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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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vorbereitet, so gut dies möglich war.

     
    Nachdem die beiden ihr Ansuchen erklärt hatten, und es tatsächlich auch im Ratsbuch verzeichnet war – Knoll schickte ein Stoßgebet gen Himmel und einen Dank an von Esch –, wurden sie in den großen Ratssaal eingelassen. Dessen Stirnseite beherrschte ein riesiger Wandteppich, der in bunten Farben und prächtigen Bildern die Schlacht von Tunis darstellte. Alle Verhandlungen waren öffentlich, so setzten sie sich auf eine der Bänke, hörten den anderen Verhandlungen zu und warteten darauf, dass ihre Namen aufgerufen wurden. Den Vorsitz für den Tag führte der Stadtrichter Peter van Busleyden, flankiert von zwei Schöffen, dem Juristen François van der Aa und Michel Walschaerts, dem Leiter der Kaufmannsgilde und Besitzer des Brauhauses Carolus in Mechelen. Der Stadtrichter und der Jurist waren kleine, schmächtige Männer, wiewohl prächtig und wohlhabend aufgeputzt – der Stadtrichter trug sogar eine weiße Perücke, während der Brauherr in Körperfülle wie auch im feisten Gesichtsausdruck seinem Stand und dem Ruf der Brauherren alle Ehre machte. Alle drei hörten genau zu, wenn Ankläger und Verteidiger sich ihre verbalen Duelle lieferten. Der Richter und die Schöffen beratschlagten meist kurz und knapp, van Busleyden verlas die Urteile in der gleichen Kürze. Für pompöses Beiwerk war hier kein Platz, dafür war die Schlange der Antragsteller zu lang, bemerkte Knoll. Hoffentlich würde er genügend Zeit bekommen, seinen Fall zu erklären.

     
    Schließlich fiel der Name Knoll. Cord Heinrich und Magdalena standen auf, gingen zum Richterpodest, verneigten sich, und die Anhörung begann. Die drei Leiter des Rats genossen es sichtlich, einmal nur zuhören zu müssen, ohne dass es zum Streit kam. Lothar von der Horst befand sich weit weg und wusste wahrscheinlich nicht einmal von Knolls Reise nach Mechelen.

    Cord Heinrich erklärte seinen Streit mit Lothar von der Horst, dass dieser ihm seinen Erfolg und seiner Frau die Hopfengärten neide und diese selbst bearbeiten wolle. »Ich bin kein Zauberer und mein Weib ist keine Hexe. Wir sind anständige arbeitende, gottesfürchtige Leute, wollen keinen Streit und haben mit Hexenwerk nichts zu tun.«

    Walschaerts nickte mehrmals zustimmend und zwinkerte Knoll, wie dieser glaubte, aufmunternd zu. Knolls Zuversicht wuchs, als er sich mit dem Mechelner Brauherr verbündet glaubte. Er wurde kühner und ging sogar in die Offensive. »Hinter dem Hexenwahn stehen meist nur die menschliche Dummheit und Gemeinheit. Beides Attribute, die der Mann, der uns beschuldigt, dieser falsche Giftmolch, in überreichem Maße besitzt!« Dann spielte Knoll seinen größten Trumpf aus: Er zitierte den einige Jahre zuvor verstorbenen Jesuiten und Hexentheoretiker Friedrich Spee von Langenfeld. »Sogar ein Trierer Jesuit wendete sich gegen die Hexenjagd. Ein Trierer!«, versuchte er den schlechten Ruf dieser Stadt zu seinen Gunsten einzusetzen. »Kennt Ihr die ›Cautio Criminalis oder Rechtliche Bedenken wegen der Hexenprozesse‹?« Die in Hexenprozessen recht unerfahrenen Räte ließen ihn gewähren. Knoll hatte sich glücklicherweise vorher kundig gemacht und konnte nun einige Punkte aus der scharfsinnigen Argumentation und der geschickten Rhetorik Spees anbringen. »Bei der Folter ist alles voll von Unsicherheit und dunkelster Vermutung; ein Unschuldiger muss für ein unsicheres Verbrechen die sichersten Qualen erdulden. Auf die unter Folter erpressten Geständnisse haben alle Gelehrten fast ihre ganze Hexenlehre gegründet, und die Welt hat’s ihnen, wie es scheint, geglaubt. Die Gewalt der Schmerzen erzwingt alles, auch das, was man für Sünde hält, wie lügen und andere in üblen Verruf bringen. Diejenigen, die dann einmal angefangen haben, auf der Folter gegen sich auszusagen, geben später nach der Folter alles zu, was man von ihnen verlangt, damit sie nicht der Unbeständigkeit bezichtigt werden. Und die Kriminalrichter glauben dann diese Possen und bestärken sich in ihrem Tun.« Knoll warf sich in die Brust und schloss mit einem weiteren Zitat von Spee ab: »Wenn vor dem Gericht der Ewigkeit Rechenschaft für jedes müßige Wort abgelegt werden muss, wie steht’s dann mit der Verantwortung für das vergossene Menschenblut?«

    Die drei Räte waren sichtlich beeindruckt, zeigten nun aber auch, dass sie nicht gänzlich unwissend waren.

    Walschaerts wandte ein: »Wenn ich mich recht erinnere, wurde das Buch erstmals anonym

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