Der Fluch der Maorifrau
funkelnden Augen an, sodass sie sich nicht zu widersetzen wagte. Zögernd ließ sie sich in einen Sessel fallen, doch Christian befahl: »Hierher!«, und deutete auf den Platz neben sich. Wortlos gehorchte Anna. Seine Alkoholfahne war unerträglich.
»Wie war es bei John?«, fragte er.
Sie bemerkte, dass er ein wenig lallte. »Nett!« Sie vermied es, ihren Mann anzusehen.
»Du bist ja nicht besonders gesprächig!«, sagte er und legte besitzergreifend den Arm um sie. Eine Geste, die völlig untypisch für ihn war.
Anna zuckte unwillkürlich zusammen. Sie grübelte verzweifelt darüber nach, wie sie sich seinem widerlichen Annäherungsversuch würde entziehen können, als sie Klara brüllen hörte. Ohne zu überlegen, sprang sie wortlos auf und lief zum Kinderzimmer. Hinter sich hörte sie Christian derbe Flüche ausstoßen.
Als Anna oben im Kinderzimmer ankam, war alles in bester Ordnung. Die kleine Klara lag auf dem Rücken in ihrer Wiege. Sie hatte offensichtlich im Schlaf geschrien. »Danke, dass du mich vor ihm gerettet hast!«, hauchte Anna und betrachtete ihre geliebte Tochter voller Stolz. Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln. Ihr Mündchen machte schmatzende Geräusche, als träume sie davon, von der köstlichen Muttermilch zu trinken. Anna blieb noch eine ganze Weile dort stehen und betrachtete das kleine Geschöpf. Dann zog sie sich aus und legte sich in das Bett, das sie sich im Kinderzimmer hergerichtet hatte.
Anna war gerade eingeschlafen, als ein Poltern an der Tür sie aufschrecken ließ. Sie setzte sich im Bett auf, als die Tür aufgerissen wurde und Licht in das Kinderzimmer drang. »Kommst du freiwillig, oder soll ich nachhelfen?«, lallte Christian. Er klammerte sich am Türpfosten fest.
Anna kroch noch tiefer unter die Decke. Wenn bloß Klara nicht aufwacht!, dachte sie, als er sie bereits an den Füßen aus dem Bett zog. Mit einem lauten Knall krachte sie zu Boden. Alles tat ihr weh, aber das war ihr völlig gleichgültig. Viel wichtiger war ihr, dass sie ihm rechtzeitig entkam. Sie rappelte sich langsam auf, während er sie grinsend beobachtete. Sie schlüpfte an ihm vorbei zur Tür hinaus.
Bloß weg von dem Kind!, dachte sie, aber wohin? Sollte sie in den Salon flüchten, zu Paula oder ...?
Christian nahm ihr die Entscheidung ab. Entschlossen zog er die Kinderzimmertür hinter sich zu, packte Anna grob am Handgelenk und schleifte sie ins Schlafzimmer. Dort warf er sie auf das Bett und nestelte an seiner Hose herum. Dann griff er grob nach Annas Nachthemd, um es hochzuziehen. Anna aber wehrte sich aus Leibeskräften. Sie kratzte und biss, was ihren trunkenen Mann jedoch nur anzufeuern schien. Er keuchte und stöhnte vor Lust.
»Du kleine Kröte! So willst du es also. Kannst du haben.«
Mit einem Ritsch riss er ihr Nachthemd entzwei und knetete ihre Brüste wie Teig. Es schmerzte, aber sie gab keinen Mucks von sich. Sie wollte ihn nicht noch mehr erregen. Er ließ abrupt ihre Brüste los und fasste ihr ächzend zwischen die Schenkel. Anna überlegte fieberhaft. Sie wusste, dass er sie gleich überwältigen würde. Um ihn von seinem Vorhaben abzubringen, musste sie zu anderen Mitteln greifen.
Sie hatte den Gedanken noch gar nicht ganz zu Ende gedacht, als sie sich lauthals schreien hörte: »Fass mich nicht an, du Schwein! Ich habe dich gesehen in jener Nacht, als du Hine in den Bauch getreten hast. Geh mir aus den Augen, und wage es nie mehr, mich mit deinen dreckigen Fingern anzufassen!«
Erschrocken hielt sie inne. Das hatte sie nicht sagen wollen. Das nicht!
Wie vom Donner gerührt, ließ Christian von ihr ab, holte aus und schlug ihr mit voller Wucht mitten ins Gesicht.
Anna spürte den stechenden Schmerz, aber sie zuckte nicht einmal zusammen. Kämpferisch und ohne einen Laut von sich zu geben, funkelte sie ihn an. Es war ein ungleicher Kampf zwischen diesem Hünen und ihr, doch sie wollte ihn gewinnen. Plötzlich musste sie an die Maorikrieger denken und an die Entschlossenheit, die sie ausgestrahlt hatten.
Christian hob noch einmal die Hand, aber Anna zischte ungerührt: »Schlag mich ruhig! Die Wahrheit kannst du dadurch doch nicht aus der Welt schaffen.«
Da ließ er kraftlos den Arm sinken und wandte den Blick verlegen ab. Er schnaubte, als wolle er noch etwas sagen, erhob sich schwerfällig, griff nach seinen Sachen und verließ ächzend das Zimmer.
Anna atmete erleichtert auf, als sie die Haustür laut ins Schloss fallen hörte. Sie ahnte, was das zu bedeuten
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