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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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hatte sofort das Haus verlassen mit den Worten: »Warte nicht auf mich. Geh allein. Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme.« Das war heute Morgen gewesen, und nun war es fast Abend.
    Als Anna sich dem Haus näherte, hielt ein Pferdewagen. Auf dem Kutschbock saß eine schlanke Frau, ein wenig älter als sie selber, daneben eine füllige, zusammengesunkene Gestalt. Anna wurde schreckensbleich. Was hatte das zu bedeuten? Die Frau stieg ab und half Christian aus dem Wagen.
    »Anna, ich schwöre dir, ich habe keinen Tropfen getrunken!«, lallte er. Seine Whiskeyfahne strafte ihn Lügen.
    Die fremde Frau erklärte entschuldigend: »Ich war gerade auf dem Weg zur Kirche. Da ist mir Ihr Mann beinahe vor den Wagen gelaufen.« Mit diesen Worten streckte sie Anna eine Hand entgegen. »Mein Name ist Melanie McLean.«
    Zögernd nahm Anna sie entgegen. »Anna Peters!«, sagte sie steif und betrachtete die Frau. Sie hatte ein schmales, offenes Gesicht und auffallend helles Haar.
    Christian torkelte nun grußlos an ihr vorüber ins Haus. Anna wollte ihm folgen, doch die Fremde hielt sie mit einer sanften Geste zurück. »Ich möchte mich nicht aufdrängen, aber, wenn Sie Hilfe brauchen ...«
    »Ich brauche keine Hilfe!«, entfuhr es Anna schroff. »Mein Mann hat seit vier Jahren keinen Tropfen angerührt!«
    »Ich möchte Ihnen auch nicht zu nahe treten«, erklärte Melanie McLean mitfühlend. Dann ging sie zum Flüsterton über. »Nur wenn Sie das Gespräch unter Gleichgesinnten doch einmal benötigen sollten, dann schließen sie sich uns an. Wir treffen uns einmal im Monat, beten zu Gott, dass der Teufel Alkohol unsere Männer nicht zerstören möge, oder beten um die Seelen derer, die er sich bereits geholt hat. Darf ich Ihnen eine Nachricht zukommen lassen, wann wir uns das nächste Mal treffen?«
    Anna schaute Melanie verblüfft an. Ich habe kein Interesse, mich mit den Frauen anderer Säufer auszutauschen, dachte sie grimmig.
    »Kommst du endlich? Ich muss mit dir reden! Deine saubere Familie - alles Verbrecher, aber das werden sie mir büßen«, lallte Christian nun weinerlich.
    »Gut! Und vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte Anna hastig und verabschiedete sich knapp von Melanie McLean, um ihren Mann zu stützen, der gefährlich schwankte.
    Christian war außer sich. Er redete in unzusammenhängenden Sätzen, und es dauerte eine Weile, bis Anna begriff, was er mitteilen wollte.
    Onkel Rasmus hatte die Niederlassung geschlossen. Ohne Vorwarnung. Christan hatte am Morgen vor verschlossenen Türen gestanden; die Firmenschilder waren entfernt worden, und ein Vertreter der Firma Wortemann hatte ihm nur noch erlaubt, seine persönlichen Sachen aus dem Kontor zu holen. Angeblich hatte die Niederlassung keinen Gewinn mehr abgeworfen.
    »Verbrecher! Alle Verbrecher! Undankbares Lumpenpack!«
    Anna sah ein, dass ein vernünftiges Gespräch unmöglich war. Ihr blieb nur noch eines: ihren Mann ins Bett zu bringen.
    Während sie ihn die Treppen nach oben bugsierte, roch sie es. Außer einer Fahne nach Fusel klebte ein schwerer Rosenduft an ihm. Wie gut, dass er wenigstens nicht um sich schlägt!, dachte Anna, während sie ihn zudeckte.
    Christian schloss die Augen, aber dann schoss er noch einmal hoch. »Dieses Weib, dieses elende Weib! Was ich alles für sie getan habe! Und dann verlässt sie mich, nur weil ich kein Geschäft mehr habe. Undankbares Miststück!«
    Er ist in seiner Not zu seiner Geliebten gerannt, aber die hat ihn nicht mehr gewollt! Die Erkenntnis schmerzte Anna. Dennoch hoffte sie, dass dieses Besäufnis nur ein Ausrutscher war und es ihm morgen wieder besser gehen würde. Nur gut, dass Klara bei den McDowells übernachtete.
 
    Annas Hoffnung erfüllte sich nicht. Christian verbrachte die folgenden Tage im Bett. Er jammerte, stieß wüste Flüche aus und trank offensichtlich weiter. Es war ihr ein Rätsel, wie Christian an Alkohol kam.
    Am dritten Tag fasste sie sich ein Herz. Sie suchte John auf und bat ihn händeringend, etwas für Christian zu tun. Bei diesem Gespräch erkannte sie den Schmerz unter seiner fröhlichen Fassade. Es war offensichtlich, dass es ihn quälte, sie an der Seite dieses Mannes zu wissen.
    John versprach, Christian eine Stellung bei einer schottischen Handelsniederlassung zu verschaffen. Dort würde er zwar weniger Geld verdienen als bisher, dafür aber nicht die Verantwortung für das Unternehmen tragen.
    Und man würde beide Augen zudrücken, sollte der neue Mitarbeiter hin und wieder an

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