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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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Stärke besaß, es durchzustehen, und das möglicherweise über Jahrzehnte hindurch.«
    »Musste das Meister Ian etwa auch?«
    »Er war einst jung. Ja, auch er, obwohl er seit frühester Kindheit dazu ausgebildet wurde, dereinst den Platz seines Vaters zu übernehmen. Er wurde dennoch nicht minder hart geprüft.«
    Fionn starrte auf seine Hände. »Dann will ich mich nicht mehr beklagen.« Er schweifte den Blick zu Tuagh. »Ich muss noch darüber nachdenken, ob ich das jemals verstehen werde, aber ich akzeptiere es.«
    »Danke«, sagte Tuagh, und er klang aufrichtig erfreut.
    »Ich werde also nach dem Buch suchen«, sagte Fionn. »Ich bin bis hierher gegangen, nun kehre ich nicht zurück. Schätze, das hattest du mit deinen Lektionen für mich beabsichtigt. Was wirst du tun?«
    »Ich werde dich begleiten.«
    Das beruhigte einigermaßen. Ganz tief drin hatte er darauf gehofft, auch wenn Fionn sich das noch nicht eingestehen wollte. Dennoch: »Warum?«
    Tuagh rieb sich den dunklen Kinnbart. »Mein Bruder war sehr belesen, und auch er beschäftigte sich mit dem Großen Krieg und glaubte fest daran, dass er stattgefunden hat und aus irgendeinem Grund aus der Geschichte gestrichen wurde.«
    »Was glaubst du, wie lange liegt der Krieg wohl zurück?«
    »Mein Bruder nahm an, um die tausend Jahre.«
    Fionn schluckte. »Hu.« Das war eine gewaltige Distanz.
    »Jedenfalls fing er an zu forschen und verschwand eines Tages. Ich glaube, dass er nach dem Buch gesucht hat. Deshalb helfe ich dir bei der Suche danach und schaue mich damit zugleich nach meinem Bruder um.«
    »Ich glaube, … das erleichtert mich«, gestand Fionn zögernd.
    Tuagh streckte den Arm aus und drückte kurz seine nasse Schulter. »Jetzt erhol dich. Spätestens übermorgen brechen wir auf.«
    Erholen? Das war so einfach gesagt. Fionn war nicht sicher, ob er sich jemals von all dem erholen könnte. Aber wenigstens durfte er sich wieder als ganzer Bogin fühlen, als er sich ankleidete – alles passte perfekt und war nach seinem Geschmack, und befreit steckte er zuletzt den Urram in den Gürtel.
    Ich bin wieder ich selbst , dachte er, auch wenn ich noch nicht ganz weiß, wer dieser ›Ich‹ jetzt ist. Aber ich fühle mich so … vertraut.
    Er verließ sein Zimmer und ging die Stiege hinunter, wo er Dagrim Kupferfeuer und ein paar andere vorfand; leider wieder nicht Ziba, die Zwergenfrau.
    »Wo finde ich Tiw?«, fragte er anstelle einer Begrüßung.
    Dagrim deutete auf eine Tür links neben dem Kamin, die Fionn bisher nicht aufgefallen war. Sie lag auch ziemlich verborgen in einer Nische und befand sich im Einklang mit den stark verästelten, grob behauenen Holzlatten ringsum, selbst der schmiedeeiserne Knauf passte dazu.
    Fionn fand sich in einem langen Gang wieder und stellte fest, dass das Haus sehr viel größer war, als es von außen zunächst den Anschein gehabt hatte – allerdings hatte er sich damals bei dem schlechten Wetter auch nicht so genau umgesehen.
    »Dritte Tür rechts!«, rief der Zwerg ihm nach, bevor der Zugang ins Schloss fiel.
    Fionn zählte ab und klopfte an Tür Nummer drei. Er wartete nicht auf Tiws Einverständnis, sondern trat einfach ein; und wenn er ihn in einer noch so peinlichen Situation erwischt hätte, es wäre ihm egal gewesen. Wobei er sich das bei ihm beim besten Willen nicht vorstellen konnte, und hier war schließlich auch weit und breit keine Boginfrau.
    Ach, Cady. Er schüttelte den Gedanken ab.
    Tiws Zimmer war genauso klein und auf die gleiche Weise eingerichtet wie Fionns. Sein Bruder saß am Tisch und studierte irgendwelche Karten; als er ihm den Kopf zuwandte, sah Fionn, dass er Augengläser trug.
    »In deinem Alter schon?«, fragte er und schloss die Tür hinter sich. Tiw mochte um die fünfzig Jahre zählen, aber im Vergleich zu Menschen war er viel jünger.
    »Zu viele kleine Schriften in zu vielen Stunden«, antwortete Tiw und nahm das Drahtgestell mit den darin eingefassten Gläsern ab. »Aber nimm doch Platz.«
    Es gab keinen zweiten Stuhl, und aufs Bett wollte Fionn sich nicht setzen, also blieb er stehen.
    »Also … Bruder «, begann er. »Wieso habt ihr es mir nicht gesagt?«
    »Wollten wir ja, aber die Ereignisse haben uns überrollt. Du solltest es am Tag nach deiner großen Feier erfahren, die du wiederum unbeschwert erleben solltest. Es wäre eine große Umstellung und emotionale Belastung für dich gewesen, also solltest du erst feiern und dann im kalten Bad aufwachen. Wobei diese Enthüllung

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