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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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stellen Sie sich vor. Er hat seine Karte dagelassen für den Fall, das sich mögliche Angehörige mit ihm in Verbindung setzen wollen.« Er reichte ihr eine Visitenkarte. Sie warf einen flüchtigen Blick darauf.
    »Er ist Privatdetektiv«, murmelte Sophie, während sie John die Visitenkarte aushändigte.
    »Sieh mal einer an: Wilson, das alte Schlitzohr! Dem sollten Sie unbedingt einen Besuch abstatten!«, riet der Anwalt ihr.
    »Worauf Sie sich verlassen können! Gleich morgen werde ich in die Princes Street gehen!« Noch während sie das aussprach, schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf.
    Princes Street? War da nicht Klara zur Welt gekommen?
    Hastig verabschiedete Sophie sich und eilte nach draußen. Ihr war übel. Sie fühlte sich wie ausgesetzt in einem großen Labyrinth, dessen Wege alle in die Irre führten. Während der Fahrt zurück nach Dunedin hielt sie Emmas Handtasche, die sie erst vor ein paar Wochen gemeinsam gekauft hatten, so fest umklammert, als wäre sie das Einzige, was ihr von ihrer Mutter geblieben war. Eine knallrote Ledertasche von Mandarina Duck.

 
Dunedin, 19. Juli 1867
 
    Anna kuschelte sich noch tiefer in den Wollmantel, den sie über ihrem Ballkleid trug. Dieser kalte, stürmische und regnerische Wintertag lud nicht gerade zum Ausgehen ein. Sie stand vor der Tür ihres Hauses an der Princes Street und wartete bereits eine ganze Weile auf die bestellte Kutsche. Sie überlegte, ob sie noch einmal ins Kinderzimmer gehen sollte, um Klara und Timothy einen Abschiedskuss zu geben, doch das würde Paula bestimmt nicht gern sehen.
    »Sie sind doch nur auf ein Fest eingeladen und machen keine wochenlange Schiffsreise!«, hatte sie ihr deutlich zu verstehen gegeben, nachdem Anna die Kinder immer wieder geherzt und geküsst hatte. Paula hatte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, weil die beiden Anna stürmisch umarmt und dabei ihr Ballkleid hätten beschmutzen können.
    Sie seufzte. Nein, sie würde geduldig auf die Kutsche warten und sich auf John McDowells Abschiedsfest freuen, obwohl es gemischte Gefühle in ihr auslöste. Man hatte John kürzlich in das neue Parlament von Wellington gewählt, und er würde die Stadt nun in wenigen Tagen verlassen. Bei dem Gedanken, dass er fortging, wurde Anna sehr traurig zumute. Der einzige Trost war, dass er Timothy in ihrer Obhut lassen und jede freie Minute nach Dunedin reisen würde, um seinen Jungen zu besuchen. Mühsam hatte Anna ihn davon überzeugt, dass es seinem Sohn wesentlich besser in ihrem Haus ergehen würde als in der Fremde, wo er seinen Vater doch kaum zu Gesicht bekäme. Außerdem waren Klara und Timothy unzertrennlich, seit sie wie Geschwister aufwuchsen, denn die Tage verbrachte der kleine Blondschopf seit Marys Tod ohnehin bei Anna. Timothy war ihr längst wie ein eigenes Kind ans Herz gewachsen.
    Auch Christian liebte den Jungen über alles und verwöhnte ihn über die Maßen. Das hätte Anna sicher einen Stich gegeben, wenn ihr Mann Klara immer noch nicht wahrnehmen würde, aber sein Verhältnis zu seiner Tochter hatte sich grundlegend geändert. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Wenn er mit ihr zusammen war, wurden seine Züge weich und aus dem groben Klotz wurde ein großes tapsiges Kind, das auf dem Fußboden herumrobbte, auf dem Rücken die Tochter, die ihn mit Befehlen wie »Hüh, Pferdchen, hüh!« antrieb. Zu solcher Hingabe war Christian fähig, wenn er nüchtern war, was allerdings immer seltener vorkam.
    Wenn er abends überhaupt nach Hause zurückkehrte, dann meist volltrunken. Oft hörte sie ihn nachts vor der Tür ihres Schlafzimmers torkeln, das sie sich eingerichtete hatte und stets fest verschlossen hielt vor Angst, er könne versuchen, zu ihr einzudringen.
    Seit Christian Anna das erste Mal geschlagen hatte, lebten sie nicht mehr wie Mann und Frau zusammen, sondern gleichgültig nebeneinander her. Christian sorgte dafür, dass sie ein Dach über dem Kopf und genug zu essen hatten, sie kümmerte sich um den Haushalt und vor allem um die beiden Kinder - ihre ganze Freude. Außerdem begleitete sie ihn zu allen gesellschaftlichen Ereignissen und gab die schöne Frau an seiner Seite. Auf dem gesellschaftlichen Parkett der Stadt eine gute Figur zu machen war Christian immer sehr wichtig gewesen - bis heute. Ungepflegt war er erst gegen Mittag nach Hause getorkelt, hatte sich auf sein Bett geworfen und war durch nichts zu wecken gewesen.
    Geduldig hatte sich Anna zu ihm gesetzt und mit Engelszungen auf ihn

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