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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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eingeredet, dass er sich für Johns Fest fertig machen müsse. Christian aber hatte nur unkontrolliert um sich geschlagen und gelallt: »Lass mich in Ruhe!«
    Da hatte Anna beschlossen, der Gesellschaft auch fernzubleiben, aber schließlich war Christian doch noch aufgewacht und hatte sie deshalb wüst beschimpft. In einem Tobsuchtsanfall befahl er Anna, allein zu John zu fahren. Unter Tränen hatte sie schließlich das Ballkleid angezogen, das sie bei Mister Hoang eigens für dieses Fest bestellt hatte.
    »Sie sehen entzückend darin aus!«, hatte Paula ausgerufen und zugleich einen besorgten Blick auf ihre verweinten Augen geworfen.
 
    Als die Kutsche vorfuhr, sah Anna sich noch einmal um in der Hoffnung, Christian würde doch noch in seinem feinen Zwirn aus der Haustür treten, doch vergeblich. Sie ahnte, dass sein Fernbleiben jede Menge Klatsch auslösen würde. Aber weit schlimmer war die Tatsache, dass Christians Geschäfte mittlerweile unter seinem ausschweifenden Lebenswandel litten. Anna bangte insgeheim um ihre und Klaras Existenz. Wenn da nicht das Geld wäre, das John ihr Monat für Monat für die Betreuung Timothys zusteckte ... Hin und wieder spielte sie mit dem Gedanken, mit ihrer Tochter nach Hamburg zurückzugehen, denn mit einem Kind konnten die Wortemanns sie schlecht abweisen. Doch dieser Flecken Erde war vor allem für Klara so etwas wie eine Heimat geworden, und sie wollte ihrer Tochter den Vater nicht nehmen.
 
    Die kleine Burg, wie John McDowells Anwesen in Dunedin genannt wurde, war hell erleuchtet. Kutschen stauten sich vor dem Eingang. Die ganze Stadt schien auf den Beinen. Anna war unwohl. Sollte sie sich wirklich allein in das Getümmel stürzen? Ihr Herz klopfte voller Vorfreude auf einen Tanz mit John, aber sie hasste die neugierigen Blicke der Klatschweiber, die mit Sicherheit jeden ihrer Schritte mit Adleraugen beobachten würden. Zögernd betrat sie den Salon.
    Emily Brown, die Frau des Richters Sam, begrüßte Anna überschwänglich mit den Worten: »Da hat Mister Hoang sich aber selbst übertroffen!« Etwas Lauerndes lag in ihrem Blick, der suchend umherschweifte. »Wo ist denn Ihr Gatte?« Das Lächeln war verschwunden.
    »Der konnte mich leider nicht begleiten. Er ist auf einer Geschäftsreise«, log Anna, ohne rot zu werden.
    Emily Brown legte sofort besitzergreifend die Hand auf den Arm ihres Sam. »Na, dann werden sich die Herren aber freuen«, erwiderte sie, was ihr einen strafenden Blick des Richters einbrachte, den die übergewichtige Emily übersah. »Böse Zungen munkeln, Ihr Mann habe sich ein Haus unten in Hafennähe neben der Handelsniederlassung zugelegt. Wollen Sie etwa umziehen?«
    Anna trieb es die Schamesröte ins Gesicht. Auch Sam Brown schien das Verhalten seiner Frau nicht zu billigen. »Dummes Geschwätz!«, murmelte er. »Geben Sie nichts darauf!«
    Emily hakte sich daraufhin bei ihrem Gatten unter, als wolle Anna ihn ihr wegnehmen. Dabei war der Richter ein untersetzter ältlicher Herr, der nicht gerade anziehend auf die Damen wirkte. Doch selbst wenn er ein schöner, stattlicher Kerl gewesen wäre, Annas Herz schlug nur für den einen. Und der näherte sich gerade schnellen Schrittes, als müsse er Anna aus Emilys Fängen retten.
    »Darf ich bitten?«, fragte John strahlend und reichte Anna den Arm.
    »Was hat die alte Hexe dir an den Kopf geworfen? Du sahst aus, als hättest du einen Geist gesehen«, raunte John ihr zu, während er sie zur Tanzfläche führte.
    »Ach, nichts!«
    Anna war nicht gewillt, sich den Abend verderben zu lassen. Dennoch verweilten ihre Gedanken bei Emilys Worten. Dass Christian sich mit anderen Frauen vergnügte, war eine Sache, aber dass er sich mit einer von ihnen offensichtlich ein eigenes Heim schuf und seine Ehefrau zum Gespött der Leute machte, erregte ihren Zorn. Wenn Emiliy Brown davon wusste, dann wusste es zweifellos bereits die ganze Stadt!
    Erst als John sie auf die Tanzfläche zog und den Arm um ihre Taille legte, vergaß sie Christian. Leicht wie eine Feder fühlte sie sich, als John sie herumwirbelte. Wie sie es genoss, mit diesem attraktiven Mann zu tanzen! Die Hitze seines Körpers, sein angenehm männlicher Duft, seine zupackenden Hände, seine gütigen Augen! Sie hatte schon oft mit ihm getanzt, und doch war es heute anders. Christian stand nicht am Rande der Tanzfläche und beobachtete jede ihrer Bewegungen. Sie waren allein. Nur John und sie. Anna versuchte alle Sorgen zu vergessen und sich ihren

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