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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Ton heraus.
    »Was sollen wir bloß machen?«, fragte Eleanor leise. Da die drei Rücken an Rücken gefesselt waren, konnte sie ihren Bruder nicht ansehen. Aber an seinem wütenden Schnauben hörte sie, dass er trotz allem nicht bereit war, den Kampf aufzugeben.
    »Wir müssen versuchen, uns zu drehen«, flüsterte Brendan zurück. »Ich brauche eine gute Sicht aus diesem Ding heraus.«
    Eleanor rollte sich auf den Bauch und quietschte leise auf, als ihr ein paar Strohhalme in die Nase pikten. Wortlos folgte Cordelia ihrem Beispiel, sodass Brendan jetzt obenauf lag und über den Rand des Karrens hinweg durch die Gitterstäbe blicken konnte. Gerade rechtzeitig, denn sie rumpelten bereits über den Marktplatz.
    »Wo bist du? Wo steckst du nur?«, murmelte Brendan halblaut vor sich hin.
    »Wer?«, fragte Cordelia plötzlich.
    »Deli! Du kannst ja wieder reden!«, jubelte Eleanor.
    »Ich will wissen, wen Brendan sucht«, sagte Cordelia mürrisch.
    »Ehrlich gesagt, suche ich dieses Mädchen, das ich vorhin getroffen habe.«
    »Ein Mädchen?«, fragte Eleanor überrascht. »Du interessierst dich für ein Mädchen?«
    »Na ja, eigentlich hoffe ich eher, dass sie uns befreien wird. Cordelia, erinnerst du dich an Célina aus Die wilden Horden?«
    »Klar – die war mutig und clever«, sagte Cordelia. »Wir sollten aufpassen, dass sie nicht auch noch wegen uns umgebracht wird.«
    »Klappe dahinten!«, schnauzte Krom, der den Karren lenkte.
    Célina stand auf dem Marktplatz mitten unter all den anderen Menschen, die fassungslos auf den Gefangenentransport starrten. Viele von ihnen hatten den versteinerten Gesichtsausdruck der Widerstandskämpfer. Célinas Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie Brendan erkannte, der verzweifelt ihren Blick suchte und lautlos mit den Lippen formte: Hilf uns!

69
    Z wei Tage später gaben die Geschwister ein noch jämmerlicheres Bild ab als zu Beginn ihrer Reise auf dem ungemütlichen Karren. Während der langen Fahrt durch einen Kiefernwald waren sie auf ihrem harten Lager erbarmungslos durchgerüttelt worden. Der grausame Krom hatte sie nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Auch der karge Speiseplan (der hauptsächlich aus Schlachtabfällen bestand, die man normalerweise nicht einmal zu Wurst verarbeiten würde) hatte in den abgezehrten, blutleeren Gesichtern seine Spuren hinterlassen. Sogar zum Sprechen fehlte ihnen bald die Kraft, meistens reichte es nur zu wenig hoffnungsfrohen Bemerkungen wie »Bren, ich glaube nicht, dass deine Freundin aus Tinz uns noch retten wird«.
    »Sie ist nicht meine Freundin, Deli.«
    »Wahrscheinlich werden wir auf diesem dreckigen Karren sterben.«
    »Nein, wir werden wahrscheinlich sterben, wenn wir Königin Daphne treffen …«
    Als sie dann endlich Schloss Corroway erblickten – verstummten sie endgültig.
    Wie ein versteinerter Baum erhob sich eine Festung aus grauem Kalkstein vor ihnen aus dem Wald. Von Weitem erinnerte die schroffe Fassade an Birkenrinde. Der rückwärtige Teil des Gebäudes thronte auf einer schroffen Klippe, die über eine tiefe Schlucht ragte, durch die sich der Fluss schlängelte, dem sie den ganzen Weg hierher gefolgt waren. Krom und seine Männer ritten auf ein gewaltiges schwarzes Tor zu, das mit messerscharfen Metallspitzen gespickt war, die jeden Angreifer glatt durchbohren würden. Vier runde Türme überragten das Schloss, jeder von ihnen verästelte sich in vier weitere kleine Türmchen. Wie Schornsteinbündel wuchsen die schlanken Türme hoch über den Baumwipfeln in den Himmel, auf jeder Spitze wehte eine violette Fahne.
    »Habt ihr so was schon mal gesehen?«, fragte Brendan.
    »Das ist Sechzehn Flaggen , das Schloss des Erzherzogs aus Der Teufelsflieger«, sagte Cordelia. »Will würde es sofort wiedererkennen. Er bombardierte es. Aber natürlich …«
    »Ruhe!«, donnerte Krom. »Oder muss ich euch vor dem Besuch bei der Königin noch eine Lektion erteilen?«
    Cordelia verstummte, aber ihre Gedanken blieben bei Will, der ihnen mit seinem Wissen nicht mehr würde helfen können.
    Als sie kurz vor dem Tor anhielten, wirkten die mächtigen Burgmauern noch viel höher. Wenn sie den Kopf weit zurücklegten, sahen sie rechts und links nur noch zwei der vier runden Türme vor sich, die ein Stück blauen Himmel einrahmten. Damit jeder einen Blick auf das beeindruckende Gemäuer werfen konnte, mussten die Geschwister sich wie ein Fass auf ihrem Strohlager herumrollen. Sie waren immer noch brutal verschnürt – in den

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