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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Beweis, daß Abdul Hamdi wahrhaftig ermordet worden war. »Uns bleiben noch zehn Minuten, um zur El-Azhar-Moschee zu gelangen. Ich möchte zum Treffenmit Mr. Stephanos Markoulis pünktlich zur Stelle sein.« Eilig verließ sie den kahlen Laden, nur zu froh, wieder an die frische Luft zu kommen.
    Als die beiden auf die belebte Gasse traten, stieß sich Khalifa von der Mauer ab, an der er gelehnt hatte. Auch diesmal lag seine Jacke über seinem rechten Arm und verbarg die halbautomatische Stechkin. Sie war entsichert, ihr Hahn gespannt. Raoul hatte ihn wissen lassen, daß Erica sich im Laufe des Nachmittags mit Stephanos Markoulis treffen werde, und er wollte sie im Gewühl des Basars keinesfalls verlieren; der Grieche war bekannt für seine rücksichtslose Gewalttätigkeit, und Khalifa hielt es für angebracht, keinen weiteren Fehler zu machen.
    Erica und Richard kamen von der Khan el Khalili an der Westseite auf den überlaufenen, von der Sonne überstrahlten El-Azhar-Platz. Nach der staubigen Hitze fanden sie die vergleichsweise kühle Temperatur in dem Basar angenehm. Sie überquerten den Platz in Richtung zu der alten Moschee und bewunderten unterwegs die drei nadelähnlichen Minarette, die in den hellblauen Himmel aufragten. Im Gewimmel der Menschen erwies sich das Vorwärtskommen jedoch als recht schwierig; sie mußten sich regelrecht aneinanderklammern, um nicht getrennt zu werden. Der Platz unmittelbar vor der Moschee erinnerte Erica mit den vielen hundert Gemüse- und Obsthändlerkarren an den Haymarket in Boston; die Händler feilschten wie besessen mit ihren Kunden um den Preis ihrer Erzeugnisse. Erica empfand aufrichtige Erleichterung, als sie und Richard endlich bis zur Moschee vorgedrungen waren und sie durch den als Tor der Barbiere bekannten Haupteingang betraten. Augenblicklich änderten sich die Verhältnisse. Der Lärm des geschäftigen Treibens auf dem Platz war in dem steinernen Gebäude unhörbar. Im Innern war es kühl und düster wie in einem Mausoleum.
    »Das erinnert mich irgendwie an die Vorbereitungen zu einer Operation«, gestand Richard mit einem Lächeln, als er die Papierhüllen um seine Schuhe legte. Sie schlenderten durch die Eingangshalle, lugten in die offenen Türen, die an beiden Seiten in finstere Räumlichkeiten führten. Die Mauern bestanden aus großen Kalksteinblöcken und verliehen dem Bau das Aussehen eher eines Kerkers denn eines Gotteshauses.
    »Ich glaube«, meinte Erica, »wir hätten verabreden müssen, wo genau wir in dieser Moschee uns treffen wollen.«
    Nachdem sie eine Reihe von Bogengängen durchquert hatten, gelangten sie zu ihrer Überraschung wieder ins helle Sonnenlicht. Sie standen am Rand eines großen, viereckigen Kolonnadenhofes, an allen vier Seiten eingegrenzt durch Arkaden mit persischen Spitzbogen. Der Anblick war seltsam, denn obwohl der Hof sich mitten im Herzen Kairos befand, war er leer, und es herrschte beinahe Totenstille. Erica und Richard blieben im Schatten stehen und betrachteten sprachlos die Szenerie exotischer kielförmiger Bögen mit ausgekragten Brüstungen und arabesken Zinnen.
    Erica fühlte sich nicht wohl. Das bevorstehende Treffen mit Stephanos Markoulis machte sie nervös, und diese fremdartige Umgebung verstärkte ihre Unruhe. Richard nahm sie bei der Hand und führte sie über den Hof zu einem Bogeneingang, der etwas höher als die anderen war und außerdem gekrönt von einer eigenen Kuppel. Während sie über den Innenhof gingen, versuchte Erica, in die trüben Schatten der Bogengänge ringsum zu spähen. Ein paar in Weiß gekleidete Gestalten kauerten müßig auf dem kalksteinernen Fußboden.
    Evangelos Papparis umrundete die Marmorsäule sehr langsam und behielt dabei Erica und Richard im Blickfeld. Sein sechster Sinn sagte ihm, daß es Ärger geben werde. Er befand sich in der Nordecke des Hofs, tief im Schatten des Säulengangs. Erica und Richard entfernten sich in diagonaler Richtung von ihm weg. Evangelos war sich nicht sicher, ob es sich hier um die Frau handelte, die sie erwarteten, hauptsächlich deswegen, weil sie in Begleitung kam; aber die Beschreibung stimmte. Er trat also, sobald das Paar den Zugang zum Mihrab erreichte, in die Mitte des Säulengangs, beschrieb langsam mit seinem Arm einen Kreis und hob zwei Finger empor. Stephanos Markoulis, der etwa hundert Meter weiter inmitten der zum Gebet bestimmten Säulenhalle stand, winkte zurück. Infolge ihrer zuvor abgesprochenen Zeichen wußte Stephanos jetzt, daß

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