Der Fluch des Denver Kristoff
Bestimmung zu helfen. Ein Held zu sein.«
»Behandeln mich deshalb alle Leute hier so komisch? Warum schenken sie mir Essen und laufen vor mir weg?«
»Weil sie Angst haben, Brendan. Sie haben Angst vor den mächtigen Männern auf der Muräne . Vor Tranquebar und Captain Sangray.«
»Sangray ist tot.«
»Tot?«, fragte Célina überrascht. »Wer hat ihn getötet? Ein Mann wie Sangray stirbt nicht einfach so, es sei denn, jemand tötet ihn.«
»Das war mein Freund Will, er ist der neue Kapitän der Muräne.«
»Wenn Sangrays Bruder davon erfährt, steckt ihr alle in Schwierigkeiten.«
»Sangray hat einen Bruder?«
»Ja, sicher, er ist der Händler, mit dem die Muräne Geschäfte macht. Er ist heute mit ein paar Männern hier, wahrscheinlich treibt er sich irgendwo unten am Strand herum …«
»Wie heißt er?«, fragte Brendan, dem plötzlich ein furchtbarer Verdacht kam.
Célina flüsterte ihm einen Namen ins Ohr.
Hals über Kopf stürmte Brendan davon.
Célina sah ihm sprachlos hinterher, als er quer über den Markt davonlief, am Waffenladen vorbei und an dem Laden, wo er den Karamellapfel geschenkt bekommen hatte, dann weiter durch die engen, mit Eseln, Pferden und Piraten verstopften Gassen hinunter zum Strand. Brendan rannte, dass ihm beinahe die Lungen platzten, sein Atem pfiff scharf durch die Zähne, während er die ganze Zeit nur einen Gedanken hatte: Ich muss zu ihnen, bevor es zu spät ist. Ich muss es ihnen sagen. Ich muss …
Als er zum Strand kam, sah er als Erstes die Villa Kristoff, die sanft in den Wellen schaukelte. Nur noch ihr Schornstein ragte aus dem Wasser. Cordelia und Will saßen ein paar Hundert Meter vom Ufer entfernt im Sand … gefesselt und geknebelt.
Neben ihnen erkannte er Eleanor, auch sie war wie ein Paket verschnürt. Soeben galoppierte Jacqui, der angebliche Pferdetrainer, auf seiner Majesty davon und sah gleichzeitig erleichtert und schuldbewusst aus.
»Halt, stehen bleiben!«, schrie Brendan hinter ihm her. »Was haben Sie mit meiner Schwe…«
Er verstummte, als ihm plötzlich ein paar finstere Gestalten in den Weg traten.
Einer von ihnen war Tranquebar. Die anderen steckten in schimmernden Ritterrüstungen und waren bis an die Zähne mit Schwertern und Streitäxten bewaffnet. Der eine trug einen feuerroten Bart … ein anderer hatte eine frische Narbe im Gesicht – auf der sich deutlich die Zinken einer Grillgabel abzeichneten.
»Slayne!«, keuchte Brendan – bevor die wilden Horden ihn überwältigten.
67
E s gibt doch nichts Schöneres, als all seine Feinde um sich versammelt zu haben«, höhnte Slayne und sah auf Brendan, Cordelia, Eleanor und Will herunter, die zu seinen Füßen im Sand lagen. Wie schon bei ihrer ersten Begegnung im Wald hielt er sie unter einem seiner Maschendrahtnetze gefangen. Slaynes Männer, die bei ihrem letzten Zusammentreffen noch in wilder Panik davongaloppiert waren, kickten ihnen nun abwechselnd Sand ins Gesicht.
»Sachte, sachte, Männer! Sie dürfen keinen Schaden nehmen, bevor wir sie der Königin vorführen!«, warnte Slayne.
»Ach ja, richtig, Sir, bitte um Verzeihung, Sir!«, sagte Krom.
»Was für eine Königin?«, fragte Eleanor.
»Königin Daphne.« Brendan setzte an, um ihr zu erzählen, was er in Die wilden Horden über die grausame Herrscherin gelesen hatte und was Célina ihm bestätigt hatte.
»Ruhe!«, donnerte Slayne. Er kniete sich vor Eleanor in den Sand und hielt ihr die Narbe auf seiner Wange direkt vor die Nase. »Kommt dir das bekannt vor?«
»Ich finde, es ist eine Verbesserung«, sagte Eleanor.
»Rache ist süß!«, knurrte Slayne böse. »Ich werde dir deine kleinen Fingerchen abschneiden, einen nach dem anderen. Und dann darfst du zusehen, wenn ich sie in Wildschweinteig tauche und frittiere. Das ist nämlich Königin Daphnes Lieblingsvorspeise: frittierte Kinderfinger in Schokoladensoße.«
Das war zu viel für Eleanor. »Nein!«, schrie sie, halb wahnsinnig vor Angst. »Lasst mich raus!« Sie bäumte sich verzweifelt auf und warf sich gegen das Metallnetz. Am liebsten hätte sie Slayne die Augen ausgekratzt – mit den Zähnen, den Fußnägeln, egal womit –, doch leider hatte er sie an Händen und Füßen fest verknotet und sie konnte nur hilflos am Boden herumzucken wie eine Flunder auf dem Trockenen.
»Meine kleine Kriegerin«, sagte Slayne hämisch. »Dein Kampfgeist ist wirklich beeindruckend. Ich wette, du könntest es sogar mit unserem Krom aufnehmen. Schade, dass wir für solche
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