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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Wills lächelndes Gesicht. »Woher wussten Sie, dass ich wach bin?«
    »Ich höre schon seit einer Stunde, wie Sie die Seiten umblättern. Bin früh aufgewacht. Kriege hier drin kaum eine Mütze voll Schlaf. Was lesen Sie da?«
    »Ach, nichts.« Cordelia schob Der Teufelsflieger unter ihr Kopfkissen. Will musste nicht unbedingt wissen, dass sie etwas über ihn gelesen hatte. Dank ihrer Lektüre hatte sie immerhin schon mal den Ausdruck »eine Mütze voll Schlaf« gelesen. Sie legte sich ans Fußende des Bettes, damit sie sich leise unterhalten konnten. »Wie geht’s der Schulter?«
    »Fühlt sich an, als hätte irgendein Winzling auf meiner Schulter sein Lagerfeuer entzündet. Aber Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, Miss Walker.«
    »Nennen Sie mich Cordelia.«
    »Ah, wie in Shakespeares König Lear …«
    »Eigentlich aus Buffy – Im Bann der Dämonen. Meine Mutter ist ein großer Fan dieser Fernsehserie.«
    Will stützte seine Hand neben der Matratze auf, nur wenige Zentimeter neben Cordelias. »Kennst du König Lear?«
    »Leider nicht. Ich habe zwar schon viel von Shakespeare gelesen, aber das Stück noch nicht.«
    »Ach, die amerikanische Schulbildung. Eine Tragödie.«
    Cordelia war froh, dass ihre Geschwister tief und fest schliefen und nicht mitbekamen, wie sie dunkelrot anlief. Ihr eine literarische Bildungslücke nachzuweisen, war das Schlimmste, was man ihr antun konnte. Abgesehen davon – was hatte Will eigentlich mit seiner Hand vor? Wollte er sie wirklich so rein zufällig da liegen lassen, als würde sie es nicht merken? Und ob sie es gemerkt hatte …
    »Cordelia war König Lears jüngste Tochter«, erläuterte Will. »Zu Beginn des Stückes, als der König seine Töchter fragt, wie sie über ihn denken, versuchen sich die beiden älteren Töchter, durch blumige Reden bei ihm einzuschmeicheln. Nur Cordelia spricht offen und ehrlich und wird von ihm verbannt.«
    »Ach ja, daran erinnere ich mich …«
    »Du bist ihr sehr ähnlich. Das sehe ich in deinen Augen.«
    Cordelia stellte erstaunt fest, dass er irgendwann ganz sanft ihre Hand genommen hatte und sie auf einmal duzte.
    »Du lässt dich auch von deinen Gefühlen leiten und folgst deinem Herzen, genau wie sie.«
    »Ehrlich gesagt, glaube ich eher, dass ich mich von meinem Verstand leiten lassen«, sagte Cordelia und entzog ihm ihre Hand.
    »Wie kommt es dann, dass dein Herz so schnell klopft?«
    Seine Finger mussten am Handgelenk ihren Puls gefühlt haben. Wortlos wandte sie sich ab, drehte ihm den Rücken zu. Zu ihren Füßen spürte sie den harten Einband des Buches unter ihrem Kopfkissen. In der Geschichte wurde Will als heldenhaft und mutig dargestellt, er war ein echter Draufgänger. Und hatte viele Freundinnen.
    »Ich bin doch noch müde«, sagte sie. »Ich glaube, ich werde noch ein wenig schlafen, bevor die anderen aufwachen.«
    »Ich verstehe. Ach übrigens: Was ist ein Buffy?«

25
    Z um Frühstück gab es für jeden eine Fertigpackung Cracker-Sandwiches mit Wurst und Käse. Das war nicht gerade ein Lieblingsessen (außer vielleicht für Eleanor), aber eben das einzig Essbare, das im Kühlschrank noch zu finden war. Anscheinend hatten Slayne und seine Männer sich von der schrillen Verpackung abschrecken lassen. Brendan und Cordelia richteten die Cracker, Wurst und Käse einigermaßen appetitlich auf einem Teller an.
    »Was soll das sein? Kriegsrationen?«, fragte Will, nachdem er einen verächtlichen Blick auf die trockenen Scheiben geworfen hatte.
    »Nee, das ist unser Pausensnack für die Schule«, erklärte Eleanor und baute sich fachmännisch ein Cracker-Sandwich zusammen.
    Will zog ein Messer mit einer knapp zwanzig Zentimeter langen Klinge hervor und spießte damit eine Scheibe Fleischwurst auf.
    »Boah, ist das riesig!«, staunte Eleanor mit offenem Mund.
    »Achte einfach nicht drauf.« Cordelia verdrehte die Augen. »Das ist sein Sheffield-Jagdmesser. Er trägt es immer bei sich.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Will.
    »Darf ich es mir ansehen?« Brendan streckte eifrig die Hand nach dem Messer aus.
    »Nein«, riefen Cordelia und Will im Chor. »Ich habe das Messer gestern zufällig bei dir gesehen«, erklärte sie dann Will. Was natürlich glatt gelogen war; sie hatte in Kristoffs Roman davon gelesen.
    »Also dann, wann werdet ihr mir helfen, nach Hause zu kommen?«, fragte Will. »Ich muss wieder in den Krieg.«
    »Das haben wir dir doch gestern schon alles erklärt«, sagte Cordelia. »Du bist eine Romanfigur. Und

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