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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ich nicht heiraten möchte. Es heißt lediglich, daß ich nicht diese Hausfrauenrolle übernehmen will, die dir vorschwebt. Ich bin nach Ägypten gereist, um meine Kenntnisse für meinen Beruf zu erweitern.«
    Richard war von Ericas Argumenten wie erschlagen, und zum Streiten war er einfach zu müde.
    »Wenn es in deiner Absicht liegt, dich nützlich zu machen, warum hast du dann ein so obskures Gebiet gewählt? Ich meine, Erica, also wirklich, Ägyptologie!Hieroglyphen des Neuen Reiches!« Richard ließ sich rücklings aufs Bett fallen, die Füße noch auf dem Boden.
    »Bei den ägyptischen Altertümern ist viel mehr los, als du dir überhaupt vorstellen kannst«, sagte Erica. Sie ging zum Sekretär und nahm den Umschlag mit den Fotos, die ihr Jeffrey Rice mitgebracht hatte. »Diese Tatsache habe ich selber erst während der beiden letzten Tage einsehen gelernt. Sieh dir mal diese Bilder an!« Erica warf den Umschlag Richard auf die Brust.
    Richard setzte sich mit sichtlicher Mühe auf und zog die Fotos aus dem Umschlag. Er schaute sie durch und schob sie wieder hinein. »Hübsche Statue«, sagte er gleichgültig und ließ sich zurück aufs Bett sinken.
    »Hübsche Statue?« schalt höhnisch Erica. »Das dürfte die schönste altägyptische Statue sein, die je gefunden worden ist, und ich bin Zeugin zweier Morde geworden, von denen nach meiner Ansicht mindestens der eine mit so einer Statue zusammenhängt, und da sagst du bloß, sie sei ›hübsch‹.«
    Richard öffnete ein Auge und musterte Erica, die wütend am Sekretär lehnte. Durch den Spitzensaum ihres Morgenmantels sah er die Wölbungen ihrer Brüste. Ohne sich aufzurichten, holte er die Fotos nochmals aus dem Umschlag und betrachtete sie genauer. »Na schön«, meinte er nach einem Weilchen. »Also eine hübsche lebensgefährliche Statue. Aber was soll das heißen, zwei Morde? Du hast doch wohl nicht heute noch einen Mord gesehen, oder?« Richard stützte sich auf einen Ellbogen. Seine Lider waren nur halb offen.
    »Ich habe ihn nicht nur gesehen, das Opfer ist auf mich gefallen. Es wäre schwierig, noch näher an einem Mordfall zu sein und unbeteiligt zu bleiben.«
    Für eine Weile starrte Richard sie an. »Ich glaube, dukommst besser mit mir zurück nach Boston«, sagte er dann mit soviel Autorität, wie er aufzubringen vermochte.
    »Ich bleibe hier«, entgegnete Erica unumwunden. »Ich werde sogar versuchen, etwas gegen den Schwarzhandel mit Altertümern zu unternehmen. Ich glaube, in dieser Hinsicht kann ich mich recht nützlich machen. Und ich möchte gerne verhindern, daß man die Sethos-Statue aus Ägypten hinausschmuggelt.«
     
    Erica war so versunken, daß sie nicht merkte, wie die Zeit verstrich. Als sie auf ihre Uhr sah, überraschte es sie, daß es schon halb drei Uhr morgens war; sie hatte sich auf dem Balkon an einen kleinen runden Tisch gesetzt, den sie extra aus dem Zimmer geholt hatte. Auch die Nachttischlampe hatte sie sich herausgebracht, die einen hellen Lichtkreis auf die Tischplatte warf und die ausgelegten Fotos der Statue in Houston beleuchtete.
    Richard lag in tiefem Schlaf auf dem Bett, noch total angezogen. Erica hatte zwar darauf bestanden, ihn in einem anderen Zimmer unterzubringen, aber das Hotel war restlos belegt. Ebenso das Sheraton, Shepheard’s und Meridien. Während Erica telefonisch ein Hotel auf der Insel Gezira zu erreichen versuchte, ging sein Atmen in ein Schnarchen über, und sie erkannte daran, daß er fest eingeschlafen war. Erica gab ihre Bemühungen auf. Sie hatte ihn für diese Nacht nicht im Zimmer haben wollen, weil ihr das Risiko zu groß gewesen war, daß sie sich auf eine Versöhnung im Bett einließ. Aber da er nun schon schlief, beschloß sie, daß er sich am Morgen selbst um eine Unterkunft kümmern konnte.
    Sie selbst fühlte sich zu überdreht, als daß sie hätte schlafen können. Sie wollte sich mit den Hieroglyphen auf den Fotos befassen. Ihr besonderes Interesse galt derkurzen Inschrift mit den zwei Pharaonen-Kartuschen. Hieroglyphen bereiteten immer erhebliche Schwierigkeiten, weil es keine Selbstlaute gab und man die korrekte Leserichtung feststellen mußte. Diese Inschrift auf der Statue Sethos’ I. wirkte jedoch noch viel rätselhafter als alle anderen Hieroglyphen, als hätte der Verfasser ihren Sinn verschlüsseln wollen.
    Erica konnte sich nicht entscheiden, in welcher Richtung sie lesen sollte. Ganz gleich, wie sie an den Text ging, es ergab sich kein vernünftiger Sinn. Warum sollte

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