Der Fluch der Sphinx
mir viele Fragen beantwortet. Hast du irgendeine Ahnung, wer dahinterstecken könnte?«
»Ich habe nicht die leiseste Vorstellung«, erklärte Stephanos, »aber das untrügliche Gefühl, daß sich Hamdi eine Menge Feinde gemacht hat. Wie wäre es, wenn du mich nun seine Unterlagen einsehen ließest?«
Yvon hob seinen Diplomatenkoffer auf die Tischplatte und legte seine Finger ans Schloß. Er hielt inne. »Eine Frage noch. Hast du eine Ahnung, wo die Statue Sethos’ I. hingeraten sein könnte?«
»Bedauerlicherweise nicht«, antwortete Stephanos, der erwartungsvoll den Koffer anstarrte.
»Ich will diese Statue haben«, sagte Yvon.
»Wenn ich diesbezüglich etwas höre«, meinte Stephanos, »gebe ich dir Bescheid.«
»Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit«, gab Yvon zu bedenken und musterte Stephanos aufmerksam, »die Statue zu sehen, die nach Houston gegangen ist.«
Als Stephanos vom Koffer aufblickte, schien er überrascht. »Was veranlaßt dich zu glauben, ich hätte etwas mit der Statue in Houston zu tun gehabt?«
»Sagen wir mal, ich weiß es eben«, erwiderte Yvon.
»Etwa aus Hamdis Akten?« fragte Stephanos verärgert.
Statt einer Antwort ließ Yvon das Schloß des Diplomatenkoffers aufschnappen und klatschte Hamdis Korrespondenz auf den Tisch. Er lehnte sich zurück undtrank gemächlich seinen Pernod, während Stephanos die Briefe eilig durchblätterte. Er fand seinen Brief an Abdul Hamdi und legte ihn beiseite. »Ist das alles?« erkundigte er sich.
»Alles, was wir gefunden haben«, gab Yvon Auskunft und wandte sich wieder den anderen zu.
»Habt ihr seine Bude auch gut durchsucht?« wollte Stephanos wissen.
Yvon sah Raoul an, der bestätigend nickte. »Sogar sehr gut«, bekräftigte Raoul.
»Es muß noch mehr existieren«, sagte Stephanos. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß der alte Schweinehund bloß bluffte. Er wollte fünftausend Dollar in bar von mir, sonst würde er die Papiere den Behörden aushändigen.« Stephanos sah die Unterlagen nochmals durch, diesmal langsamer.
»Was meinst du, was mit der Statue Sethos’ I. passiert ist?« fragte Yvon, nachdem er sich einen weiteren Pernod hatte kommen lassen.
»Weiß ich nicht«, erwiderte Stephanos, ohne seinen Blick von einem Brief zu heben, den ein Händler in Los Angeles an Hamdi geschickt hatte. »Aber wenn’s dir was nützt, kann ich dir versichern, daß sie noch hier in Ägypten ist.«
Ein peinliches Schweigen entstand. Stephanos las unverdrossen in dem Schriftwechsel. Raoul und Evangelos belauerten einander über ihre Drinks hinweg. Yvon schaute zum Fenster hinaus. Er vermutete ebenfalls, daß sich die Sethos-Statue noch in Ägypten befand. Von seinem Sitzplatz aus konnte er das Hafenbecken und dahinter das Flußbett des Nils sehen. Mitten im Strom war die Nilfontäne in Betrieb, ein Wasserstrahl, der senkrecht in die Luft schoß. An den Seiten der riesigen Wassersäule funkelten zahllose Miniaturregenbogen. Yvondachte an Erica Baron und hoffte, daß Khalifa Khalil wirklich so gut war, wie Raoul behauptete. Falls Stephanos doch etwas mit Hamdis Ermordung zu tun hatte und nun etwas gegen Erica im Schilde führte, konnte Khalifa in die Verlegenheit kommen, für sein Geld wirklich etwas tun zu müssen.
»Was ist mit dieser Amerikanerin?« fragte Stephanos, als habe er Yvons Gedanken gelesen. »Ich möchte sie sprechen.«
»Sie wohnt im Hilton«, teilte Yvon ihm mit. »Aber sie ist jetzt natürlich etwas nervös geworden. Also geh mit ihr vorsichtig um. Sie ist meine einzige Verbindung zur Sethos-Statue.«
»Gegenwärtig gilt mein Interesse nicht der Statue«, sagte Stephanos und schob den Schriftwechsel von sich. »Aber ich muß unbedingt mit ihr reden. Ich verspreche dir, daß ich sehr taktvoll auftreten werde. Aber noch eines: Hast du sonst irgend etwas über Abdul Hamdi in Erfahrung gebracht?«
»Wenig. Ursprünglich kam er aus Luxor. Erst vor ein paar Monaten war er nach Kairo gezogen, um hier einen neuen Antiquitätenladen aufzumachen. Sein Sohn handelt in Luxor mit Antiquitäten.«
»Hast du seinen Sohn schon besucht?« fragte Stephanos.
»Nein«, antwortete Yvon und stand auf. Er hatte jetzt genug von Stephanos. »Denk daran, mich zu benachrichtigen, solltest du irgend etwas über die Statue erfahren. Ich kann’s mir leisten.« Mit vielsagendem Lächeln wandte Yvon sich ab. Raoul erhob sich und schloß sich ihm an.
»Glaubst du ihm?« fragte Raoul, als sie draußen waren.
»Ich weiß nicht, was ich davon halten
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