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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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weiß getünchten Mauern umgeben waren; vor jedem Gartentor stand ein Soldat in Felduniform mit Maschinenpistole. Jedoch die Soldaten waren nicht sonderlich wachsam. Einer hatte sogar seine Waffe auf die Mauer gelegt, um sich besser mit einem Straßenpassanten unterhalten zu können.
    »Was sind das für Häuser?« fragte Erica.
    »Das sind die Wohnhäuser von Ministern«, sagte Achmed.
    »Warum werden sie bewacht?«
    »In diesem Land kann es gefährlich sein, wenn man ein hoher Beamter ist. Man kann es nicht jedem recht machen.«
    »Sie sind doch ein hoher Beamter«, stellte Erica fest.
    »Ja, aber bedauerlicherweise kümmern sich die Leute nicht sonderlich um meine Abteilung.« Sie fuhren schweigend weiter, während das erste Mondlicht silbrig durch die leise raschelnden Palmblätter fiel.
    »Da steht das Karnaker Büro des Department of Antiquities«, sagte Achmed und wies auf ein Gebäude an der Uferstraße. Wenn sie den Blick hob, konnte Erica die erste Reihe der wuchtigen Säulen des Amun-Tempels erspähen, erhellt vom Schein des aufgegangenen Mondes. Sie fuhren direkt auf den Eingang zu und stiegen aus der Droschke. Erica kam sich wie verzaubert vor, als sie den kurzen, von widderhäuptigen Sphinxen gesäumten Prozessionsweg entlangschritten. Das diffuse Licht des Mondes verbarg den verfallenen Teil des Tempels, so daß er wirkte, als stünde er noch in voller Größe da. Mit langsamen Schritten durchquerten sie die tiefen,düsteren Schatten der Eingangshalle und gelangten alsbald in den Haupthof. Unvermittelt nahm Achmed Ericas Hand, als sie den weiten Hof überquerten und die große Säulenhalle betraten. Ihr Weg glich einer Reise in die Vergangenheit.
    Die Halle wirkte wie ein Wald aus dicken steinernen Säulen, die in den Nachthimmel emporragten. Ein Großteil der Hallendecke fehlte, und die Mondstrahlen fielen herab, tauchten die Säulen, ihre umfangreichen Hieroglyphentexte und stolzen Reliefs in silberne Helligkeit.
    Sie sprachen nicht; sie spazierten nur wortlos Hand in Hand dahin. Nach einer halben Stunde geleitete Achmed Erica durch einen Nebeneingang hinaus und zurück zur ersten Säule. An der Nordseite führte eine Treppe aus Ziegelsteinen hinauf zu dem rund vierzig Meter hohen Dach des Tempels. Von dort aus vermochte Erica das gesamte eineinhalb Kilometer im Quadrat große Tempelgebiet Karnaks zu überblicken. Es war ein ehrfurchtgebietender Anblick.
    »Erica …«
    Sie drehte den Kopf. Achmed hatte den Kopf seitwärts gewandt und musterte sie wohlgefällig.
    »Erica, ich finde Sie sehr schön.«
    Sie liebte Komplimente, obwohl sie dabei stets ein wenig verlegen wurde. Sie neigte den Kopf, als Achmed eine Hand hob und ihr mit den Fingerspitzen sachte über die Stirn strich. »Danke, Achmed«, sagte sie bloß.
    Als sie wieder aufblickte, bemerkte sie, daß Achmed sie noch immer betrachtete. Sie sah ihm an, wie es innerlich in ihm arbeitete »Sie erinnern mich an Pamela«, brachte er schließlich hervor.
    »So?« meinte Erica. Daß sie ihn an eine verflossene Freundin erinnerte, war nicht unbedingt das, was sie hören wollte, aber sie ahnte, daß Achmed seine Äußerung als Kompliment meinte. Sie lächelte matt und richtete ihren Blick in die vom Mondschein erhellte Ferne. Vielleicht war ihre Ähnlichkeit mit Pamela der Grund, warum sich Achmed mit ihr traf?
    »Sie sind schöner. Aber es ist weniger Ihre Erscheinung, die mich an sie erinnert. Es ist eher Ihre Offenheit, Ihre Warmherzigkeit.«
    »Hören Sie, Achmed, ich weiß nicht, ob ich Sie richtig verstehe. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, stellte ich ein paar unschuldige Fragen nach Pamela und wollte wissen, ob Ihr Onkel sie kennengelernt hat, und da sind Sie in die Luft gegangen. Und jetzt haben Sie kein anderes Thema als Pamela. Ich finde das nicht sonderlich gerecht.«
    Eine Zeitlang standen sie schweigsam beisammen. Achmeds unausgelebte Leidenschaft zog sie an, aber schüchterte sie auch gleichzeitig ein; die zerschmetterte Teetasse haftete noch deutlich in Ericas Erinnerung. »Glauben Sie, daß Sie an einem Ort wie Luxor leben könnten?« fragte Achmed, ohne seinen Blick vom Nil zu wenden.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete sie. »Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Sehr schön ist es ja hier.«
    »Es ist mehr als schön. Es ist zeitlos.«
    »Ich würde den Harvard Square vermissen.«
    Achmed lachte auf, und die Spannung lockerte sich. »Harvard Square. Was für ein verrückter Ort. Übrigens, Erica, ich habe über

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