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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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der Stadt erledigt, damit es sich nicht den ganzen Tag hier staut! Eine Unverschämtheit ist das, ich werde mich beim Stadtrat beschweren.«
    »Recht habt Ihr, denn wie soll ein Bogin die Stadt verlassen – und wohin sollte er schon gehen?«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was es mit den Bogins auf sich hat«, ließ sich ein Werkzeugmacher vernehmen.
    »Sie sind Sklaven«, antwortete eine Frau mit einem Säugling auf dem Arm. »Wie der ehrenwerte Pilger gesagt hat.«
    »Sklaven? Kann mir ja noch nicht mal ’nen Lehrling leisten.«
    »Ein Bogin ist auch nur was für feine Pinkel, und gehört deshalb selber schon dazu. Mit unsereins geben die sich nicht ab.«
    »Gehen ja kaum auf die Straße«, warf eine andere Frau ein. »Ihre Herren hüten sie eifersüchtig wie einen Schatz, und wenn man einen bekommen möchte, ist das so gut wie unmöglich. Die werden von Generation zu Generation im Haus weitergereicht.«
    Der Werkzeugmacher kratzte sich am Kopf. »Und weshalb werden sie dann alle verhaftet?«
    »Was weiß denn ich!«, schimpfte jemand von weiter vorn. »Mir auch völlig egal, von mir aus werden die alle von der Mauer gestürzt, wenn es nur endlich weitergeht!«
    Fionns Adamsapfel bewegte sich auf und ab, er konnte nicht schlucken, weil seine Kehle so trocken war, und zwar nicht nur wegen seines Durstes. Er befürchtete, dass er und Tuagh noch in die Unterhaltung mit hineingezogen würden, doch da ging es einige Schritte weiter, und die Gespräche wurden an anderer Stelle fortgesetzt, mit neuen Themen.
    Fionn zuckte zusammen, als sich plötzlich ein dampfendes Pferd neben ihn drängte, das heftig auf dem Gebiss kaute. Schaum tropfte aus seinem Maul auf die großen Steinplatten, die jetzt statt des Kopfsteinpflasters die Straße bildeten.
    Das Pferd würdigte ihn keines Blickes, dennoch fürchtete er sich vor dem Ungetüm; wenn er sich bückte, könnte er unter dem Bauch hindurchgehen. Die Hufe waren beschlagen, das Eisen knallte auf den Stein und hinterließ stellenweise Furchen.
    »Lasst mich vorbei!«, erklang die Stimme des Reiters. Er war lang und schmal und trug einen braunen Umhang; seine Satteltaschen waren prall gefüllt. »Ich bin Bote und trage wichtige Nachrichten mit mir, die ihre Empfänger so schnell wie möglich erreichen sollen!«
    Er versuchte, sich weiterzuschieben, stieß jedoch auf Widerstand. »He, hinten anstellen, wie alle anderen!«
    »Wenn du für das Schreiben und den Transport deines Briefes bezahlt hättest, würdest du anders reden«, gab der Bote unwirsch zurück. »Wahrscheinlich würdest du noch eins hintendrauf geben, damit es schneller geht!«
    Sein Pferd schien über die langsamere Gangart nicht froh zu sein, denn es schnaubte und prustete, seine Flanken bewegten sich heftig. Plötzlich drängelte es zur Seite und rempelte Fionn. Er wäre gestürzt, wenn Tuagh ihn nicht aufgefangen hätte. Der Bogin war so erschrocken, dass er nicht einmal einen Schreckensschrei von sich geben konnte, ihm blieb regelrecht die Luft weg. Nur ein einziger Tritt von einem solchen Huf, und er läge zerschmettert am Boden. Er hastete auf die andere Seite, um Abstand zwischen sich und das Ungetüm zu bringen.
    »Pass auf!«, warnte der Wanderkrieger den Boten. »Ich verstehe, dass du es eilig hast, aber du siehst doch, dass es nicht weitergeht. Es ist besser abzusitzen; zu Fuß mit dem Pferd am Zügel kommst du schneller und sicherer voran.«
    »Halt du dich da raus, Landstreicher.«
    »Es passiert noch ein Unglück«, versuchte Tuagh es noch einmal im Guten, ungeachtet der Beleidigung. »Da vorne sind Frauen und Kinder, und dein Pferd wird jeden Moment scheuen. Ihm sind die Leute zu viel.«
    »Du sagst mir nicht, wie ich zu reiten habe, Fußlahmer!«, schrie der Bote so laut, dass sich immer mehr Leute zu ihnen drehten. Das Pferd spürte die Nervosität seines Herrn und fing an zu tänzeln und mit dem Kopf zu schlagen.
    »Steig sofort ab!«, verlangte Tuagh laut und mit so strenger Stimme, dass Fionn gern gehorcht hätte, obwohl er gar nicht gemeint war.
    Der Bote riss die Gerte aus der Seitenschlaufe an seinem Sattel und hob den Arm gegen Tuagh. »Ich werde dir …«, setzte er an. In diesem Moment kreuzte ein Huhn panisch gackernd die Straße und rannte mit flatternden Flügeln direkt vor den Hufen des Pferdes vorbei.
    Das Pferd erschrak und wich mit einem Satz zurück. Es stieß dabei mit dem dahinter wartenden Ochsengespann zusammen, woraufhin die Ochsen sofort losbrüllten. Einer versuchte, das

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