Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
soll«, sagteYvon, ohne stehenzubleiben. »Ob ich ihm glaube, ist die eine Frage, ob ich ihm vertraue, eine andere. Er ist der größte Opportunist, dem ich je begegnet bin, einfach beispiellos. Khalifa muß unterrichtet werden, daß er besonders gut aufpassen muß, wenn Stephanos sich mit Erica trifft. Falls er ihr was anzutun versucht, soll er ihn sofort abknallen.«

 
Saqqara, 13 Uhr 48
     
    Eine Fliege befand sich im Raum, die im Zickzack zwischen den beiden Fenstern hin- und herflog. Innerhalb der sonst totenstillen vier Wände wirkte sie direkt laut, vor allem, wenn sie gegen das Glas klatschte. Erica sah sich in dem kleinen Zimmer um. Wände und Zimmerdecke waren weiß gekalkt. Der einzige Schmuck bestand aus einem Poster mit Anwar Sadat, der wie üblich lächelte. Die einzige hölzerne Tür war verschlossen.
    Erica hockte auf einem Stuhl mit kerzengerader Rückenlehne. Über ihr schwebte eine Glühbirne, die an einem zerfransten schwarzen Kabel von der Decke hing. Neben der Tür standen ein kleiner metallener Tisch und noch so ein Stuhl wie jener, auf dem sie saß. Erica selbst sah fürchterlich aus. Ihre Hose war am rechten Knie zerrissen, und darunter wies ihre Haut eine Abschürfung auf. Ein großer Fleck geronnenen Blutes klebte auf dem Rücken ihrer beigen Bluse.
    Sie streckte ihre Hand aus, um festzustellen, ob ihr Zittern bereits nachgelassen habe. Es war schwer zu entscheiden. Zuerst hatte sie geglaubt, sie müsse sich erbrechen, aber die Übelkeit ging wieder vorüber. Nun litt sie bloß noch unter zeitweisen Schwindelanfällen, aber dagegen konnte sie ankämpfen, indem sie die Lider zusammenkniff. Zweifellos stand sie noch unter Schockeinwirkung, doch mittlerweile konnte sie schon wieder klarer denken. Beispielsweise wußte sie, daß man sie auf die Polizeiwache in Saqqara gebracht hatte.
    Erica rieb ihre Hände und bemerkte, daß sie feucht wurden, sobald sie sich an die Vorfälle im Serapeum erinnerte. Als Gamal auf sie stürzte, hatte sie zuerst gedacht, die Höhle bräche über ihr zusammen. Sie hatte verzweifelte Anstrengungen unternommen, um sich zu befreien, aber wegen der Enge auf der hölzernen Treppe hatte sie damit keinen Erfolg. Außerdem herrschte eine derart totale Finsternis, daß sie nicht einmal wußte, ob ihre Augen überhaupt offen waren; und dann hatte sie die warme, klebrige Flüssigkeit auf ihrem Rücken gespürt. Erst später merkte sie, daß es sich dabei um das Blut eines Sterbenden gehandelt hatte.
    Erica schüttelte sich, um einen neuen Schwindelanfall abzuwehren, und blickte auf, als jemand die Tür aufschloß. Derselbe Mann, der schon vorher dreißig Minuten gebraucht hatte, um mit einem brüchigen Bleistift irgendein amtliches Formular auszufüllen, kam wieder. Er sprach schlecht Englisch, forderte Erica radebrechend auf, ihm zu folgen. Die altertümliche Pistole an seiner Hüfte flößte ihr nicht gerade Mut ein. Sie hatte bereits genügend Erfahrung mit dem bürokratischen Chaos gemacht, vor dem es Yvon so grauste: Offensichtlich betrachtete man sie nicht als unschuldiges Opfer, sondern als Verdächtige. Von dem Moment an, da die »Behörden« am Ort des Geschehens aufkreuzten, schien ein Pandämonium die Herrschaft angetreten zu haben. Beispielsweise waren zwei Polizisten über ein Beweisstück dermaßen in Streit geraten, daß sie beinahe eine Prügelei angefangen hätten. Man hatte Erica den Paß abgenommen und sie in einem geschlossenen brutheißen Lieferwagen nach Saqqara gefahren. Mehrmals hatte sie gefragt, ob sie das amerikanische Konsulat anrufen dürfe, aber die Männer zuckten nur die Achseln und setzten ihre Diskussionen darüber fort, was sie mit ihr machen sollten.
    Erica folgte dem Mann mit der alten Pistole durch die verwahrloste Polizeiwache auf die Straße. Dasselbe Lieferauto, das sie vom Serapeum ins Dorf befördert hatte, stand draußen bereit, sein Motor tuckerte. Erica nahm einen Anlauf und erkundigte sich nach ihrem Paß, aber statt zu antworten, drängte der Mann sie in das Fahrzeug. Er knallte die Hecktür zu und schloß sie ab.
    Drinnen saß bereits Anwar Selim zusammengekauert auf der hölzernen Sitzbank. Seit der Katastrophe im Serapeum hatte sie ihn nicht mehr gesehen, und als sie ihm nun wieder begegnete, war sie über seinen Anblick so froh, daß sie fast die Arme um ihn geschlungen und ihn angefleht hätte, ihr zu versichern, daß alles sich zum Guten wenden werde. Aber als sie den Laderaum bestieg, blickte er sie mit finsterer Miene

Weitere Kostenlose Bücher