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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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dem Feind aneinanderzugeraten.

    Einen Vorteil hatte das für die Bitburger: Die Winterlager, als sich in früheren Kriegstagen Habsburger Soldaten monatelang in Bitburg einquartiert hatten, waren passé. Und alle hofften, dass nicht die Lothringer auf die Idee kämen, bei ihnen ihr Winterquartier aufzuschlagen.

     
    Zeitgleich mit den ersten Zahlungen an die Franzosen – ungefähr zu der Zeit, da die beiden Brauergesellen hinaus in die weite Welt zogen –, machten erste, von Neid genährte, Hexengerüchte über Cord und Magdalena Knoll die Runde in der Stadt. Niemand nahm sie ernst. Unter der Herrschaft der spanischen Habsburger waren Hexenprozesse eher selten gewesen. Ganz anders dagegen im benachbarten Kurfürstentum Trier. Allein zwischen 1585 und 1593 waren dort Hunderte von Hexen angeklagt und verbrannt worden. Der damalige Kurfürst von Trier, von Söterns Vorvorgänger Johann von Schönenberg, hatte sich damit nicht nur als einer der ersten, sondern auch als einer der nachhaltigsten Hexenjäger etabliert. Unterstützt worden war er dabei vom Trierer Weihbischof, Peter Binsfeld, der die Kunst in seinen Werken, die Hexengefahr intensiv und drastisch auszumalen, zu neuen Höhen geführt hatte. In manchen Regionen des Reiches wurde die Jagd auf Hexen sogar als die ›Trierer Krankheit‹ bezeichnet. Und in den miserabel verwalteten Klein- und Kleinstterritorien wie auch in den anderen geistlichen Fürstentümern des Rhein-Main-Mosel-Gebiets fand sich schnell eine reichliche Anzahl an Gesinnungsgenossen.

    Während also in Münster und Osnabrück die ersten Verhandlungen für einen echten, universellen, europäischen Frieden anliefen, bis zu dessen Unterzeichnung es jedoch immer noch drei Jahre dauern sollte, wiedererstarkten durch Triers und Turennes Machtzuwachs auch diejenigen Kräfte, die Freude daran hatten, angebliche Hexen brennen zu sehen. Auch wenn von Sötern selbst sich aus den Hexenprozessen heraushielt, die Saat war gelegt und ging in den folgenden, durch die lothringischen Marodeure verursachten, erneut hereinbrechenden Notzeiten, wie von selbst auf.  

     

20.
    Die Hopfengärten gediehen prächtig . Magdalena verdiente in einem Herbst, es war der von 1644, mehr Geld als Knoll mit seinem Anteil der Brauerei in einer ganzen Saison. Sie stellte Arbeiter ein, die ihr die anstrengendsten Tätigkeiten abnahmen, dennoch ließ sie sich nicht davon abhalten, all ihre Gärten regelmäßig selbst zu inspizieren. Knoll und auch Magdalena zeigten ihren Erfolg jetzt auch öffentlich. Nicht durch Prunk und Protz. Aber wenn sie sonntags durch die Stadt flanierten, in respektabler Bürgertracht gekleidet, Knoll mit Schlapphut, Pluderhosen und flachen Halbschuhen, Magdalena mit der Pfeife im Mund, gab es für die Betrachter keinen Zweifel: Hier gingen erfolgreiche, wohlhabende Leute spazieren. Zumal dies im protestantischen Magdeburg sowieso durchaus üblich gewesen war, denn Erfolg war nach calvinistischer Lehre Teil der göttlichen Gnade, und diese Gnade wollte und sollte man nach außen hin ruhig zur Schau stellen. Magdalena, die in bescheideneren Verhältnissen aufgewachsen war, hatte sich längst daran gewöhnt und ihre Zurückhaltung aufgegeben.

    Wie hatte sie sich zudem gefreut, als, sogar hier im ländlichen, spanientreuen Bitburg, das seit mehr als einhundert Jahren gültige spanische Modediktat auch bei der Damenmode endlich durch Neueres ersetzt wurde. Die Ehefrauen der Schöffen trugen als Erste die neue Mode, und beim nächsten Besuch der Tuchkaufleute gab es kein Halten mehr, für diejenigen, die es sich leisten konnten. Die Frauen trugen jetzt böhmische oder holländische Hauben, dazu Spitzkragen nach venezianischem oder französischem Stil, passend zur bereits seit Längerem akzeptierten neuen Mode der Herren.

    »Hinweg mit der spanischen Panzerkleidung! Hinfort mit den Halskrausen und Puffärmeln!«, hatte Magdalena übermütig gerufen und sich begeistert einen der neuen, flachen Leinenkragen angelegt. Darunter trug sie ein Kleid ohne Eisenkorsage, mit locker fallenden Ärmeln, die an den Handgelenken mit Schleifen gebunden waren. Die ganz Mutigen hatten bald festgestellt, dass man die neuen Kragen viel tiefer ziehen konnte als die spanischen, und so ihren Männern – und den anderen natürlich auch – ganz neue Einblicke in die weibliche Anatomie gestattete. Das Dekolleté war erfunden!

    Knoll begrüßte die Änderungen insofern, als mit dem Verschwinden des spanischen Einflusses auch der

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