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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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bin Polizist. Kein besonders guter, nein. Ich habe schon gestohlen, und ich habe schon betrogen. Sarden sind arm. Sie waren es immer. Auch ich war arm , ein Hirte, als Kind so dünn und so unschuldig, wie du es einmal warst. Arm geboren – und arm wäre ich krepiert, aber ich wollte nicht arm sterben. Deswegen habe ich Dinge getan, die ein Polizist nicht tut. Das bereue ich nicht. Aber mein Vater hat mich dafür verachtet. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich heute ein sardischer bandito per causa di honore sein werde! Ich töte heute als Bandit mit ehrenwerten Gründen, als Sohn meines ehrenwerten alten sardischen Vaters Leonardo Frattini. Er mochte mich nicht sonderlich, aber er war mein Vater. Und du weißt genau, was das für mich bedeutet, denn ihr Araber kennt dieses Denken. Die Ehre der Familie steht über allen irdischen Dingen und Gesetzen. Also töte ich dich – oder den, der dich beauftragt hat, den Sprengstoff anzubringen … «
    Der Junge verharrte völlig regungslos. Seine Augen signalisierten, dass er verstanden hatte.
    » Ich werde dir jetzt ein Blatt Papier und einen Bleistift geben. Du schreibst mir deinen Namen auf, den richtigen Namen, den Namen deines Vaters, deiner Mutter und deiner Brüder! Hast du verstanden? Ich will die Adresse deiner Familie – und ich will den Namen und alles, was du sonst noch weißt von den Männern, die dich nach Italien geschickt haben. Machst du es, werde ich das Gesetz der Vendetta an den wahren Schuldigen vollstrecken. Ich werde schweigen, wenn du mir alles aufschreibst. Denn auch das gilt auf Sardinien: das Gesetz der Omert á – des ewigen Schweigens. Niemandem werde ich sagen, woher ich meine Informationen habe. Du wirst frei sein, wenn du tust, was ich verlange. Wir auf Sardinien verschonen Kinder und Frauen, aber nur, wenn sie unschuldig sind. Beweise, dass du unschuldig bist. Führe mich zu den Schuldigen, zu den Mördern meines Vaters. «
    4. Kapitel
    W
    i en tower, ambulance 101 for start-up and clearance «, nuschelte Flugkapitän Richard Kristoffs in sein Mikrofon. Die Antwort des Lotsen aus dem Kontrollturm am Flughafen in Wien-Schwechat kam schnell.
    » Start-up is approved, please confirm destination «, krächzte die Stimme des Lotsen über den Äther.
    » Heading for Rheintal, Switzerland «, antwortete Richard Kristoffs und rückte seine Sonnenbrille zurecht. Wieder war der Fluglotse erstaunlich schnell.
    » Ambulance 101, you are cleared for take-off runway 29. «
    Vorsichtig schob Richard Kristoffs die beiden Gashebel nach vorne, überprüfte mit routiniertem Blick die Triebwerksdaten, löste die Bremsen und gab vollen Schub.
    » V1 – rotate, V2, positiv rate – gear up – ! «, murmelte er hinüber zu seinem Copiloten. Steil zog der Learjet in die Wolken, dem Himmel entgegen. Mit dem Ende des Steigflugs löste der Pilot seinen Sicherheitsgurt und atmete tief durch. Glück gehabt, verdammtes Glück gehabt, ging es ihm durch den Kopf. Vor knapp einer Stunde hatte er noch im Autobahnstau auf der Südtangente gestanden und gedacht, dass ihn diese Situation seinen Pilotenjob kosten würde. Er wusste, dass er sich während einer Flugbereitschaft immer nur im näheren Umfeld von Wien bewegen durfte und faktisch innerhalb einer Stunde nach Eingang eines Notrufs startklar sein musste. Die Verkehrsverhältnisse in Wien hatten sich in den Jahren nach der Osterweiterung der EU jedoch so dramatisch verschlechtert, dass gewisse Ausfallstraßen und Autobahnen regelmäßig unter dem Blechlawinen erstickten. Die Südtangente Richtung Graz war am schlimmsten. Am frühen Morgen strömten Heerscharen von Pendlern in die Stadt, am Nachmittag wälzten sich die Blechlawinen wieder stadtauswärts. Ausgerechnet diese Strecke musste er nehmen, um seine Töchter zum Reitunterricht zu fahren. Es waren kaum mehr als vierzig Kilometer von seiner Wohnung im fünften Bezirk zu dem Reitstall, aber die Autobahnbauarbeiten verursachten rund um die Uhr Staus. Heute hatte er sich über dieses Wissen hinweggesetzt. Schon nach knapp einer halben Stunde Fahrt hatte das Handy geklingelt. Er wurde zum Flughafen beordert: ein Notfall! Kurz entschlossen war er einfach auf dem Standstreifen zur nächsten Ausfahrt an dem Stau vorbeigefahren. Das war zwar verboten, aber letztendlich war es gut gegangen. Er hatte die Ausfahrt erreicht und war auf der Gegenfahrbahn zurück Richtung Wiener Flughafen gerast. Die Kollegen hatten bereits alle Unterlagen vorbereitet. Das Briefing für

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