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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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Ereignisse wurden am Hof für hinterhältige Attacken genutzt, die er einfach leid war. Wie die Tatsache, dass der Prinz den Bauern etwas zum Leben lassen wollte und seine Soldaten angewiesen hatte, nicht zu scharf zu ›fouragieren‹, wie die elegante Umschreibung dafür war, den Bauern Eier, Kälber und Schmalz zu rauben. Am 28. September 1678 war der Prinz deshalb von Feldmarschall Derfflinger zum Rapport bestellt und, vor den Augen des Großen Kurfürsten, für diese Gutmütigkeit heftig angeschnauzt worden. Ein aufgeregter, böser Streit war gefolgt, in dem sich der Hessenprinz zwar mit Zeugen verteidigt hatte, an dessen Ende er aber empört und erbost seinen Abschied einreichte. Erneut war er überredet worden, weiterzumachen, weil der Kurfürst eingelenkt hatte. Nach wenigen Monaten hatte er endgültig genug und kündigte 1679, in dem Jahr, in dem der Große Kurfürst die Schweden endgültig besiegte und aus dem Land vertrieb.

    Der Landgraf mit dem silbernen Bein begann stattdessen, sich um Homburg und die dazu gehörige Regentschaft zu kümmern, die ihm nun zufiel. Nie hätte er in jungen Jahren damit rechnen können, denn gar zu viele Brüder und deren Söhne hatten vor ihm in der Erbfolge gestanden.

    Aber er, der siebte Sohn, hatte sie alle überlebt!

    Jetzt, nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst, begann für den Prinzen von Homburg die letzte Phase eines wahrhaft ereignisreichen Lebens. Für beinahe drei Jahrzehnte wurde er ein wirklicher Regent. Er prägte das Städtchen Homburg wie kein Zweiter vor und nach ihm und verwandelte den mittelalterlichen Ort in eine barocke Residenzstadt. Hier ist er auch, im Gegensatz zu Weferlingen, durch viele historische Zeugnisse als Landesvater in Erinnerung geblieben. Er förderte die Wirtschaft und siedelte 1685/86 aus Frankreich vertriebene Hugenotten und Waldenser in Homburg an. Auch wenn nicht alle Unternehmungen von Erfolg gekrönt waren, gegen Ende seines langen Lebens war Prinz Friedrich von Homburg, der einbeinige Landgraf mit dem silbernen Bein, eine legendäre Figur von europäischer Prominenz. Seine zweite Frau starb 1690, nachdem sie insgesamt zwölf Kindern das Leben geschenkt hatte, von denen zehn die ersten Lebensjahre überlebt hatten. Der Prinz heiratete 1691 erneut und hatte mit seiner dritten Frau, Sofie Sibylle von Leiningen-Westerburg, noch drei weitere Kinder. In seinem letzten Lebensjahr bestand seine Familie, neben seiner Frau, aus acht Kindern – fünf Töchtern und drei Söhnen – sowie sieben Enkeln.

    Seine innige Beziehung zu Weferlingen währte noch einige Jahre, auch wenn er sich nicht mehr so oft dort aufhielt. Er nutzte jedoch den, auch durch seine eigene gute Bewirtschaftung gestiegenen Wert des Amtes, um es beim Rückkauf seiner Homburger Landgrafschaft, die verpfändet war, als Pfand einzusetzen. Der Weferlinger Bürgermeister Hans Hüneken sowie der Landbauermeister Hans Probst aus Ribbensdorf leisteten am 17. April 1689 bei der feierlichen Übertragung des Pfandbesitzes im Namen der Amtsuntertanen dem Herzog Amadeus als dem neuen, vorläufigen Landesherrn den Huldigungseid. Dennoch durfte der Prinz von Homburg noch sechs Jahre lang in Weferlingen wohnen bleiben; dies hatte er sich im Vertrag ausbedungen. Das letzte Kind seiner zweiten Frau, wie auch das erste der dritten, wurden noch in Weferlingen geboren. Im Jahre 1701 erfolgte dann die endgültige Einlösung des Amtes Weferlingen in bare Münze, und zwar durch den neuen Kurfürsten Friedrich I. Von keinem Weferlinger Braumeister aus der Zeit nach dem Biersteuerstreit ist auch nur der Name bekannt. Das Amt Weferlingen fiel bald wieder in seinen Dornröschenschlaf zurück, in dem es sich bereits vor der Übernahme durch den einbeinigen Prinzen befunden hatte.

     
    Am 24. Januar 1708 starb Friedrich II. in Homburg, fünfundsiebzig Jahre alt. Er hatte seinen ›Großen Kurfürsten‹ um zwanzig Jahre überlebt. Der hatte letzten Endes in dem unseligen Steuerstreit auch allgemein nachgeben müssen, nicht nur Weferlingen gegenüber. Zu groß war der Widerstand von Städten und Landadel gewesen, die, wenngleich aus völlig widerstreitenden Motiven, gegen die neue Biersteuer gekämpft hatten.

    Die Städte konnten nun, neuerdings, wählen zwischen der klassischen Kontribution oder der neuen Verbrauchssteuer, Akzise genannt. Nachdem die Städte an der Akzise prozentual beteiligt wurden, war deren Wahl die logische Konsequenz. Ab 1682 wurde sie dann zur obligatorischen Steuer

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