Der Fluch der Sphinx
waren, die dagegen war, daß wir uns im Hilton treffen.«
»Ich glaube, wir fassen uns besser kurz«, sagte Richard. Er hatte keine Ahnung, worum es hier eigentlich ging, aber es mißfiel ihm, Erica so aufgeregt zu sehen.
Stephanos’ Lächeln verschwand. Widerstand war er nicht gewöhnt.
»Worüber wünschen Sie mit mir zu sprechen?« erkundigte sich Erica.
»Abdul Hamdi«, sagte Stephanos knapp. »Erinnern Sie sich?«
Erica dachte nicht daran, viele Informationen herauszurücken. »Ja«, sagte sie.
»Gut, dann verraten Sie mir, was Sie über ihn wissen. Hat er Ihnen irgend etwas von besonderer Bedeutung erzählt? Haben Sie von ihm irgendwelche Briefe oder Unterlagen erhalten?«
»Und warum?« fragte Erica trotzig. »Warum sollte ich ausgerechnet Ihnen sagen, was ich weiß?«
»Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen«, sagte Stephanos. »Sind Sie an Antiquitäten interessiert?«
»Ja«, antwortete Erica.
»Na, dann kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein. Woran sind Sie interessiert?«
»An einer lebensgroßen Statue von Sethos I.«, sagte Erica; sie beugte sich leicht vor, um die Wirkung ihrer Äußerung auf Stephanos besser einschätzen zu können.
Falls er verblüfft war, so zeigte er es nicht. »Sie reden von sehr ernsthaften Geschäften«, meinte er endlich. »Haben Sie eine Vorstellung von den Summen, um die es dabei geht?«
»Ja«, sagte Erica. In Wirklichkeit jedoch besaß sie nicht die geringste Vorstellung. Es mußte schwer genug sein, sie bloß zu erraten.
»Hat Hamdi mit Ihnen über eine solche Statue gesprochen?« wollte Stephanos wissen. Seine Stimme klang ernst.
»Hat er«, erwiderte Erica. Die Tatsache, daß sie in Wahrheit so wenig wußte, gab ihr ein Gefühl von Schwäche.
»Hat sich Hamdi auch dazu geäußert, woher er die Statue hatte oder wohin sie gehen sollte?« Stephanos’ Miene war todernst, und trotz der Wände fror Erica ein wenig. Sie versuchte, dahinterzukommen, was Stephanos von ihr erfahren wollte. Es mußte der Bestimmungsort sein, den die Statue vor dem Mord hatte. Sie mußte nach Athen unterwegs gewesen sein!
»Er hat mir nicht anvertraut, woher er die Statue hatte«, sagte Erica leise und, ohne den Blick zu heben. Den zweiten Teil von Stephanos’ Frage ließ sie absichtlich unbeantwortet. Sie wußte, daß sie ein riskantes Spiel trieb, aber wenn es klappte, würde Stephanos denken, sie habe irgendwelche Geheimnisse in Erfahrung gebracht. Dann konnte sie vielleicht ihrerseits etwas aus ihm rausholen.
Doch es kam zu einem jähen Ende ihres Gesprächs. Wie ein Geist erschien aus dem Schatten hinter Stephanos eine wuchtige Gestalt. Erica erblickte einen riesigen Kahlkopf mit einer klaffenden Schnittwunde von der Schädeldecke über den Nasenrücken bis hinab auf die rechte Wange. Die Verletzung sah aus, als wäre eine Rasierklinge als Waffe benutzt worden; trotz der Tiefe desEinschnitts blutete sie kaum. Die Hände des Mannes griffen nach Stephanos, Erica keuchte auf, grub ihre Fingernägel in Richards Hand.
Stephanos reagierte auf Ericas Warnlaut erstaunlich behende. Er wirbelte herum, wich nach rechts aus, winkelte sein Bein an, wahrscheinlich zu einem Karatetritt. Aber da erkannte er Evangelos und konnte sich noch im letzten Moment zurückhalten.
»Was ist passiert?« fragte bestürzt Stephanos, als er wieder das Gleichgewicht fand.
»Khalifa«, krächzte Evangelos. »Khalifa ist in der Moschee.«
Stephanos lehnte den geschwächten Evangelos gegen eine Säule, damit er sich daran stütze, und blickte hastig in die Runde.
Aus seiner linken Achselhöhle brachte er eine kleine Beretta von nichtsdestotrotz lebensgefährlichem Aussehen zum Vorschein und entsicherte sie. Beim Anblick der Pistole schraken Erica und Richard zurück und klammerten sich fassungslos aneinander. Ehe sie zu irgendeiner Reaktion fähig waren, gellte ein Schrei, der ihnen das Blut gerinnen zu lassen drohte, durch die weiträumige Bethalle. Aufgrund der vielen Echos, die er auslöste, war es schwierig zu bestimmen, wo er seinen Ursprung hatte; während er verklang, verstummte auch das Murmeln der Koranleser. Ein bleiernes Schweigen ergab sich, der sprichwörtlichen Ruhe vor dem Sturm gleich. Niemand rührte sich. Von der Stelle aus, wo sich Erica und Richard niederduckten, konnten sie mehrere Studentengruppen mit ihren Lehrern sehen. Auch ihnen sah man ihre Verwirrung und beginnende Furcht an. Was ging hier vor?
Auf einmal knallten Schüsse, und das gräßliche Geräusch von
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