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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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wenig, tat jedoch weiter so, als schliefe sie; aus halbgeöffneten Lidern betrachtete sie Richard und war überrascht, daß er splitternackt herumlief. Sie beobachtete ihn, wie er das Handtuch beiseite warf, zur offenen Balkontür trat und die großen Pyramiden mit der wachsamen Sphinx in der Ferne betrachtete. Er besaß einen gutgebauten Körper. Sie musterte den wohlproportionierten Rücken und seine kräftigen Beine. Erica schloß wieder die Augen; sie fürchtete, daß der längere Anblick von Richards Körperihre Sinnlichkeit erwecken könnte und sie dieser nachgeben würde.
    Sie merkte erst, daß sie wieder eingeschlafen war, als jemand sie sanft wachschüttelte. Sie schlug die Lider auf und blickte direkt in Richards blaue Augen. Er lächelte sie spitzbübisch an und war bereits mit Jeans und einem dazu passenden marineblauen Strickhemd angezogen. Sein Haar war so gut zurechtgestriegelt, wie seine Naturlocken es erlaubten.
    »Auf, auf, meine verschlafene Schönheit«, sagte Richard und küßte sie auf die Stirn. »In fünf Minuten kommt das Frühstück.«
    Während sie duschte, überlegte Erica, wie sie entschiedener auftreten könne, ohne unfreundlich zu sein. Sie hoffte, daß Yvon nicht anrief, und mit dem Gedanken an ihn erinnerte sie sich an die Statue Sethos’ I. Es war schon eine gute Sache, mitten in der Nacht zu einem Kreuzzug aufzurufen; aber eine andere, ihn wirklich zu beginnen. Sie wußte, daß sie einen Plan machen müßte, wenn sie nur die kleinste Hoffnung haben wollte, das Standbild zu finden. Erica rieb sich mit einer streng riechenden ägyptischen Seife ein und überdachte erstmals ihr gefährliches Leben, das mit dem Mord an Abdul Hamdi begonnen hatte. Erstaunt, weil sie nicht früher daran gedacht hatte, spülte sie sich rasch den Seifenschaum ab und trat aus der Dusche. »Natürlich«, sagte sie laut zu sich selbst. »Eine Gefahr besteht, wenn die Mörder wissen, daß ich zur Zeugin geworden bin. Aber sie haben mich ja gar nicht gesehen.«
    Erica versuchte mit einem Kamm, ihr feuchtes Haar zu entzausen, und musterte sich dabei im Spiegel. Der Pickel an ihrem Kinn hatte sich zu einem roten Fleck gesundgeschrumpft, und die ägyptische Sonne hatte ihrem Teint bereits eine attraktive Bräune verliehen.
    Beim Auflegen des Make-ups versuchte Erica, sich auf ihre Unterhaltung mit Abdul Hamdi zu besinnen. Die Statue befinde sich kurz vor ihrer Reise, hatte er gesagt; vermutlich meinte er, ins Ausland. Erica hoffte, der Mord an Abdul Hamdi bedeute nicht zwangsläufig, daß man sie bereits außer Landes geschafft hatte. Ihre Vermutung, daß es nicht so war, wurde dadurch bestärkt, daß Yvon, Jeffrey Rice oder der von Yvon erwähnte Grieche sicher davon erfahren hätten, wäre die Statue in einem neutralen Land aufgetaucht, wie der Schweiz. Alles in allem glaubte sie, daß die Statue sich nicht nur noch in Ägypten, sondern sogar in Kairo befand.
    Erica prüfte ihr Make-up. So war es gut. Sie hatte lediglich eine winzig kleine Menge Wimperntusche verwendet. Sie fand es romantisch, daß ägyptische Frauen sich vor viertausend Jahren auf die gleiche Weise die Wimpern geschwärzt hatten.
    Richard klopfte an die Tür. »Frühstück ist auf dem Balkon serviert«, meldete er und ahmte den britischen Akzent des Hotelpersonals nach. Er wirkte richtig selbstzufrieden, stellte Erica fest. Wahrscheinlich würde es jetzt noch schwieriger sein, vernünftig mit ihm zu reden.
    Erica rief durch die Tür, sie werde in wenigen Augenblicken fertig sein, dann fing sie mit dem Anziehen an. Sie vermißte schmerzlich die baumwollene Hose mit der Zugkordel. In diesem heißen Klima würde es in ihren Jeans viel wärmer sein. Während sie in die engen Hosenbeine stieg, dachte sie an den Griechen. Sie hatte keine Ahnung, was er von ihr wollte, aber möglicherweise konnte er ihr als Informationsquelle dienen. Vielleicht ließ sich das, was er von ihr zu erfahren wünschte, gegen Insiderinformationen über die Arbeitsweisen aufdem Schwarzmarkt einhandeln? Das war zwar eine übertriebene Erwartung, aber wenigstens ein Einstieg.
    Erica zupfte ihre Bluse zurecht und fragte sich, ob der Grieche – oder sonstwer, wenn sie sich diese Frage schon stellte – die Bedeutung der Hieroglyphen begriff, die sie in der Nacht zu übersetzen versucht hatte. Das Verschwinden der Statue schien mit dem Geheimnis um die Person Sethos’ I. selbst in Zusammenhang zu stehen. Dreitausend Jahre waren verstrichen, seit dieser alte Ägypter gelebt und

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