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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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und schob sie Erica zu. »Schauen Sie nach, ob irgend etwas fehlt.«
    Erica schaute in die Tasche. Fotoapparat, der Reiseführer, Brieftasche – alles wirkte gänzlich unangetastet. Sie zählte ihr Geld und überprüfte ihre Reiseschecks. »Anscheinend ist noch alles da.«
    »Dann sind Sie also nicht bestohlen worden.«
    »Nein«, sagte Erica, »ich glaube nicht.«
    »Sie sind Ägyptologin, stimmt’s?« fragte Leutnant Iskander.
    »Ja«, erwiderte Erica.
    »Überrascht es Sie, daß der Mann, den man ermordet hat, im Dienst des Department of Antiquities stand?«
    Unter Iskanders kaltem Blick blickte Erica auf ihre Hände und bemerkte dabei zum erstenmal, daß sie sie die ganze Zeit gerungen hatte. Sie hielt sie gewaltsam ruhig und überlegte. Sie fand es ratsam, Iskanders Fragen schnell zu beantworten. Die Frage, die er soeben gestellt hatte war wichtig, vielleicht die wichtigste Frage der gesamten Vernehmung. Sie mußte an Achmed Khazzan denken. Er hatte gesagt, er sei der Direktor des Department of Antiquities. Vielleicht konnte er ihr helfen.
    »Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll«, sagte sie schließlich. »Es überrascht mich eigentlich nicht, daß der Mann für dieses Department arbeitete. Er hätte alles mögliche sein können. Jedenfalls kannte ich ihn nicht.«
    »Warum haben Sie das Serapeum aufgesucht?« erkundigte sich Leutnant Iskander.
    Erica erinnerte sich an Selims Vorwürfe und Drohungen im Lieferwagen und überlegte sich ihre Antwort genau. »Mein Fremdenführer hat den Besuch vorgeschlagen«, sagte Erica.
    Leutnant Iskander schlug wieder die Akte auf und schrieb erneut etwas hinein.
    »Darf ich eine Frage stellen?« wollte Erica mit zittriger Stimme wissen.
    »Selbstverständlich.«
    »Ist Ihnen Achmed Khazzan bekannt?«
    »Natürlich«, sagte Leutnant Iskander. »Kennen Sie Mr. Khazzan?«
    »Ja, und ich möchte ihn sehr gerne sprechen«, sagte Erica.
    Leutnant Iskander griff nach dem Telefon und hob den Hörer ab. Er musterte Erica, während er wählte. Er lächelte nicht.

 
Kairo, 16 Uhr 05
     
    Die Wanderung durch das Gebäude schien kein Ende nehmen zu wollen. Vor ihr erstreckten sich Korridore von solcher Länge, daß die Perspektive sie in der Entfernung beinahe zu Millimeterbreite zusammenlaufen ließ. Und es wimmelte von Menschen. Ägypter in seidenen Anzügen ebenso wie in zerlumpten Galabiyas standen vor den Türen Schlange oder kamen in Massen aus Büros geströmt. Manche schliefen auf dem Boden, so daß Erica und der Beamte, der sie begleitete, darüber steigen mußten. Die Luft war dick von Zigarettenqualm, Knoblauchgestank und dem fettigen Geruch von Lamm.
    Als Erica endlich in dem Büro des Department of Antiquities ankam, erkannte sie die vielen Tische mit den alten Schreibmaschinen wieder, die ihr am vergangenen Abend aufgefallen waren. Allerdings bestand nun der Unterschied dazu, daß jetzt anscheinend stark beschäftigte Mitarbeiter des Amtes dahinter saßen. Nach kurzer Wartezeit durfte Erica in den dahinter liegenden Büroraum. Dort lief die Klimaanlage, und die kühle Zimmertemperatur war eine willkommene Erleichterung.
    Achmed stand hinter seinem Schreibtisch und starrte zum Fenster hinaus. Zwischen dem Hilton und dem Rohbau des neuen Intercontinental Hotel konnte man ein Stück des Nils erkennen. Er drehte sich um, als Erica eintrat.
    Sie glaubte, daß sie ihre ganzen Probleme wie ein überlaufendes Becken hervorsprudeln und Achmed inständig um Hilfe bitten würde, aber irgend etwas in seiner Miene ließ sie zögern. Sein Gesicht war traurig. Seine Augen blickten sie trübe an, und sein dichtesschwarzes Haar war zerzaust, als sei er mehrmals mit den Fingern durchgefahren.
    »Geht es Ihnen gut?« fragte Erica in aufrichtiger Besorgnis.
    »Ja«, sagte Achmed bedächtig. Seine Stimme klang bedrückt und widerwillig. »Ich habe mir nie vorgestellt, welche Belastungen es mit sich bringt, diese Behörde zu leiten.« Er ließ sich schwerfällig in seinen Sessel sinken und machte die Augen zu.
    Bislang hatte Erica seine Empfindsamkeit nur geahnt. Nun wäre sie am liebsten hinter den Schreibtisch gegangen und hätte den Mann getröstet.
    Achmed öffnet die Lider. »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Nehmen Sie bitte Platz.«
    Erica setzte sich.
    »Ich bin über das, was sich im Serapeum zugetragen hat, unterrichtet worden, aber ich würde die Geschichte gerne aus Ihrem Munde hören.«
    Erica begann ganz von vorn. Sie wollte nichts auslassen und erwähnte auch die

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