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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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wollte, im Morast stecken geblieben war. Und bei dem Versuch, den Karren zu befreien, war er unter die Hinterachse geraten und erdrückt worden.

    Beide Knolls hatten aufrichtig getrauert, sie hatten Paul als anständigen und ehrlichen Nachbarn schätzen gelernt.

    »Immerhin ist er als freier Mann gestorben und nicht im Krieg gemeuchelt worden«, versuchte Magdalena dem Unfall noch etwas abzugewinnen.

    Oetz jedoch war stolz auf seine Menschenkenntnis. »Ich habe gleich gesehen, dass Ihr ein tüchtiger Mann seid«, hörte er sich selbst gern sagen, wenn er bei einem guten Krug Bier saß und Knoll anerkennend auf die Schulter klopfte. »Und auch Euer Weib. Die kann sich nicht nur sehen lassen, sie raucht Pfeife und arbeitet wie ein Mann.«

    Der Stadtrichter wurde im gleichen Sommer von seinem Amt als Bürgermeister abgewählt. Er hatte es beinahe neun Jahre innegehabt. Johann von Esch wurde zu seinem Nachfolger berufen. Dessen erste Amtshandlung war, dass er sich neben einer imposanten Schärpe eine Brille mit einem Bronzegestell zulegte, um die Würde seines neuen Amtes zu demonstrieren. Eschs Frau, die als dermaßen streitlustig und rabiat verrufen war, dass ihr Mann sie am liebsten in den Krieg geschickt hätte, hatte nun noch mehr Grund, sich aufzuplustern als ehedem. Die Gattin des Bürgermeisters lehnte es von heute auf morgen ab, mit gewissen Menschen Umgang zu pflegen. Zu den derart Geschnittenen gehörte auch Magdalena. Sie hatte damit keine Probleme und amüsierte sich über die Zoten, die von Esch in der Stadt über seine eigene Frau kursieren ließ.

    Der beliebteste Spruch von Esch war: »Wenn sie nicht so fett wäre und besser bei Atem, bei Gott, sie würde selbst in die Schlacht ziehen und den Schweden aufs Haupt hauen. Dann würde sie mich wenigstens in Ruhe lassen.«

    Von Esch machte kein Hehl daraus, dass er sein neues Amt in erster Linie deswegen genoss, weil es ihm hinreichend Möglichkeiten bot, seinem Zuhause neben dem Kobenturm und seiner zänkischen Xanthippe zu entkommen.

     
    Oetz hingegen hatte nach der Amtsübergabe noch mehr freie Zeit, und die Bierkrüge, die er im Brauhaus in sich hineinschüttete, wurden zahlreicher. »Jetzt bin ich ein freier Mann«, frohlockte er dann gern.

    Knoll erinnerte ihn in diesen Situationen an seine Funktion als Stadtrichter, die er immer noch innehatte, worauf Oetz dann entgegnete: »Das kann eigentlich jeder ausführen, dazu gehört nicht viel. Ein guter Bürgermeister sein, das ist ein schweres Amt, besonders in Kriegszeiten. Ich glaube, Esch ist ein fähiger Mann und wird uns hoffentlich so lange vorstehen, bis dieser verdammte Krieg vorbei ist.« Er schaute Knoll an, mit dem er jetzt, seines Amtes ledig, wie mit einem Freund reden konnte. »Du hättest auch das Zeug dazu. Ich hatte dich sogar vorgeschlagen, aber die anderen wollten in diesen Zeiten eben einen, der schon einige Schöffenjahre auf dem Buckel hat.«

    Knoll fühlte sich geschmeichelt, obwohl er keinerlei Ambitionen auf das Bürgermeisteramt gehabt hatte. Er war Brauer mit Leib und Seele. Die Anerkennung und Freundschaft des ehemaligen Stadtoberen bedeuteten ihm dennoch sehr viel.

     
    Ein einziges Mal geriet Knoll in dieser ruhigen Zeit wieder mit Bruder Jakobus aneinander. Der hatte sich, erneut auf der Durchreise, in Flügels Brauhaus blicken lassen, um zu überprüfen, ob der Name seines Ordens dort immer noch geschmäht wurde. Höflich hatte er nach einem Bier verlangt und saß nun still und friedlich in einer Ecke am Tisch, während er den Gesprächen der anwesenden Zecher lauschte, als ein großer Schatten auf ihn fiel.

    Knoll beugte sich hinüber und zischte erbost. »Trinkt aus und geht. Ihr seid hier nicht willkommen.«

    Jakobus war kurz davor, einen Streit zu beginnen. Er besann sich jedoch eines Besseren. Zu sehr wäre er hierbei auf sich allein gestellt, zu groß war Knolls körperliche Überlegenheit. Er war sich nun sicher, wem er den Überfall und die Demütigung nach dem Theater zu verdanken hatte. Ebenso klar war ihm aber auch, dass das Geschehen zu lange zurück lag, um Knoll dafür zur Rechenschaft ziehen zu können. Er würde auf eine bessere Gelegenheit warten, die sicher eines Tages kommen würde. Also grinste er nur schief, ließ seinen Bierkrug halbvoll stehen und verließ grußlos die Schankstube. Knoll hatte den Vorfall bald darauf schon wieder vergessen. Doch auch hier, wie immer, wenn man glaubt, das Schlimmste sei überstanden, hält das Schicksal noch

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