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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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allem Anschein nach hochschwanger war oder erheblich zugenommen hatte, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte.
    »Und ich will meinen Frieden mit
ihm
machen«, verkündete Albrecht zu aller Erstaunen.
    Als Hedwig die Augenbrauen hochzog, entgegnete er mit einem Anflug der üblichen Schroffheit: »Es hätte nie diesen Streit gegeben, hättet Ihr nicht dauernd versucht, mir mein Erbe vorzuenthalten, Mutter! Doch der König hat entschieden. Es ist nicht nur mein Recht, sondern auch meine Pflicht, das weiterzuführen, was er geschaffen hat, die Macht des Hauses Wettin aufrechtzuerhalten und auszubauen. Und ich will ihm sagen, dass ich dazu entschlossen bin. Dass er beruhigt die müden Augen schließen und endlich Frieden finden kann. Ihr könnt mir nicht verwehren, dass ich mich von ihm verabschiede. So hartherzig könnt nicht einmal Ihr sein!«
    »Er schläft«, sagte Hedwig und hob abwehrend die Hände.
    »Ihr müsst nicht fürchten, dass ich ihm den Hals umdrehe!«, erwiderte Albrecht harsch. »So etwas Verabscheuungswürdiges bringe nicht einmal ich fertig! Es trifft mich tief, dass Ihr so von mir denkt.«
    »Der Propst möchte dich sprechen, bevor du zu deinem Vater gehst«, erklärte seine Mutter.
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich Albrecht um und ging hinaus, zum Palas des Bischofs.
    Lukas sah ihm erleichtert nach. Dittrich von Kittlitz war ein sehr überzeugender Mann.
     
    Der füllige Dompropst erwartete den weit angereisten Besucher bereits. Natürlich hatten ihn seine Bediensteten sofort von Albrechts Ankunft auf dem Burgberg unterrichtet.
    Gespannt lehnte sich Dittrich von Kittlitz in seinem reichverzierten Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander, als ihm ein Diener meldete, der junge Fürst von Meißen bitte um eine Audienz.
    Was nun gleich geschehen würde, entbehrte nicht einer gewissen Ironie: Sie beide, Albrecht und er, hatten viele Jahre gewartet, um den Platz einnehmen zu können, der ihnen zustand – Albrecht als Markgraf, er als Bischof.
    Schon vor beinahe zwanzig Jahren, als der alte Bischof Gerung endlich das Zeitliche segnete, hätte ihm dessen Platz zugestanden. Immerhin hatte er jahrelang im Domkapitel die Gruppe der Gegner des Hochbetagten angeführt. Doch die Anhänger Martins waren stärker und machten diesen zum Nachfolger Gerungs. Also blieb er, Dittrich, Dompropst, und musste weitere zwanzig Jahre warten. Über all dieser Zeit war er ein alter Mann geworden.
    Aber er hatte immer gewusst, dass Gott ihm seine Geduld lohnen würde. Und heute war es so weit.
    Denn nun war Martin mit dem kaiserlichen Heer auf einer Pilgerfahrt, die nach den spärlichen Nachrichten, die bis hierher durchdrangen, nicht so verlief wie erhofft. Und der alte Markgraf lag im Sterben.
    Heute würden die Figuren neu aufgestellt. Dies war seine Stunde – seine Gelegenheit, den künftigen Markgrafen in die Schranken zu weisen, noch bevor er die Regentschaft antrat.
    Albrecht war ein Hitzkopf, eitel und dumm. Sicher, er hatte kluge Berater, allen voran der durchtriebene Truchsess, aber die würden bei dieser Unterredung nicht dabei sein. Durch sein voreiliges Handeln hatte der übermütige Fürstensohn ihm selbst die Mittel in die Hand gegeben, ihn in die Knie zu zwingen.
    Dittrich von Kittlitz ließ Albrecht noch eine kleine Weile vor der Tür warten, bis er ihn hereinrief. Dann zwang er sich, eine gelassene Miene aufzusetzen und seine Genugtuung zu verbergen. Jetzt würde er dem Jungen zeigen, wer das Sagen auf dem Burgberg hatte und auch in Zukunft haben würde.
    Mit langen Schritten durchquerte Albrecht den Saal und kniete vor dem Geistlichen nieder. Er wirkte ungeduldig, aber für einen genauen Beobachter auch verunsichert im Vergleich zu seiner sonstigen hochmütigen Art.
    »Eminenz!«
    »Also seid Ihr ans Totenbett Eures Vaters geeilt«, stellte Dittrich fest, ohne dass jemand einen seiner Gedanken am Gesicht hätte ablesen können.
    »Ja, Ehrwürdiger.«
    »Ihr habt Euch schwer versündigt an Eurem Vater.«
    Abwehrend hob der Geistliche die mit kostbaren Ringen geschmückte Hand, als Albrecht etwas erwidern wollte. »Ich weiß, der König befahl die Versöhnung. Aber habt Ihr Euer gottloses Verhalten auch aus ehrlichem Herzen bereut, so dass der Allmächtige Vater im Himmel Euch vergeben kann?«
    Albrecht antwortete nicht, und Dittrich von Kittlitz – ein guter Menschenkenner, erfahren darin, selbst aus dem geringsten Zucken die Schwachstellen seines Gegenübers zu

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