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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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gebeten, nicht zu kommen.« Sie sprach wie zu einem unartigen Kind.
    »Das weiß ich, aber ich habe mich deswegen mit deiner Mutter besprochen.« Richard setzte sich aufs Bett und versuchte, Ericas Hand zu nehmen.
    »Was?« fragte sie und entzog sich seinem Zugriff. »Sag das noch mal.«
    »Was noch mal?« fragte verwirrt Richard. Er spürte ihren erneuten Ärger, verstand ihn jedoch nicht.
    »Du und meine Mutter, ihr habt euch gegen mich verschworen.«
    »So würde ich das nicht nennen. Wir haben darüber diskutiert, ob ich fliegen solle oder nicht.«
    »Wunderbar«, höhnte Erica. »Und ich würde wetten, dabei ist herausgekommen, daß Erica, das kleine Mädchen, bloß wieder mal in einer schwierigen Phase steckt und sie bestimmt bald überwinden wird. Man muß sie bloß wie ein Kind behandeln und für einige Zeit ihr gegenüber tolerant sein.«
    »Sieh mal, Erica, deine Mutter will doch, falls es dich interessiert, nur das Beste für dich.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, zweifelte Erica und erhob sich vom Bett. »Meine Mutter kann nicht zwischen meinem und ihrem Leben unterscheiden. Sie drängt sich zu sehr auf, und ich habe ein Gefühl, als ob sie mir Lebenskraft aussaugt. Kannst du das verstehen?«
    »Nein, kann ich nicht«, gestand Richard, jetzt ebenfalls leicht gereizt.
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Allmählich habe ich den Eindruck, das hat etwas damit zu tun, daß wirJuden sind. Meine Mutter ist so darauf versessen, mich in ihre Fußstapfen treten zu sehen, daß sie sich nicht die Mühe macht, einmal darüber nachzudenken, was ich für ein Mensch eigentlich bin. Kann sein, daß sie das Beste für mich will, aber ich glaube, außerdem will sie auch ihr eigenes Leben durch mich gerechtfertigt sehen. Die Schwierigkeit dabei ist bloß, daß meine Mutter und ich uns stark unterscheiden. Wir sind in verschiedenen Welten aufgewachsen.«
    »Wenn du so daherredest, kommst du mir wie ein Kind vor.«
    »Ich glaube, du begreifst überhaupt nichts, Richard, absolut nichts! Du kapierst nicht mal, warum ich eigentlich hier in Ägypten bin. Egal, wie oft ich’s dir erkläre, du weigerst dich einfach, es zu verstehen.«
    »Ich bin anderer Meinung. Ich glaube, ich weiß, warum du hier bist. Du fürchtest dich vor einer festen Bindung. So einfach ist das nämlich. Du möchtest deine Unabhängigkeit bewahren.«
    »Richard, wag es bloß nicht, alles umzudrehen. Du warst derjenige, der sich vor einer Bindung gefürchtet hat. Vor einem Jahr warst du nicht einmal zur Diskussion einer Heirat bereit. Jetzt willst du plötzlich eine Frau, ein Haus und einen Hund, ich bezweifle, daß die Reihenfolge dabei eine Rolle spielt. So, ich bin aber niemandes Eigentum, weder deines noch das meiner Mutter. Ich bin auch nicht hier in Ägypten, um meine Unabhängigkeit unter Beweis zu stellen. Hätte ich das gewollt, ich wäre in einen dieser überfüllten Urlaubsorte gefahren, beispielsweise zum Club Mediterrané, wo man seinen Denkapparat abschalten kann. Ich bin aber nach Ägypten gereist, weil ich acht Jahre lang mit dem Studium des ägyptischen Altertums zugebracht habe, weil die gesamte Arbeit meines Lebens sich um das alte Ägyptendreht. Die Ägyptologie ist für mich ein Teil von mir, wie die Medizin ein Teil von dir ist.«
    »Du versuchst also, mir einzureden, Liebe und Familie kommen bei dir erst an zweiter Stelle?«
    Erica schloß die Augen und seufzte. »Nein, nicht an zweiter Stelle. Ich meine bloß, daß deine gegenwärtige Vorstellung von Ehe für mich eine Art intellektuelle Enthaltsamkeit bedeuten würde. Du hast meine Tätigkeit immer nur als ein besonders tiefgründiges Hobby betrachtet. Du nimmst meinen Beruf nicht ernst.«
    Richard wollte ihr widersprechen, aber Erica ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ich behaupte nicht, es habe dir nicht gefallen, daß ich ein so exotisches Doktorat machen durfte. Aber du hast dich nicht für mich gefreut. Es paßte bloß zufällig in deine großartigen Pläne. Ich glaube, du fühltest dich dabei liberaler, intellektueller.«
    »Erica, ich glaube, du bist unfair.«
    »Bitte mißverstehe mich nicht, Richard. Ich weiß, daß ich teilweise selbst daran schuld bin. Ich habe mich nie hinreichend bemüht, dir die Bedeutung meiner Arbeit und meine Begeisterung für sie zu erklären. Falls überhaupt, habe ich sie eher kleiner gemacht, aus Furcht, ich könnte dich damit abschrecken. Aber jetzt ist das anders. Ich habe endlich zu mir selbst gefunden.
    Und das heißt keineswegs, daß

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