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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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durch wasserloses Gebiet geradewegs in den Tod führte, und jetzt hier. Welcher Teufel hat ihm nur zugeflüstert, er könne aus einer Laune heraus einfach so hierherspazieren, ohne Vorbereitung, ohne mauerbrechendes Gerät diese Stadt einnehmen zu wollen! Allein Akkons Stadtwache hat schon doppelt so viele Männer wie Guido! Ganz zu schweigen von den Truppen, die Saladin inzwischen herbeordert hat. Womit nur straft Gott uns mit solch einem unfähigen Anführer?«
    Keiner der Thüringer widersprach ihm; sie mussten sich wohl einig sein bei der Beurteilung von Guidos Fähigkeiten als Heerführer beziehungsweise dessen Mangel daran.
    Um das verhängnisvolle Schweigen zu beenden, rief der älteste Ritter, ein dürrer Mann mit weißem Haar, dem drei Finger an der rechten Hand fehlten, zum Küchenmeister hinüber, wann er nun endlich mit dem Essen fertig sei. In etwa zehn Schritt Entfernung hing an einem Dreibein ein großer Kessel, in dem Fleischbrocken vor sich hin kochten – zweifellos Pferdefleisch, das gekocht eher zu kauen war als gebraten.
    Es daure eben seine Zeit, rief der Koch zurück.
    Der Dürre befahl einem der Knappen, den Gästen zwei Becher zu trinken zu bringen, und lud sie mit einer Geste ein, sich zu ihnen zu setzen. Thomas ließ sich auf einem Hackklotz nieder, nachdem er das Beil herausgezogen hatte, Roland auf dem vermutlich letzten kleinen Stapel Brennholz. Dankbar nahmen sie die Becher entgegen, aus denen Fleischbrühe dampfte.
    »Aber ihr habt doch gegen Saladins Leute gekämpft!«, hielt Roland dagegen. »Und wir hörten, der Landgraf habe nicht nur im Gefecht Großartiges geleistet, sondern auch bewirkt, dass sich der Markgraf von Montferrat an der Belagerung beteiligt.«
    »Ja, das war eine wirklich erbitterte Schlacht«, begann der Älteste. Als er sprach, sahen die Meißner, dass auch sein Zahnfleisch blutete.
    »Fast auf den Tag genau vor einem Jahr sind wir hier eingetroffen«, nahm der Alte seine Rede wieder auf. »Ich will nicht unbescheiden sein« – die Männer um ihn grinsten, und er grinste mit –, »aber wir boten schon einen beeindruckenden Anblick: Landgraf Ludwig, der Neffe des Kaisers, ein Mann von großem Ansehen und Schlachterfahrung, und dazu dreitausend bewährte Kämpfer. Ein paar Tage später führte das gesamte fränkische Heer den ersten Angriff. Den befehligten damals noch Guidos Bruder Gottfried und der Großmeister der Templer, Gerhard von Ridefort. Landgraf Ludwig nutzte eine Schwäche im feindlichen Lager aus und griff mit unseren und italienischen Gruppen das gegnerische Zentrum an. Wir schafften es sogar, sie vorübergehend in die Flucht zu jagen. Doch Saladin setzte zum Sturmangriff an; wir konnten nicht standhalten und erlitten schlimme Verluste. Die Templer ebenso; ihr Großmeister fiel – aber der hätte schon die Schlacht von Hattin nicht überleben dürfen.«
    Die Mienen seiner Mitstreiter zeigten klar, dass sie auch in dieser Hinsicht nicht anders dachten.
    »Bald kam Verstärkung aus etlichen Ländern, aber Saladin zog alles zusammen, was er an Kräften hatte, und umschloss uns. Nun waren wir die Belagerten. Und fünfzig sarazenische Galeeren durchbrachen die Hafensperre und lieferten Nahrung und Waffen in die Stadt. So konnten es sich die Leute dort wohl ergehen lassen, während wir hier im Schlamm lagen und hungerten.«
    »Ihr konntet nichts tun, den ganzen Winter lang?«, fragte Thomas, der sich schon ausmalte, dass ihnen das in den nächsten Monaten auch bevorstand.
    »Es wäre ein Leichtes gewesen für Saladin, uns völlig zu überrennen. Doch wahrscheinlich dachte er, er überlässt die Sache lieber der Jahreszeit, den Krankheiten und dem Hunger«, meinte der Alte. Er wies mit dem Kopf in die Richtung, wo ein riesiges Leinentuch wie ein Dach aufgespannt war. »Die Kaufleute aus Lübeck und Bremen dort meinen, am Ende würde er lieber mit uns handeln, statt uns zu töten. Aber das ist natürlich ein Gedanke, auf den auch nur ein Kaufmann kommen kann.«
    »Kaufleute? Was haben Hanseleute hier zu suchen, die befahren doch die Nordrouten, während die Pisaner und Genuesen in diesen Gewässern segeln?«, wunderte sich Roland.
    »Also, entweder sind sie besonders gottesfürchtig, um auf diese Pilgerfahrt zu gehen, oder sie haben ihre Käufer so oft übers Ohr gehauen, dass sie sich lieber ihr Seelenheil auf diese Art sichern«, meinte der Alte grinsend. »Jedenfalls wollten sie eine neue Art von Schiff auf dieser Reise ausprobieren. Und weil aus dem

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