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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Ausbruchs und versprach ihm schließlich, doch zu Johns Essen zu gehen.
    Schon beim Ankleiden fühlte sie eine gewisse Nervosität. Sie war nach der Geburt ihrer Tochter noch schmaler geworden. Das neue Kleid mit dem langen, weiten Rock aus dunkler Seide über der Tornüre, dessen eng geschnürte Korsage Annas Taille noch filigraner wirken ließ, saß wie angegossen. Dafür hatte sie ein wenig mehr Oberweite bekommen, die dem Dekollete, das bei einer Abendgarderobe durchaus erlaubt war, einen besonderen Reiz verlieh. Man könnte meinen, ich treffe mich mit einem Galan statt mit dem trauernden Witwer meiner Freundin, schoss es Anna durch den Kopf, und sie betrachtete sich kritisch. Ihre Aufmachung war ganz und gar nicht angemessen.
    Im Spiegel sah sie, dass sie bei diesem Gedanken rot angelaufen war vor Scham. Entschlossen zog sie das Kleid wieder aus und ersetzte es durch ein schlichtes, hochgeschlossenes Trauerkleid mit schwarzer Korsage. Die Anmutung war nun eine völlig andere, aber ihre Augen glänzten noch genauso wie zuvor. So hatte sie sich immer wahrgenommen, wenn sie Frederik zum Unterricht erwartete. Erschrocken über diese Erkenntnis, fuhr Anna zusammen. Dann stieß sie einen tiefen Seufzer aus. Sie konnte nicht zurück. Christian würde es ihr verübeln, wenn sie so kurzfristig absagte. Also verabschiedete Anna sich mit gemischten Gefühlen von Klara, die unter Paulas Aufsicht zurückblieb, und ließ sich mit der Kutsche zu John McDowell bringen.
 
    John begrüßte Anna herzlich und dankte ihr überschwänglich, weil sie auch ohne Christian gekommen sei. Ehe sie es sich versah, waren alle ihre Bedenken verschwunden und zwischen ihnen herrschte die vertraute Offenheit, wie es zwischen guten Freunden üblich ist. Bei einem üppigen Mahl, das von der Hausangestellten Stella zubereitet worden war, offenbarte John Anna ohne Scheu, wie sehr er das fröhliche Lachen seiner Frau vermisse.
    Anna legte mitfühlend die Hand auf seine und musste heftig schlucken, um die Tränen zu unterdrücken. Sie schilderte ihm, wie sehr auch ihr die patente Freundin fehle. Während sie redete, sah John sie unverwandt an und legte ganz plötzlich seine Hand auf ihre. Anna zitterte bei dieser Berührung, und ihr wurde plötzlich heiß. Überrascht von der Heftigkeit eines unbekannten Verlangens, schaute sie ihn an. Er hielt ihrem Blick stand. Sie konnte so vieles in seinen Augen lesen: Traurigkeit, Entschlossenheit - und Begehren.
    Anna wollte sich abwenden, aber es gelang ihr nicht. Das, was sie jetzt wahrnahm, war ihr fremd und vertraut zugleich. Noch kein Mann hatte sie jemals so zärtlich und begehrlich angesehen. Ohne den Blick von ihr zu lassen, streichelte John nun ihre Hand. Annas Herz klopfte bis zum Hals. Sie schlug die Augen verlegen nieder. Da spürte sie seine Lippen auf ihrem Mund. Noch nie zuvor hatte ein Mann Anna mit solcher Inbrunst geküsst. Selbst Annas Erinnerung an ihre erste Liebe verblasste in diesem Moment. Heiße Wellen strömten durch ihren Körper, und sie wünschte sich, es möge niemals zu Ende gehen.
    Als John schließlich zögernd seine Lippen von ihren gelöst hatte, schaute er an ihr vorbei ins Leere.
    »Entschuldigung!«, raunte er heiser. »Kannst du mir verzeihen?«
    »Natürlich, John«, flüsterte Anna.
    Schritte ertönten im Flur, und Stella betrat das Esszimmer, um das Geschirr des Hauptgangs abzuräumen. John hatte noch rechtzeitig seine Hand wegziehen können. Wie in einem Schwebezustand erlebte Anna den Rest des Abends.
    Sie erwähnten den Vorfall nicht und vermieden es fortan, sich direkt anzusehen. Stattdessen plauderten sie scheinbar unverfänglich über Mary und die Kinder. Auch zum Abschied reichten sie sich nur steif die Hand, doch allein das reichte aus, um Annas Körper erneut in Flammen zu versetzen.
    Sie betete während der gesamten Rückfahrt, dass Christian noch nicht zu Hause sein möge, damit er nichts von dem bemerkte, was mit ihr geschehen war, doch vergebens.
    Christian saß bereits im Wohnzimmer und erwartete sie, eine Zigarre rauchend. Er erzählte ihr voller Stolz, dass seine Mission erfolgreich verlaufen sei. Ohne Blut zu vergießen, hatte er die Maoris dazu bewogen, die Blockade im Hafen aufzugeben. Er wirkte sehr aufgekratzt, hatte eine schwere Alkoholfahne und verlangte von Anna, dass sie sich zu ihm setzte, doch sie entzog sich ihm unter dem Vorwand, nach Klara sehen zu müssen.
    »Ich habe gesagt, du sollst dich setzen!«, bellte er und sah Anna dabei mit zornig

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