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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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lang blind darauf ein.
    Schließlich hörte sie auf und zündete wieder ein Streichholz an. Wo zuvor nur ein Riß gewesen war, befand sich jetzt ein kleines Loch, so groß, daß sich ein Finger hindurchschieben ließ. Dahinter lag ein Hohlraum, und sie spürte – das war noch wichtiger – einen kühlen Luftstrom. Erica schlug weiterhin, erneut im Finstern, auf die kleine Öffnung ein, bis sie plötzlich unter ihrem Granitbrocken eine Bewegung wahrnahm. Wieder entzündete sie ein Streichholz. Im Winkel von Fußboden und Wand verlief ein Riß und endete in einem kurzen Bogen in der mittlerweile etwas erweiterten Lücke. Erica konzentrierte die Schläge auf diese Zwischenstelle, hielt dabei das Zündholz in der Linken. Plötzlich löste sich ein großes Stück Gipsmörtel und verschwand. Einen Moment später hörte Erica es aufprallen. Das Loch durchmaß nun etwa dreißig Zentimeter. Als Erica erneut ein Streichholz anzünden wollte, löschte der Luftstrom es sofort aus. Behutsam streckte sie ihre Hand durch die Öffnung, als fasse sie ins Maul eines Raubtiers. Sie spürte auf der anderen Seite der Wand eine glatte, verputzte Oberfläche. Sie strich mit der Handfläche nach oben und ertastete eine Decke. Sie hatte eine andere Räumlichkeit entdeckt, diagonal unter jenem Raum gebaut, in dem sie sich befand.
    Langsam, aber sehr aufgeregt erweiterte Erica dieÖffnung. Sie arbeitete im Dunkeln, da sie keine weiteren Zündhölzer mehr opfern wollte. Endlich war das Loch groß genug, um den Kopf durchzustecken. Sie suchte sich eine Handvoll Steinchen zusammen, streckte sich der Länge nach am Fußboden aus und schob den Kopf in die Öffnung. Sie ließ die Steine hinunterfallen und lauschte auf ihren Aufprall. Der andere Raum war anscheinend nicht ungewöhnlich tief und besaß einen Sandboden.
    Erica nahm das Papier aus ihrer Zigarettenschachtel und zündete es an. Das brennende Papier warf sie durch das Loch. Die Flamme erlosch, aber die restliche Glut trudelte in einer Spirale abwärts. In rund zweieinhalb Meter Entfernung blieb sie still liegen. Erica sammelte noch einige Steine und warf sie in verschiedene Richtungen durch die Öffnung, um sich einen Begriff von den Ausmaßen des jenseitigen Raumes zu verschaffen. Allem Anschein nach war der Raum viereckig. Und was Erica besonders freute, war der beständige Luftstrom.
    Eine Zeitlang saß sie in der tintenschwarzen Dunkelheit und überlegte, was sie nun anfangen sollte. Wenn sie in den neu entdeckten Raum hinabkletterte, verbaute sie sich womöglich die Rückkehr in das Grab, worin sie sich gegenwärtig aufhielt. Aber was machte das schon für einen Unterschied? Das wirkliche Problem bestand darin, soviel Mut aufzubringen, um durch das Loch zu steigen. Nebenbei verfügte sie bloß noch über ein halbvolles Zündholzheftchen.
    Erica ergriff ihre Segeltuchtasche. Sie zählte bis drei und warf die Tasche durch das Loch. Dann rutschte sie auf allen vieren näher und schob ihre Beine in die Lücke. Ihr war zumute, als werde sie verschluckt. Langsam wand sie sich immer weiter ins Dunkel des anderen Raumes, bis die Kappen ihrer Schuhe gegen die glatte, verputzte Wand des unteren Raums stießen. Wie ein Taucher, der sich zum Sprung ins kalte Wasser erst durchringen muß, schob Erica ihren Körper langsam durch das Loch ins schwarze Nichts. Als sie letztlich fiel, ruderte sie mit den Armen, damit sie mit den Füßen zuerst aufkam, weil der Sturz ihr unheimlich lange vorkam. Sie prallte unten auf und fiel rücklings auf einen sandigen, mit Geröll übersäten Untergrund. Sie war unverletzt.
    Der Schrecken vor dem Unbekannten brachte sie sofort auf die Beine, aber sie geriet erneut aus dem Gleichgewicht und stolperte diesmal vornüber. Eine dicke Staubwolke verschlug ihr den Atem. Ihre vorgestreckte rechte Hand fiel auf einen Gegenstand, der ihr ein Stück Holz zu sein schien. Sie hielt es fest, in der Hoffnung, sie könnte es als Fackel benutzen.
    Endlich konnte sie aufstehen. Sie packte ihren Fund mit der linken Hand, um mit der Rechten die Streichhölzer aus der Tasche ihrer Jeans zu klauben. Aber da fühlte sich der Gegenstand nicht länger wie ein Stück Holz an. Sie tastete ihn mit beiden Händen ab und erkannte, daß es sich um einen mumifizierten Unterarm samt Hand handelte; Reste von Binden baumelten daran, schleiften im Dunkeln nach. Angeekelt warf Erica das scheußliche Ding weg.
    Zitternd holte Erica die Streichhölzer heraus und zündete eines an. Als das Licht des

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