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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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an und drehte dann den Kopf weg.
    »Ich habe geahnt«, sagte er, ohne sie anzuschauen, »daß man mit Ihnen Schwierigkeiten bekommt.«
    »Ich, Schwierigkeiten?« Sie bemerkte, daß er Handschellen trug, und schrak zurück.
    Der Lieferwagen ruckte vorwärts, und die beiden Fahrgäste mußten sich festhalten. Erica fühlte Schweiß an ihrem Rücken hinabrinnen.
    »Sie haben sich vom ersten Augenblick an sonderbar verhalten«, sagte Selim, »vor allem im Museum. Sie hatten irgendwas vor. Aber ich werde alles sagen.«
    »Ich …«, begann Erica. Aber sie sprach nicht weiter.
    Furcht hinderte sie am Denken. Sie hätte den Mord an Hamdi doch anzeigen sollen.
    Selim starrte sie an und spie auf den Boden des Lieferwagens.

 
Kairo, 15 Uhr 10
     
    Als Erica aus dem Lieferwagen stieg, erkannte sie die Ecke am El-Tahrir-Platz. Sie wußte, daß es von hier aus nicht weit zum Hilton war, und wünschte, sie könnte jetzt auf ihr Zimmer gehen, einige Telefonate führen und Hilfe suchen. Der Anblick von Selim in Handschellen hatte ihre Angst noch verstärkt, und sie fragte sich, ob sie jetzt verhaftet war.
    Man geleitete sie und Selim ins Polizeipräsidium, in dem es geradezu von Menschen wimmelte. Hier wurden sie getrennt. Man nahm Ericas Fingerabdrücke, fotografierte sie und brachte sie zuletzt in ein Zimmer ohne Fenster. Dort salutierten ihre Bewacher zackig vor einem Araber, der an einem schlichten Holztisch in einer Akte las. Ohne aufzublicken, winkte er mit der rechten Hand, und Ericas Begleiter gingen hinaus, schlossen leise die Tür. Erica blieb stehen. Das Schweigen wurde nur vom Rascheln der Akten unterbrochen. Die grelle Beleuchtung ließ seinen Kahlkopf glänzen wie einen blankgeputzten Apfel. Seine Lippen waren dünn und bewegten sich andeutungsweise beim Lesen. Er trug eine peinlich saubere, weiße Dienstuniform mit hohem Stehkragen. Ein schwarzer Lederriemen verlief unter dem linken Schulterstück über die Schulter und war in Hüfthöhe an einem breiten braunen Gürtel befestigt, an dem ein Halfter mit automatischer Pistole hing. Der Mann wendete die letzte Seite um, und Erica sah, daß hinten am Schriftstück ein amerikanischer Paß angeheftet war. Sie hoffte, daß sie es mit einem vernünftigen Menschen zu tun hatte.
    »Bitte nehmen Sie Platz, Miss Baron«, begann der Polizist; er blickte noch immer nicht auf. Seine Stimme klang unbeteiligt und fest. Er trug einen Schnurrbart, schmal wie ein Messerrücken, und seine lange Nase bog sich an ihrer Spitze nach innen.
    Wortlos setzte sich Erica auf den hölzernen Stuhl vor dem Tisch. Darunter sah sie, gleich neben den polierten Stiefeln des Polizisten, ihre Segeltuchtasche. Sie hatte sich schon gesorgt, daß sie diese nie wiedersehen würde.
    Der Polizist legte die Akte auf die Tischplatte und nahm den Paß zur Hand. Er klappte ihn auf und betrachtete das Foto, sein Blick wanderte mehrmals zwischen Erica und ihrer Fotografie hin und her. Dann legte er den Paß neben das Telefon auf den Tisch.
    »Ich bin Leutnant Iskander«, stellte sich der Polizist vor und faltete auf der Tischplatte die Hände. Er schwieg für einen Moment und sah Erica eindringlich an. »Was ist im Serapeum passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, stammelte Erica. »Ich kletterte gerade auf ein Gerüst, um einen Sarkophag von oben zu besichtigen, als mich jemand von hinten umrannte. Dann fiel jemand auf mich drauf, und das Licht erlosch.«
    »Haben Sie gesehen, wer sie niedergeworfen hat?« Er sprach mit leicht britischem Akzent.
    »Nein«, antwortete Erica. »Es ging alles viel zu schnell.«
    »Das Tatopfer ist erschossen worden. Haben Sie Schüsse gehört?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich habe zwar Geräusche gehört, als ob jemand einen Teppich klopfte, aber keine richtigen Schüsse.«
    Leutnant Iskander nickte und schrieb etwas in die Akte. »Was geschah dann?«
    »Ich kam nicht unter dem Mann hervor, der auf mich gefallen war«, berichtete Erica und entsann sich wieder an ihr Entsetzen. »Ich hörte Schreie, aber ganz sicher bin ich mir nicht. Ich erinnere mich noch, daß irgend jemand mit Kerzen kam. Dann half man mir beim Aufstehen, und ich hörte, daß der Mann tot sei.«
    »Ist das alles?«
    »Erst kamen die Wärter, dann traf die Polizei ein.«
    »Haben Sie den Mann gesehen, der erschossen worden ist?«
    »Nicht richtig. Ich fürchtete mich, hinzusehen.«
    »War er Ihnen vorher schon einmal begegnet?«
    »Nein«, antwortete Erica.
    Iskander griff unter den Tisch, hob die Segeltuchtasche hoch

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