Der Fluch der Maorifrau
ganzer Mann!«, lallte Christians Stimme vor ihrer verriegelten Tür. Sie spürte ihr Herz schneller schlagen, rührte sich jedoch nicht.
»Ich werde mir mein Recht jetzt nehmen. Hast du verstanden, du kaltes Stück Fleisch, du!« Mit diesen Worten ließ er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür fallen. Es krachte gefährlich.
Anna kroch ein Stück tiefer unter die Bettdecke.
»Kommst du freiwillig in mein Bett, oder muss ich dich aus deinem Zimmer prügeln?«
Anna wurde eiskalt. Das war mehr als eine leere Drohung, und sie betete, der Spuk möge schnell vorübergehen.
Wieder krachte es laut, und er drohte: »Du Miststück, ich werde dich lehren, was es heißt, dem Manne untertan zu sein.«
Anna setzte sich im Bett auf. Holz splitterte. Schon wankte seine massige Gestalt ins Zimmer. Ehe sie sich versah, stand er neben ihrem Bett. Im Mondlicht wirkte er gespenstisch bleich.
»Ich frage dich ein letztes Mal: Lässt du mich freiwillig rein, oder soll ich dich windelweich prügeln?«, lallte er und beugte sich zu ihr hinunter. Eine Fahne billigen Fusels wehte ihr entgegen.
»Bitte, Christian! Nein!«, flehte sie. »Lass uns morgen darüber sprechen, wenn du wieder nüchtern bist.«
Das brachte ihn nur noch mehr in Rage. »Sag mir nicht, dass ich zu viel getrunken habe. Ich werde dir schon beweisen, dass ich meine Pflicht erfüllen kann.« Mit diesen Worten griff er nach ihrer Hand und presste sie an seinen Schritt.
Sie würgte gegen ihren Brechreiz an, als sie sein hartes Geschlechtsteil spürte. »Bitte. Nicht heute!«, bettelte sie, aber er schien sich durch nichts davon abbringen zu lassen.
Mit geringschätziger Miene musterte er den Brief auf dem Nachttisch und zischelte: »Ich brauche keine Frau, die schreiben kann, ich will eine, die mir zu Willen ist.«
Anna schnürte es vor Schreck die Kehle. Der Brief! Was würde geschehen, wenn er ihn las? »Gut, ich komme mit dir!«, versprach sie mit bebender Stimme und erhob sich. Ihre Knie zitterten. Niemals würde sie mit ihm gehen! Aber sie musste erst den Brief in Sicherheit bringen, bevor sie fortlief. Mit klopfendem Herzen griff sie zielgerichtet danach und ließ ihn geschickt unter ihrem Kopfkissen verschwinden, während sie seine Aufmerksamkeit mit ihren Worten zu fesseln versuchte: »Mach mit mir, was du willst. Du bist mein Mann!«
Schon wähnte sie den Brief in Sicherheit, als sie ein teuflisches Grinsen in seinem Gesicht wahrnahm. Unsanft schubste er sie zur Seite und holte triumphierend das Schreiben unter dem Kopfkissen hervor. Mit kaum verständlicher Stimme las er ihre Worte an John immer und immer wieder laut vor, als begriffe er nicht, was das zu bedeuten hatte. Dann ließ er das Schreiben jäh fallen, packte sie, warf sie auf das Bett, riss das Nachthemd nach oben, drückte ihre Beine grob auseinander und schimpfte lauthals: »Du Hure, du elende Hure!« Dabei machte er Anstalten, in sie einzudringen, doch er trug noch seine Hose. Er ließ von ihr ab, um sich auszuziehen. Fieberhaft nestelte er an sich herum.
Anna überlegte fieberhaft. Was konnte sie nur tun, um seiner Rache zu entkommen? Erleichtert bemerkte sie, dass er körperlich nicht in der Lage sein würde, in sie einzudringen. Anna wollte bereits aufatmen, doch da riss er sie am Haar hoch und lallte: »Du hast mich entmannt. Du hast mich betrogen. Ruf nur nach deinem John, aber er wird dich nur noch einmal sehen. Auf deiner Beerdigung!«
Unter groben Flüchen packte er sie unter den Achseln und schleppte sie zur Treppe. Anna hatte immer noch Hoffnung, dass er von ihr ablassen würde, bis sie einen Tritt im Kreuz spürte. Im Fallen dachte sie nur, wie gut es doch sei, dass Klara nicht im Haus war. Kurz vor dem Aufprall murmelte sie: »Mein Kind!«
Dunedin, 28. Dezember 2007
Das Büro des Detektivs befand sich in der Malvern Street. Sophie spürte ihre Müdigkeit, als sie den Klingelknopf drückte. Sie hatte in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan und würde wohl immer noch lesen, wenn sie den Besuch bei Wilson nicht noch im alten Jahr hätte erledigen wollen.
Ein untersetzter Mann mit Glatze und einem beachtlichen Bauch, den er durch ein viel zu buntes Hawaii-Hemd zu kaschieren suchte, empfing sie.
»Mein Name ist Sophie de Jong. Ich muss einfach erfahren, was meiner Mutter passiert ist, bevor ich zurück nach Deutschland fliege.«
»Eine schreckliche Geschichte, dieser Unfall! Mein herzliches Beileid«, murmelte er, während er sie eindringlich musterte. »Wie
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