Der Fluch des Koenigs
Büschel Moos das Blut vom Arm. „Sie werden sich nur auf einen Kampf mit ihm einlassen, wenn sie müssen, denn ihr Befehl lautet, mich zu töten und nicht ihn oder dich.“
Moa nickte stumm. Sie wünschte inständig, sie könnte mehr erkennen als bloße Konturen und Schatten. Wie sollte sie sich gegen Aschewesen zur Wehr setzen, die mit der Dunkelheit verschmolzen?
Als sei ihre Bitte erhört worden, zogen sich in diesem Moment die Wolken zurück und das Licht des vollen Mondes erstrahlte gleich einem Leuchtfeuer über dem Wald. Der Staubdiamant um Moas Hals erwärmte sich. Überrascht holte sie ihn an der Kette hervor und hielt ihn in das Licht des Vollmondes. Gleich unzähliger Sterne funkelte es zwischen den grauen Facetten des Diamanten hervor. Es war fast so, als antworte das Leuchten in ihm den Strahlen des Mondes.
Von Ehrfurcht ergriffen sah Moa zu Joesin hinüber, der mit langsamen Schritten über die Lichtung auf sie zukam. Sein Anblick raubte ihr fast den Atem. So wie der Staubdiamant glühte das Silber in seinen Augen wie Splitter des Mondlichts selbst. Für einen Moment wirkte er seltsam erhaben und entrückt, als sei er eine Gestalt aus alten Sagen und Legenden.
Kurz vor Moa blieb er stehen, seine Züge voll irdischer Sehnsucht und süßem Schmerz. „Weiß du“, sprach er leise, „was mir nach der Folter und den Jahren der Einsamkeit zum ersten Mal ein Gefühl von Frieden vergönnt hat?“
Moa schüttelte den Kopf, unfähig ein Wort zu sagen.
„Dich schlafen zu sehen.“
Bevor sie reagieren konnte, lagen Joesins Hände auf ihre Hüften und er hob sie mühelos auf den Rücken des Greifen. Moa war von ihren Gefühlen überwältigt. Sie beugte sich zu Joesin hinab und küsste seine Stirn. „Mein König.“ Ihre Hände zitterten, als sie über seine Wangen strich.
Joesin lächelte und küsst sie. „Meine Königin.“
Der Vollmond stieg hoch in den Himmel, die Schatten wurden kürzer und dann tauchten sie auf, kamen zwischen den Baumstämmen hervorgekrochen wie schwerelose, rauchige Geistergestalten. Und doch waren ihre Körper so solide wie Granit.
Beim Anblick der Aschewesen verpufften Zuversicht und Mut in Moa, als würde eine Kerze ausgeblasen. Eine schwindelerregende Furcht ergriff von ihr Besitz, denn die Aschewesen waren so zahlreich wie Schmeißfliegen auf einem Kadaver. Ihre Gestalten füllten den Rand der Lichtung und den Wald dahinter wie ein wogendes Meer aus Schwärze, das alles Licht verschluckte.
Moa grub ihre Finger tiefer in das Gefieder des Greifen. Ein betäubender Geruch von verbranntem Fleisch, Blut und Fäulnis zog über die Lichtung und ließ sie nach Luft schnappen. Die dumpfe Verzweiflung, die von den schattenhaften Wesen ausging, legte sich wie ein erdrückendes Gewicht auf ihre Glieder. Sie fühlte sich kaum dazu in der Lage ihre Hand zum Dolch zu bewegen, geschweige denn zu kämpfen. Eiskalt breitete sich die Erkenntnis in ihr aus. Es waren zu viele. Joesin würde sterben!
In dem Moment spreizte Rach die Flügel und stieß einen durchdringenden Schrei aus, der gleichzeitig Verhöhnung und Herausforderung war. Moa wurde aus ihrer Erstarrung gerissen. Sie tastete sie nach dem Dolch in ihrem Gürtel. Ihr Blick suchte Joesin.
Unverrückbar wie die Klippen selbst stand er neben ihr und Rach in der Mitte der Lichtung und sah den Massen der Aschewesen unbeeindruckt entgegen. Das dunkle Schwert lag locker in seiner Hand. Auf den ersten Blick wirkte er verwundbar, ohne jede Art von Rüstung oder Schutz am Körper, doch das grimmige Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte, ließ ihn gefährlicher erscheinen als seine schattenhaften Gegner.
Die Aschewesen zuckten und waberten wie eine tödliche schwarze Masse. Ihre Schwerter blitzten im Mondlicht und ihr Atem zischte durch ihre wundgeschrienen Kehlen wie die angestrengten Atemzüge eines sterbenden Tieres. Moa fühlte sich, als blicke sie dem Tod selbst ins Angesicht. Jeder dieser Schatten war die leblose Hülle eines gefolterten Menschen, nur noch fähig grausamen Befehlen zu folgen und in dieser Nacht lautete der Befehl, den Mann zu vernichten, den sie liebte.
Unaufhaltsam rückten die Aschewesen heran. Rachs Pranken gruben sich in den Waldboden, er senkte den Kopf und sein Körper spannte sich wie zum Sprung bereit. Die Federn in seinem Nacken stellten sich auf und ein Geräusch dröhnte aus seiner Kehle, das beinahe wie ein Knurren klang.
Moa umklammerte mit der einen Hand das Gefieder seines Nackens und mit
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