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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Tal der Könige, das war genau die richtige Position, von welcher aus ein kluger Kopf Schwarzmarktgeschäfte betreiben konnte. Dann sah Erica plötzlich die Verkaufsbude und Raman im Zusammenhang. »Ist das dieselbe Bude, die Ihr verstorbener Mann, Sarwat Raman, gebaut hat?«
    »Ja, ja. Bitte, Miss Baron, gehen Sie jetzt.«
    Mit einem Mal fiel es Erica wie Schuppen von den Augen. Auf Anhieb gab es jetzt für alles eine Erklärung. Der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen war die Bude im Tal der Könige.
    »Aida«, sagte Erica in fieberhafter Erregung, »hören Sie zu. Wie schon Ihr Mann gesagt hat, gibt es keinen ›Fluch der Pharaonen‹, und ich kann es beweisen, aber nur, wenn Sie mir helfen. Aber bitte verraten Sie niemandem, auch nicht Ihren Verwandten, daß ich noch einmal bei Ihnen gewesen bin. Man wird bestimmt nicht danach fragen, das dürfen Sie mir glauben. Ich bitte Sie nur, daß Sie nicht von sich aus über meinen zweiten Besuch reden. Bitte!« Erica packte Aida an den Oberarmen, um sie von der Dringlichkeit ihrer Bitte zu überzeugen.
    »Sie können beweisen, daß mein Mann recht hatte?«
    »Hundertprozentig«, antwortete Erica.
    Aida nickte. »Also gut.«
    »Ach, noch was«, sagte Erica. »Ich brauche eine Taschenlampe.«
    »Ich habe bloß eine Öllampe.«
    »Die wird genügen«, sagte Erica.
    Als sie sich verabschiedete, umarmte Erica die Greisin, aber Aida blieb gleichgültig und unzugänglich. Ericastand für ein Weilchen im Schatten des Hauses, in ihren Händen die Öllampe sowie einige Zündholzheftchen, und beobachtete das Dorf. Totenstille herrschte rundum. Der Mond hatte den Zenit überschritten und hing nun am westlichen Himmel. In Luxor zeugten noch helle Lichter vom Nachtleben.
    Erica nahm denselben Pfad wie zwei Tage zuvor und schleppte sich zum Hügelkamm hinauf. Trotz allem fiel der Aufstieg im Mondschein leichter als unter der glutheißen Sonne.
    Sie wußte, daß sie ihre neu gefaßten Vorsätze umstieß, das ganze Geheimnis Yvon und die Polizei aufklären zu lassen. Aber die Unterhaltung mit Aida hatte ihre Begeisterung für die Vergangenheit erneut angefacht. Der unvermutete Durchgang von der Gruft Ahmoses in die öffentlichen Katakomben hatte ihr unerwartet eine zusammenfassende Erklärung für die verschiedenen Geschehnisse geliefert, und ebenso eine Lösung für die Inschrift der Sethos-Statuen und des Papyrustextes. In Anbetracht der Erkenntnis, daß Mohammed Abdulal nicht einmal im Traum darauf käme, daß sie frei herumlief, fühlte sich Erica einigermaßen sicher. Selbst wenn er ins Grab des Ahmose einmal einen Blick tun wollte, würde es Tage beanspruchen, die schwere Verschlußplatte zu heben. Erica meinte, genügend Zeit zu haben, um zuerst dem Tal der Könige und Ramans Verkaufsstand einen Besuch abzustatten. Wenn ihre Vermutung sich bestätigte, würde sie ein Geheimnis entdecken, angesichts dessen Tutanchamuns Grab nebensächlich erschien.
    Auf der Höhe des Hügelkamms blieb sie stehen, um zu verschnaufen. Leise pfiff der Wüstenwind um die kahlen Gipfel und erhöhte das Gefühl der Einsamkeit. Von ihrem Standpunkt aus konnte sie ins dunkle, abweisende Tal der Könige hineinblicken und das Gewirr ausgetretener Pfade erkennen.
    Erica konnte ihr Ziel sehen. Verkaufsbude und Rasthaus hoben sich deutlich von der kleinen felsigen Erhöhung ab, auf der sie standen. Der Anblick ermutigte sie, und sie setzte ihren Weg ohne Umschweife fort, machte sich behutsam an den Abstieg, um nicht kleine Geröllawinen auszulösen. Sie wollte nicht die Aufmerksamkeit von Leuten erregen, die sich vielleicht im Tal aufhielten. Sobald sie die Richtung zum alten Arbeiterdorf der Nekropole eingeschlagen hatte, ebnete sich der Pfad zusehends, und sie kam leichter und schneller voran. Ehe sie einen der sorgfältig angelegten, von Steinen gesäumten Wege betrat, die zwischen den Gräbern verliefen, hielt Erica nochmals inne, um zu lauschen. Sie konnte nichts hören als die Geräusche des Windes und gelegentlich den Schrei einer Fledermaus im Flug.
    Geschwind und lautlos suchte Erica die Mitte des Tals auf und stieg die Stufen zum Verkaufsstand hinauf. Wie erwartet, war die Tür verrammelt und verschlossen. Erica ging nun auf die Veranda, und von dort aus ließ sie ihren Blick durch das Dreieck schweifen, das Tutanchamuns Grab, die Gruft Sethos’ I. und die Verkaufsbude bildeten. Dann schlich sie an die Rückseite des Steinbaus und in die übelriechende Damentoilette. Sie hielt ein Streichholz an Aidas

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