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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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den Schiffen professioneller Menschenschmuggler zurückzahlen können. Nein, die verdienen durch kriminelle Aktivitäten hier so viel Geld, wie sie in ihren Heimatländern im ganzen Leben nicht in die Hände kriegen würden. Angst vor de m G efängnis? Pah, die lachen sich schief. Ein italienisches Gefängnis ist für die ein Drei-Sterne-Hotel mit Vollpension! Angst vor Abschiebung? Nein, haben sie nicht. Sie kommen einfach wieder. Bulgarische Kinderbanden machen die Bahnhöfe Italiens unsicher. Albanische Kinderbanden sind die Straßendealer und Kuriere internationaler Heroin- und Kokaingangs. Die Kids sind manchmal erst zehn Jahre alt! Nehmen wir eins von ihnen fest, sind sie strafunmündig und dürfen nicht einmal verhört werden! Abgeschoben werden können sie auch nicht. Ihre Eltern sagen ganz einfach, dass es Ihnen Leid tut, was ihre Zöglinge da anstellen. Zwei Wochen später sind die Jungen und Mädchen wieder auf der Straße – wo sie hingeschickt werden! So wie dieser angeblich maro k kanische Junge mit dem geradezu lächerlichen Namen Ibrahim Moulay Idriss! Das ich nicht lache! «
    » Was ist mit diesem Namen? «, unterbrach Alberto Pellini ihn. Commissario Franco Manzoni lächelte süffisant. » Es ist der Name einer marokkanischen Stadt, die Grabstätte von Idriss I. – also so was wie eine Pilgerstätte! Diese Leute erlauben sich, uns zu verarschen. Sie schicken uns ein Kind, einen Killer mit dem Namen eines vor Hunderten von Jahren verstorbenen marokkanischen Heiligen. Allein das, Herr Staatssekretär, diese maßlose Provokation wäre früher für mich Grund genug gewesen, mich wie ein Spürhund auf die Fährte dieser Leute zu heften. Aber das werde ich wohl nicht mehr tun. Ich denke, in Anbetracht der Tatsache, dass übergeordnete staatliche Interessen, wie es so schön heißt, in diesem Falle jegliche polizeiliche Ermittlungen unterbinden, werde ich wohl die nächsten sechs Monate bis zu meiner Pension fürchterlich krank werden. Ja, ich werde krankfeiern. Das heißt, eigentlich bin ich es schon. «
    » Finden Sie nicht, dass Sie ein bisschen pathetisch sind «, versuchte Staatssekretär Pellini die extrem angespannte Stimmung ein wenig zu entkrampfen. Doch mit seiner Bemerkung erreichte er genau das Gegenteil. Der Commissario wirbelte herum, ging auf den Staatssekretär zu, schüttelte den Kopf und lachte hämisch.
    » Wer diesen Jungen geschickt hat oder ihn vielleicht sogar durch Erpressung gezwungen hat, die beiden Sprengstoffpäckchen anzubringen, war ein Profi – ein eiskalter, skrupelloser Profi. Und wenn mich nicht alles täuscht, wenn mich nicht meine zwanzig Jahre Erfahrung in der Terroristenfahndung täuschen, dann waren das Terroristen. Arabische Terroristen! Denn über eins sind wir uns ja wohl alle im Klaren: Die Täter von Bayern und jene vom Palazzo Pitti sind ein und dieselben Leute. Da wette ich meine Pension drauf! Ich weiß nur noch nicht, wie diese Dinge wirklich zusammenpassen. Aber ich will es jetzt auch nicht mehr wissen. «
    Staatssekretär Alberto Pellini schluckte betroffen. Er musste dieses in Grundsatzdiskussionen ausartende Gespräch kraft seiner Autorität abrupt beenden. Und er wollte es auch beenden, denn ihm war klar geworden, dass Franco Manzoni Recht hatte. Der Commissario lag mit seiner Einschätzung, dass arabische Terroristen in die Vorfälle verwickelt waren, genau richtig. Im Innenministerium sah man das ganz genauso, und daher hatte sich der italienische Geheimdienst längst mit dem deutschen Bundesnachrichtendienst in Verbindung gesetzt.
    Bedeutungsvoll zog Pellini ein Dokument aus seinem Aktenkoffer hervor. » Wie auch immer, Commissario Manzoni. Der Innenminister hat befunden, dass der zwölfjährige Ibrahim Moulay Idriss in Abstimmung mit dem Botschafter de s K önigreichs Marokko wegen Strafunmündigkeit und verminderter Schuldfähigkeit abgeschoben wird. Man wird ihn heute gegen sechzehn Uhr einem Bevollmächtigten der Botschaft übergeben. Der Junge darf bis dahin weder polizeilich noch staatsanwaltlich befragt werden. «
    Mit sehr leiser Stimme wandte Alberto Pellini sich zu Franco Manzoni. » Ich weiß, dass Sie Recht haben, Franco. Ich weiß es! Aber das ist nun einmal das italienische Recht, das Gesetz. Es ist ein Kind. Wir handeln nur nach Recht und Gesetz. «
     
    G egen fünfzehn Uhr verließ Commissario Franco Manzoni sein Büro. Als er über den Flur zum Treppenaufgang des Polizeipräsidiums ging, trug er keine Dienstwaffe mehr. Er hatte

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