Der Fluch des Blutes
schönen Körper und sah keinen Grund, ihm zu verschweigen, wie anziehend sie ihn fand.
Zapata gab jedes Kompliment an sie zurück und bedeckte ihren Körper mit Küssen.
Keine Rede brachte er mehr auf seinen Hohen Vater. Keine Rede mehr auf die Welt draußen. Für ihn schien es nur noch Nona zu geben - ihren Liebreiz und Hunger nach .
... etwas, das sie offenbar lange vermißt hatte.
Zu lange.
Wie weiches Wachs ließ sie sich in seinen Händen formen.
An den untoten Spanier in der hohlen Säule, der ihr immer lauter werdendes Stöhnen hören mußte, verschwendete sie keinen Gedanken mehr.
Sie lebte nur noch für den Moment, glaubte sich wie befreit von einem Druck, den sie nicht hatte in Worte kleiden können. Es schien ihr sonnenklar, daß sie Zapata begehrt hatte, seit sie seiner zum ersten Mal ansichtig geworden war .
Der Vampir wußte ihre Leidenschaft und Wollust in schwindelerregende Höhen zu peitschen. Als er - endlich nach langem Vorspiel - in sie eindrang, schrie Nona so laut auf, daß der Untote in seiner steinernen Behausung in der Erinnerung erbebte, selbst einmal solcher Gefühle fähig gewesen zu sein.
Das Alleinsein der letzten Tage - seit sie sich von Landru in Paris getrennt hatte und auf eigene Faust hierher gereist war - versank im Vergessen.
Sie bäumte sich Zapata entgegen, und die Stöße des Vampirs schienen ihren Schoß schier spalten zu wollen. Süßer Schmerz raub-te ihr endgültig die Sinne und den Verstand.
So daß sie den anderen Schmerz gar nicht wahrnahm.
Immer weiter trieb sie von sich selbst weg - hörte nicht das gierige Schmatzen, mit dem der Tyrann sich stahl, wovon er sich Befreiung versprach.
Die Befreiung von jahrhundertealtem Joch ...
* Nona erwachte, als die nächtliche Sonne am Horizont aufging und ein neuer Tag anbrach.
Ihr Schädel brummte, aber sie wußte nicht, wovon.
Auch nicht, woher der schale Geschmack in ihrem Mund kam.
Sie richtete sich auf und taumelte auf den Spiegel zu.
Erst als sie sich darin vermißte, fiel ihr wieder ein, daß er - wie hatte Zapata es ausgedrückt? - nur Totes zeigte und sie dafür zu lebendig sei.
Zapata .
Sie erinnerte sich des gemeinsamen Ausflugs durch die Stadt und zu dem sonderbaren kleinen Tempel mit dem Weltenpfeiler - auch noch daran, daß sie wieder zum Palast zurückgekehrt waren und in Zapatas Gemach noch etwas getrunken hatten. Aber danach .
. danach mußte sie völlig übermüdet in die eigene Unterkunft zurückgekehrt sein und sich zum Schlafen niedergelegt haben.
Als sie an sich herabsah, bemerkte sie, daß sie immer noch die Kleidung vom gestrigen Ausflug trug. Aber sie war kein bißchen mehr naß, nicht einmal klamm, sondern fühlte sich gut auf ihrer Haut an .
Nona kehrte dem falschen Spiegel den Rücken und trat ans Fenster.
Düsterer als jemals zuvor sprang das Bild der Hermetischen Stadt sie an. Sie wankte und mußte sich am Sims festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Was ist los mit mir? dachte sie.
Unbewußt kratzte sie sich in ihrer Kniekehle.
Das Jucken hörte auf.
Als sie die Hand hob, sah sie jedoch, daß Blut an ihren Fingernägel klebte. Sie hob ihr Bein und betrachtete die Stelle, wo sie sich gekratzt hatte.
Eine Verletzung, blutverkrustet.
Als hätte sie sich mit einem breiten Messer geschnitten .
Nona erinnerte sich nicht, wie es zu dieser Verletzung gekommen war. Es mußte während des Ausflugs geschehen sein. Die Wunde wirkte nicht weiter bedrohlich - bedrohlicher war, wie Nona sich ansonsten fühlte.
Ganz schlapp und kraftlos.
Zittrig kehrte sie zu ihrem Lager zurück.
Und schlief weiter, bis zum Mittag - bis Landru sie weckte, als die nächtliche Sonne bereits im Zenit stand und etwas geschehen war, wovon sie nicht einmal ahnte, daß sie die Schuld daran trug .
* Zügellos hatte Zapata aus der Kniekehle der Fremden getrunken -nicht die verführerisch pochende Halsader hatte er gewählt, sondern einen der Nebenwege des Nektars, der ihn unsterblich machte.
Und in diesem speziellen Fall das Ende seiner Unfreiheit besiegeln sollte!
Er hatte lange darüber nachgedacht, und seit dem gemeinsamen Ausflug mit der Fremden, die sich Nona nannte und seines Vaters Schlüssel besaß, war er wild entschlossen, die vielleicht einmalige und niemals mehr wiederkehrende Chance zu nutzen, die das Schicksal ihm hier an die Hand gegeben hatte.
Nach ihren Unterhaltungen glaubte auch Zapata nicht mehr, daß der Kelchhüter Nona ein Ding als Schlüssel mitgegeben hatte, um den
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