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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Ihren Entschluß nachgedacht, sich gegen den Schwarzhandel einzusetzen. Ich glaube, ich habe meiner Warnung nicht genug Nachdruck verliehen. Die Vorstellung, Sie könnten sich auf solche Sachen einlassen, macht mir angst. Bitte nehmen Sie davon Abstand. Der Gedanke, Ihnen könnte etwas zustoßen, ist mir unerträglich.«
    Er beugte sich vor und küßte sie sanft auf die Schläfe. »Kommen Sie. Sie müssen den Obelisken der Hatschepsut im Mondschein sehen.« Er nahm sie an der Hand und führte sie die Treppe aus Ziegelsteinen hinunter.
     
    Das Essen war eine Pracht. Da sie über eine Stunde lang durch die Schönheiten Karnaks gestreift waren, konnten sie sich erst kurz nach dreiundzwanzig Uhr zu Tisch setzen. Das kleine Restaurant am Ufer des Nils kuschelte sich unter dem Blattwerk hoher Dattelpalmen. Die Datteln waren fast pflückreif, und Netze hinderten die runden roten Früchte in den Palmwipfeln am Abfallen.
    Die Spezialität des Restaurants war Kebab mit grünem Pfeffer, Zwiebeln und Lamm in einer Marinade aus Knoblauch, Petersilie und Minze, dazu gab es geschälte Tomaten und Artischocken; man servierte das Ganze auf Reis. Es handelte sich um ein Gartenrestaurant, das offensichtlich sehr beliebt war bei der in Luxor lebenden Mittelschicht; die Anwesenden unterhielten sich lebhaft untereinander.
    Touristen sah man keine.
    Seit ihrer Unterhaltung auf dem Tempeldach wirkte Achmed merklich gelöster. Nachdenklich strich er sich den Schnurrbart, als Erica ihm von ihrer vor kurzem fertiggestellten Dissertation mit dem Thema »Syntaktische Entwicklung der Hieroglyphen des Neuen Reiches« erzählte. Er lachte laut auf, als sie verriet, daß sie als hauptsächliches Quellenmaterial ihrer Arbeit altägyptische Liebesdichtungen benutzt hatte. Den Gebrauch von Liebesdichtungen für derartig esoterische Forschungen fand er originell.
    Erica fragte Achmed nach seiner Kindheit. Er erklärte, er sei als sehr glückliches Kind in Luxor aufgewachsen. Deshalb kehre er so gerne hierher zurück. Sein Leben sei erst so kompliziert geworden, seit er in Kairo arbeiten mußte. Er erzählte ihr, daß im 1956er Krieg sein Vater schwer verwundet worden war, sein älterer Bruder gefallen. Seine Mutter hatte zu den ersten Frauen dieser Gegend gezählt, die ein College und eine Hochschule besucht hatten. Sie hatte beim Department of Antiquities arbeiten wollen, aber damals war das als Frau noch unmöglich gewesen; heute wohnte sie in Luxor und war zeitweise für eine ausländische Bank tätig. Achmed ergänzte, daß er auch noch eine jüngere Schwester habe, die im Innenministerium bei der Zollbehörde arbeite.
    Nach dem Essen bekamen sie in kleinen Tassen arabischen Kaffee serviert. Ihre Konversation erlahmte etwas, und Erica hielt den Zeitpunkt für geeignet, um eine Frage anzubringen. »Gibt es hier in Luxor ein Einwohnerverzeichnis, in dem man nach einer bestimmten Person nachschauen kann?«
    Achmed antwortete nicht sofort. »Vor ein paar Jahren haben wir eine ordnungsgemäße Volkszählung durchzuführen versucht, aber leider ohne großen Erfolg. Die entsprechenden Daten sind, soweit sie vorliegen, im Amt neben der Hauptpost einsehbar. Ansonsten gibt’s nur noch die Polizei. Warum fragen Sie?«
    »Nur so aus Neugier«, wich Erica aus. Sie überlegte, ob sie Achmed gegenüber ihr großes Interesse an dem Diebstahl an Tutanchamuns Grabschatz im Altertum erwähnen solle, doch befürchtete sie, er könne sie am Forschen hindern – oder, was sie als noch schlimmer empfunden hätte, sie auslachen, wenn er hörte, daß sie Sarwat Raman aufspüren wollte. Ihr kam dieser Einfall selber reichlich grotesk vor. Der letzte ihrbekannte Hinweis auf den Mann war bereits siebenundfünfzig Jahre alt.
    In diesem Moment sah Erica den Mann im schwarzen Anzug wieder. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, weil er mit dem Rücken zu ihr saß, aber die Art und Weise, wie er sich über sein Essen duckte, war ihr schon vertraut. Er zählte zu den wenigen Gästen, die keine arabische Kleidung trugen. Achmed bemerkte, daß sie stutzte. »Was ist los?« fragte er.
    »Ach, nichts«, erwiderte Erica und riß sich aus ihrer Erstarrung.
    Die Tatsache, daß Achmed bei ihr war, berechtigte zu ernstem Zweifel, ob der Mann im schwarzen Anzug für das Department of Antiquities arbeite. Wer war er?

 
7. Tag
     
Luxor, 8 Uhr 15
     
    Der Klang der Tonbandstimme aus der kleinen Moschee, die neben dem Tempel von Luxor stand, weckte Erica aus einem gräßlichen Alptraum. Sie

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