Der Fluch der Halblinge
Schulter in Ordnung?«
»Ich weiß noch nicht, mir tut einfach alles weh. Ausgerenkt ist sie nicht.« Fionn streckte zum Beweis den Arm aus und winkelte ihn an.
»Na schön.« Tuagh steckte die Waffen zurück. »Den Rest der Nacht werden wir Ruhe haben. Ein paar Stunden Schlaf werden uns gut tun.«
»Ja. Bist … äh … bist du verletzt worden?«
»Wahrscheinlich ein paar Kratzer, die Kleidung werde ich in Uskafeld wegwerfen und mir neue zulegen müssen. Es juckt und brennt, also wird es auch die Haut erwischt haben, aber nicht dramatisch. Ist nicht meine erste Begegnung dieser Art, damit werde ich fertig.«
Fionn nickte. Er konnte die Augen kaum mehr offenhalten und kauerte sich seitlich hin, den Rücken zum Feuer gewandt, den Blick auf seinen Begleiter gerichtet. Allmählich wurde ihm trotz der kühlen Luft, die ihm ins Gesicht wehte, wieder warm. Hoffentlich trocknete die Kleidung bis morgen; glücklicherweise hatte er den Umhang abgelegt gehabt, sodass er sich morgen wenigstens darin einwickeln konnte.
Tuagh wandte den Kopf zu ihm, als er seinen Blick spürte. »Der Sieg ist auch dir zu verdanken«, sagte er. »Du hast dich instinktiv völlig richtig verhalten. Ich konnte dich nicht warnen, doch du wusstest, was zu tun war. Nicht übel für ein derart verwöhntes und überbehütetes Bürschlein.«
»Danke.« Fionn lächelte schwach. »Ein Lob von dir zu hören ist etwas Besonderes, glaube ich.«
»Nun übertreib mal nicht.« Tuagh bereitete sich sein dürftiges Lager dicht am Feuer und ließ sich leise ächzend nieder.
»Was du vorhin gesagt hast … du … vertraust niemandem, oder?«
»Höchstens in der Schlacht dem Mann neben mir. Aber einem Wesen, das vielleicht nicht existiert, nie existiert hat? Gewiss nicht.«
»Ich habe dir vertraut.«
»Und Glück gehabt. Für dieses Mal.«
»Du bist ein verdammt einsamer Mann, und du gefällst dir darin!«
»Darauf kannst du wetten, Bogin.«
Fionn spürte, wie die auflodernde Wut ihn von innen wärmte. »Empfindest du denn überhaupt irgendetwas?«
»Damit habe ich schon lange aufgehört.« Tuagh wickelte sich in seinen Umhang und zog die Kapuze über den Kopf. »Schlaf jetzt, Halbling.«
Das werde ich nie können, nach all dem, was passiert ist , dachte Fionn, dann fielen ihm die Augen zu, und schon war er weg.
*
Die Wachen gaben den Weg frei, als er einmal wortlos mit dem Stab auf den Boden klopfte. Sie fragten nicht nach, sie wussten Bescheid. Der Oberste Haushofmeister würdigte sie keines Blickes, als er hoch erhobenen Hauptes an ihnen vorbei durch die Tür schritt und in das Labyrinth hinabstieg. Hauptmann Tiarnan war nirgends zu sehen; sollte er doch sehen, wo er blieb, und sich seinen eigenen Angelegenheiten widmen. Der Schreiber musste zurückbleiben, aber seinem Gesicht war anzusehen, dass er nicht gekränkt darüber war.
Pirmin stieg die steinigen Stufen hinab; der Weg wurde von Fackeln beleuchtet, die in regelmäßigen Abständen in Haltern an der grob behauenen Felswand steckten. Auf dem ersten Absatz befand sich der Wachtposten; gewöhnlich waren es drei gewöhnliche Soldaten und ein Vorgesetzter. Sie saßen still beisammen am Tisch und spielten ein Brettspiel mit Karten und Würfeln; zwei waren Elben, die anderen beiden Menschen. Darüber war Pirmin überrascht, doch er ließ es sich nicht anmerken.
Sie sahen hoch, als sie seine Annäherung bemerkten, dann sprang der Anführer auf. Er war für einen Elb eher klein gewachsen und von kräftigerer Statur; wahrscheinlich stammte er von irgendwo aus den Bergen im Mittleren Westen. Zwergelben wurden sie manchmal von den hochblütigeren Artverwandten wenig schmeichelhaft bezeichnet. Tatsächlich trieben sie häufig Handel mit den Zwergen und tauschten ihre Kenntnisse in der Schmiedekunst und dem Bergbau aus.
Jedenfalls waren diese beiden Bergelben für einen solchen Posten unter Tage am besten geschaffen; sie konnten es lange ohne Sonne oder den Sternenhimmel aushalten, umgeben von engen Felsmassiven. Menschen hatten mit gar nichts Probleme und konnten sich an alles anpassen; sie konnten ohne Bedenken für den Dienst hier unten eingeteilt werden.
»Oberster Haushofmeister!«, sagte der Anführer. »Was verschafft uns die Ehre?«
»Ich will zu den Gefangenen«, antwortete er kurz angebunden. Keiner der Vier verzog eine Miene; wenn er hier war, schien es seine Richtigkeit zu haben. Pirmin hätte mit mehr Widerstand gerechnet, doch der Anführer bat ihn, mit ihm zu kommen, und führte ihn
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