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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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den Älteren daran erinnern, daß er die Genehmigung zum Betrieb seines Budengewerbes im Tal der Könige ohne Umstände jederzeit widerrufen konnte. Erst nachdem diese Angelegenheit beigelegt war, hatte er sich in Ruhe hinsetzen können, um sich mit einigem Papierkram zu befassen. Und jetzt wirkte die Welt besser und schöner als am Vortag.
    Als er das letzte der zum Lesen mitgebrachten Schriftstücke zurück in seine Aktentasche schob, hatte Achmed das Gefühl, etwas geschafft zu haben. In Kairo hätte er zweimal so lange gebraucht, um diese Unterlagen durchzuarbeiten. Das lag ganz einfach an Luxor. Er liebte Luxor, das alte Theben. Für Achmed schwebte hier ein Zauber in der Luft, der ihn mit Zufriedenheit und Wohlbehagen erfüllte.
    Er erhob sich im großen Wohnzimmer aus seinem Sessel. Sein Häuschen war außen weiß gekalkt und im Innern eher rustikal gehalten. Alles war tadellos sauber. Der Bau hatte als Grundmauern mehrere bereits vorhandene Mauerreste aus Lehmziegeln, die man miteinander verbunden hatte. Das Ergebnis war ein sehr schmales Haus – seine Breite betrug kaum sechs Meter –, das jedoch eine beträchtliche Tiefe besaß, und an seiner linken Seite verlief ein langer Flur. Rechts lagen mehrere Gästezimmer. Die Küche ging nach hinten hinaus und war recht primitiv, ohne fließendes Wasser. Hinter der Küche lag ein kleiner Hof, begrenzt von einem Stall für seinen liebsten und kostbarsten Besitz, einen dreijährigen schwarzen Araberhengst, den er Sawda genannt hatte.
    Achmed hatte seinen Diener angewiesen, Sawda zu satteln und für halb zwölf bereitzustellen. Er beabsichtigte, noch vor dem Mittagessen Tewfik Hamdi, Abdul Hamdis Sohn, in seiner Antiquitätenhandlung zu vernehmen. Achmed war es wichtig, diese Vernehmung persönlich durchzuführen. Danach wollte er, sobald die Mittagshitze nachgelassen hatte, ans andere Ufer desNils und ins Tal der Könige reiten, um unangemeldet das neue Sicherungssystem zu inspizieren, das er eingeführt hatte. Trotzdem würde ihm noch genug Zeit für die Fahrt zurück nach Kairo am Abend bleiben.
    Sawda scharrte ungeduldig am Boden, als Achmed zu ihm trat. Der junge Hengst hätte als Modell für ein Kunstwerk aus der Renaissance stehen können, jeder Muskel schien aus makellosem schwarzem Marmor geschaffen zu sein. Sein Schädel wirkte wie gemeißelt, weit bebten die Nüstern. Seine Augen waren genauso schwarz und tief wie Achmeds. Während des Rittes fühlte Achmed unter sich die geballte Körper- und Lebenskraft des übermütigen Tiers. Nur mit Mühe konnte er es verhindern, daß das Pferd in einen windschnellen Donnergalopp ausbrach. Achmed wußte, daß Sawdas unberechenbares Wesen von seiner eigenen unbeständigen Leidenschaft herrührte. Aufgrund dieser Ähnlichkeit waren harte arabische Worte und ausgiebiger Gebrauch der Zügel nötig, um den Hengst zu bändigen, und Pferd und Reiter wirkten in dem vom Sonnenschein gesprenkelten Schatten der Palmen am Ufer des Nils wie ein einziges Lebewesen.
    Tewfik Hamdis Antiquitätenladen war einer von vielen, die hinterm alten Tempel von Luxor in einer Reihe staubiger, krummer Straßen dicht an dicht standen. Sie waren alle in der Nachbarschaft der wichtigsten Hotels angesiedelt und hingen in ihrer Existenz völlig von der Ahnungslosigkeit der Touristen ab. Die Mehrzahl ihrer angebotenen Artefakte waren auf dem Westufer fabrizierte Fälschungen. Achmed kannte die genaue Anschrift von Tewfik Hamdis Laden nicht, und er erkundigte sich danach, sobald er das Ladenviertel erreichte.
    Man nannte ihm Straße und Hausnummer, so daß er das Geschäft ohne Schwierigkeiten fand.
    Es war geschlossen, doch offensichtlich nicht nur zur Mittagspause. Die Fensterläden waren wie für den Feierabend verriegelt.
    Achmed stellte Sawda im Schatten unter und erkundigte sich in den benachbarten Geschäften nach Tewfik. Die Auskünfte stimmten im wesentlichen alle überein. Tewfiks Laden war heute noch gar nicht geöffnet worden, und das fand man merkwürdig, denn seit Jahren habe Tewfik nicht an einem einzigen Tag gefehlt. Ein Händler meinte, Tewfiks Abwesenheit könne im Zusammenhang mit dem kürzlichen Tod seines Vaters in Kairo stehen.
    Auf dem Rückweg zu Sawda kam Achmed nochmals an Tewfik Hamdis Laden vorüber. Die mit einem Brett versperrte Tür erregte seine Aufmerksamkeit. Als er näher hinsah, entdeckte Achmed eine lange, noch ganz neue Bruchstelle in einer Latte. Anscheinend war ein Stück abgerissen und dann wieder eingefügt

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