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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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worden. Achmed schob seine Finger zwischen die einzelnen Latten und zog daran. Nichts rührte sich. Achmed hob den Blick zum oberen Rand der roh gezimmerten Tür und erkannte, daß sie nicht von innen verhakt, sondern am Türrahmen festgenagelt worden war. Daraus schloß er, daß Tewfik Hamdi für längere Zeit fortzubleiben gedachte.
    Achmed trat von dem Gebäude zurück, strich sich den Schnurrbart. Dann zuckte er die Achseln und machte sich auf den Rückweg, um Sawda zu holen. Er hielt es für ziemlich wahrscheinlich, daß Tewfik Hamdi nach Kairo gefahren war; und er fragte sich, wo er ihn suchen könne.
    Während er auf sein Pferd zuging, traf Achmed einen alten Freund der Familie und blieb mit ihm für ein Schwätzchen stehen; aber mit seinen Gedanken war erganz woanders. Es beunruhigte ihn stark, daß er Tewfik Hamdis Tür vernagelt vorgefunden hatte. Sobald es sich machen ließ, verabschiedete sich Achmed, umrundete das Ladenviertel und betrat das Gewirr offener Durchgänge, das in die Höfe hinter den Läden führte. Die mittäglich heiße Sonne brannte herab, und die gekalkten Mauern spiegelten den Sonnenschein zurück, trieben Achmed den Schweiß auf die Stirn. Er spürte, wie der Schweiß seinen Rücken hinabrann.
    Unmittelbar hinter den Antiquitätenläden gelangte Achmed in ein Labyrinth hastig und liederlich zusammengezimmerter Unterkünfte. Hühner flatterten und stoben nach allen Seiten auseinander, und nackte kleine Kinder verharrten in ihrem Spiel, um ihn anzugaffen. Nach einigen Schwierigkeiten und mehreren Irrwegen kam Achmed an die Hintertür von Tewfik Hamdis Laden. Durch die Latten der Tür konnte er in einen kleinen ummauerten Hof sehen.
    Während ihn eine Anzahl dreijähriger Knaben aufmerksam beobachtete, preßte Achmed seine Schulter gegen die Tür und drückte sie weit genug nach innen, um sich hindurchzwängen zu können. Der Hof war ungefähr viereinhalb Meter lang; am jenseitigen Ende befand sich eine weitere Tür aus Holzlatten. Links jedoch war ein offener Zugang. Als Achmed die Lattentür in die ursprüngliche Stellung zurückschnellen ließ, sah er aus dem offenen Zugang eine dunkelbraune Ratte springen, den Hof überqueren und in einer tönernen Abflußröhre verschwinden. Die Luft war ruhig, heiß und stickig.
    Durch den offenen Zugang gelangte Achmed in einen kleinen Raum, anscheinend eine Art Wohnzimmer. Als er über die Schwelle trat, bemerkte er auf einem einfachen hölzernen Tisch eine angefaulte Mangofrucht unddaneben ein Stück Ziegenkäse, bedeckt von einem Fliegenschwarm. Alles übrige im Zimmer war aufgerissen, umgeworfen und ausgeleert worden. An einem Schrank in der Ecke war eine Tür abgebrochen. Papiere lagen achtlos in dem ganzen Raum verstreut. Man hatte mehrere Löcher in die Mauern aus Lehmziegeln gehauen. Achmed begutachtete den Zustand des Zimmers mit immer größerem Unbehagen, versuchte zu begreifen, was sich hier zugetragen hatte.
    Rasch begab er sich nun zu der Verbindungstür zum Laden. Sie war unverschlossen und schwang mit gequältem Knarren auf. Im Laden herrschte absolute Finsternis. Nur schmale Streifen Licht drangen durch die Bretterwand vor der Ladentür, und Achmed stand einen Moment lang reglos, während sich seine Augen vom grellen Sonnenschein auf die Finsternis umstellten. Er hörte das Trippeln winziger Füße. Weitere Ratten.
    Das Durcheinander im Laden war erheblich größer als das im Wohnraum. Große wuchtige Schränke, die an den Wänden gestanden hatten, waren umgeworfen und zusammengeschlagen worden und danach hatte man ihre Trümmer in einer Ecke aufgestapelt. Ihr Inhalt war demoliert und in alle Himmelsrichtungen zerstreut worden. Es sah aus, als wäre ein Wirbelsturm durch den Laden gefahren. Achmed mußte Trümmerreste des Mobiliars zur Seite räumen, um den Geschäftsraum überhaupt betreten zu können. Er bahnte sich einen Weg bis in die Mitte des Ladens; dann erstarrte er. Tewfik Hamdi lag vor ihm. Gefoltert. Tot. Man hatte Tewfik Hamdi über die nunmehr von geronnenem Blut befleckte hölzerne Ladentheke geworfen, ihm durch jede Hand einen dicken Nagel gehauen, die Arme waren ausgebreitet. Fast alle Fingernägel waren Tewfik ausgerissen worden, und schließlich hatte man ihm die Handgelenke aufgeschnitten. Er mußte sein eigenes Verbluten mitansehen. Sein blutleeres Gesicht war gespenstisch bleich, und da man ihm einen schmutzigen Lumpen in den Mund gestopft hatte, um seine Schreie zu ersticken, waren seine Wangen grotesk

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