichten, und wies vor sich.
    Fionn blieb der Mund offen stehen. Die Stadtgrenze war fast erreicht – am Ende der Straße lag ein gewaltiges Tor, durch das ein beständiger Strom an Reisenden in beiden Richtungen ging. Das Tor war in eine riesige Mauer eingefasst, gut elf Mannslängen hoch und drei Mannslängen dick. Gewaltige Quaderblöcke aus weißem Gestein waren hier aufgeschichtet worden, rund um die Stadt herum. Zu Beginn hatte es zwischen dem Palast und den ersten Häusern sicherlich sehr viel Platz gegeben, doch nun war bis zur Mauer alles bebaut worden, und Fionn vermutete, dass es in alle Richtungen so aussah. Die Erbauer der Stadt hatten den Mauerring zuerst großzügig bemessen; sie waren wohl schon bei der Planung davon ausgegangen, dass der Platz dereinst benötigt würde.
    Der steinernen Mauer vorgelagert, lag eine weitere Umfriedung, die noch höher war – und grün, gebildet aus lebendigem Buschwerk, das dicht ineinander verflochten war.
    »Zwei Schutzringe«, flüsterte er beeindruckt. »Von Elben und Menschen, nicht wahr?«
    »Tja, sie wollten wohl ganz sicher gehen«, sagte Tuagh. »Ich glaube zwar nicht, dass diese Stadt jemals angegriffen wurde, aber trotz des Friedensgedankens war man sich wohl einig, kein Risiko einzugehen. Ich kenne keine Stadt, die derart befestigt wäre. Sicherlich liegt das nicht nur an den Menschen, sondern auch an den Elben, die ihre Wohnbereiche sehr gern hinter dickem Schutzgeflecht verbergen.«
    »Und man kann nicht einfach das Tor passieren?«
    »Heute nicht.«
    Fionn hatte in den vergangenen Stunden nahezu vergessen, in welcher Gefahr er beständig schwebte. Sie hatten sich überall ungehindert bewegt, waren in keine Kontrolle geraten, und alles schien in bester Ordnung zu sein. Niemand hielt offenbar gern einen Söldner auf, denn bei dichterem Aufkommen wichen die Leute ihnen regelmäßig aus, die meisten sogar mit abgewandtem Blick. Wer achtete da auf einen »kleinen Jungen« als Begleitung?
    Fionn hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass es eine Stadtmauer und einen Kontrollposten geben könnte.
    »Ist das überall so, mit einer Mauer?«
    »In allen Städten mit Märkten, die auch eine Burg besitzen. In Dörfern normalerweise nicht, die haben manchmal hölzerne Palisaden, meistens aber keinerlei Befestigungen. Dort gibt es nichts zu holen, und sie verschwenden keine wertvollen Baumaterialien. Hin und wieder kommt es dennoch zu Überfällen, doch dann nützen auch Palisaden aus dünnen Stangen nichts.«
    So also sah ein Reich des Friedens aus – verborgen hinter dicken Mauern.
    Sie mussten sich einreihen, der Verkehr kam ins Stocken. Nicht wenige zeigten sich darüber erbost. »Was ist denn da vorn los?«, beschwerte sich ein Bauer, der mit seinem Ochsengespann unterwegs war. »Seit wann wird beim Verlassen der Stadt kontrolliert?«
    »Das ist doch wegen dieser Bogins«, lautete die Antwort des Angesprochenen, ein Pilger mit Mistelzweig am geschwungenen Stabende. »Die werden alle verhaftet, aber fragt mich nicht, weshalb.«
    »Pah, bei den Buccas braucht’s doch keinen Grund«, tönte ein fahrender Händler und spuckte aus. »Ich weiß gar nicht, wieso die so verhätschelt werden, taugen doch alle zu nichts.«
    Fionn zog den Kopf stärker ein.
    »Guter Herr, höre ich da etwa Neid aus Eurer Stimme, weil Ihr keinen Sklaven in Eurem Haushalt habt?«, mahnte der Pilger mild. »Das ist sowieso Unrecht.«
    »Ja eben, was hat das also mit mir zu tun? Der Zehnte wird mir schon beim Handel abgenommen, entweder vom Verkäufer, oder, wenn ich verkaufe, von der Marktaufsicht. Es wird alles gleich in

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