Der Fluch Des Bierzauberers
Genuss von Schokolade bald wieder der Vergangenheit angehören würde. So hoffte er jedenfalls …
Doch immer wieder – es gehört wohl zur Tragik menschlichen Daseins – ruft Erfolg Neider auf den Plan. Zudem, wenn der Erfolg schnell eintrifft und auch, obwohl er hart erarbeitet ist.
Zu den größten Neidern Knolls und Magdalenas gehörte erstaunlicherweise einer ihrer Verpächter, der Schlossherr von Hamm, Lothar von der Horst. In früherer Zeit waren die Herren von Hamm mächtige Herrscher in der Region gewesen. Aufgrund eines Afterlehens – eines Lehens, das von einem höher gestellten Herrn, der selbst bereits Lehensmann war, erteilt wurde, also doppelt belehnt wurde –, das sie von den mit ihnen verwandten Grafen von Vianden übernommen hatten, hatten sie sogar lange Zeit als Schutzherren über die große und berühmte Abtei Prüm gewacht. Im 14. Jahrhundert hatte die Sippe von Malberg-Milburg die Herrschaft von Hamm übernommen. Die letzte Frau dieses Namens, Anna von Malberg, hatte um 1580 Gerhard von der Horst geehelicht, einen ehrgeizigen, machtbesessenen Mann, der es nicht verwunden hatte, dass die besten Tage von Hamm vorüber waren. Und so hatte er versucht, mittels persönlicher Einflussnahme, all denjenigen zu schaden, auf die er neidisch war. Bis zum Propst von Bitburg und Echternach hatte er es gebracht, war sogar Rat in Luxemburg geworden, um dann seinem Rivalen um die Macht in Bitburg, dem Bürgermeister Johann Schweisthal, einen Hexenprozess anzuhängen. Sein Enkel Lothar war aus dem gleichen Holz geschnitzt, wie Knoll und Magdalena schon bei der Unterzeichnung des Pachtvertrages ansatzweise erfahren hatten. Verwöhnt, ehrgeizig und skrupellos, wollte auch er am liebsten alle seine Feinde auf dem Scheiterhaufen brennen sehen. Schnell vorbei war die Zeit gewesen, da er geglaubt hatte, die Verpachtung einiger Felder an die Knolls sei ein einträgliches Geschäft. Der Pachtzins war bald ausgegeben gewesen, jetzt sah er nur noch den Profit, den der Hopfen offensichtlich Jahr für Jahr abwarf. Und nichts davon wanderte in seine Taschen. Das wollte er ändern, und zwar so schnell wie möglich. Zuerst schickte er Knoll einen Brief, in dem er eine kräftige Nachzahlung forderte sowie eine sofortige Verdreifachung der vereinbarten Pacht.
»Ist der denn völlig närrisch geworden?«, kommentierte Knoll den Brief aufgebracht. »Wie kommt er dazu, unseren Vertrag brechen zu wollen?«
»Neidisch ist er, gierig und voller Hass auf all die, die Erfolg haben«, hatte Magdalena eher als Knoll die Motive Lothars erfasst. »Hast du noch nicht gehört, wen er und seine Familie nicht schon alles mit ihren Anschuldigungen verfolgt haben? Seit Jahrzehnten geht das so!«
»Was machen wir mit dem Brief? Ich werde ihn dem Feuer übergeben«, schickte Knoll sich an, das Schreiben zu vernichten.
»Vielleicht zahlen wir besser, sonst kommt es noch zu einem schlimmen Streit!« Magdalena war eher um Ausgleich und Versöhnung bemüht.
»Keinesfalls!«, polterte Knoll los und erschrak selbst über seine Lautstärke. »Ich lasse mich nicht von diesen sogenannten hohen Herren ins Bockshorn jagen. Ein Vertrag gilt auch für die Sippe derer von der Horst!« Zudem erinnerte er Magdalena an sein Versprechen, nie mehr kampflos klein beizugeben, wenn es um ihre Existenz ginge. »Eine derartige Erhöhung des Pachtzinses würde den Hopfen so verteuern, dass wir ihn nicht mehr verkaufen könnten. Ich werde unseren Bürgermeister um Rat ersuchen.«
Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch bat der Brauer um einen Termin bei von Esch. Diesem zeigte er den Brief und auch den älteren Vertrag. Der Bürgermeister diskutierte kurz mit dem Schöffenkollegium und gab Knoll in allen Punkten recht. »Das Ansinnen von Lothar von der Horst ist zur Gänze zurückzuweisen. Der Vertrag ist gültig und muss eingehalten werden.«
Knoll triumphierte, seine Frau blieb skeptisch und Lothar von der Horst tobte.
»Wenn das mal kein böses Ende nimmt«, murmelte Magdalena in böser Vorahnung.
Kurz nach diesem Urteil verbreiteten zwei Jesuiten aus Trier, die regelmäßig zu Besuch im Bitburger Maximinkloster weilten, erste Gerüchte, Knoll und seine Frau gehörten einem Hexenzirkel an. Die guten Beziehungen von Schloss Hamm sowohl nach St. Maximin als auch zu den Jesuiten waren wohl bekannt, dennoch war Lothar von der Horst die Urheberschaft nicht nachzuweisen. Die neuen Aktivitäten der Jesuiten hingen damit zusammen, dass
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