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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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der anderen den Dolch. Die Klinge erschien ihr lächerlich klein und nutzlos. Gegen die Aschewesen würde der Dolch ihr keine große Hilfe sein, sie würde sich auf Rachs Schutz verlassen müssen, bis sie einen Weg fand, goldene Risse in der rußigen Haut der Aschewesen entstehen zu lassen. Dabei hatte sie keine Ahnung, was in den Kerkern geschehen war. Ein Schauer schüttelte sie. Worauf hatte sie sich nur eingelassen?
    In dem Moment drängten die Rußgestalten aus den Tannen hervor. Sie schlichen heran mit der genüsslichen Langsamkeit eines überlegenen Raubtiers. Wo das Mondlicht ihre Körper berührte, wurden die wirbelnden Aschefetzen unter ihrer Haut sichtbar. Der Staubdiamant an Moas Hals brannte wie Feuer.
    „Halt!“
    Joesins gebrüllter Befehl brachte ihren Vormarsch augenblicklich zum Stillstand. Drei Schritte von ihnen entfernt hielten die Aschewesen inne; die Münder und Augen in ihren zerfetzten und verwesten Gesichtern weit aufgerissen, die Schwerter zum Schlag erhoben und dennoch unfähig einen weiteren Schritt zu tun. Sie lehnten sich gegen die Fesseln von Joesins Befehl auf, zuckten unruhig hin und her, als bereite es ihnen Schmerzen auf der Stelle zu stehen. Der Gestank nach Tod und Fäulnis erfüllte die Luft, und wo ihre Füße das Moos berührten, verwelkte es und wurde schwarz.
    Moas Kehle brannte und sie musste schlucken, doch sie wagte nicht sich zu regen, aus Angst die Aschewesen würden sich bei der kleinsten, falschen Bewegung auf sie stürzen. Etwas Rotes flackerte am Rande ihres Blickfeldes auf.
    Wie aus dem Nichts erschien Dargaros zwischen den Schatten. Er trug die schwarze Uniform der Aschejäger; auf der Brust prangten die drei blutroten Krallenspuren. Die unversehrte Hälfte seines Gesichts war eine verzerrte Maske aus unverhohlenem Hass, der sich einzig auf Joesins aufrechte Gestalt in der Mitte der Lichtung richtete. Kalte, schwarze Augen trafen auf Waldgrüne in denen ein silbernes Feuer leuchtete. Dargaros Mundwinkel zuckten.
    Er sperrte den Mund auf und ein Geräusch, das früher einmal ein Lachen gewesen sein musste, erklang aus seiner Kehle. Bei dem falschen, unnatürlichen Laut erschauderte Moa. Selbst die Aschewesen wichen vor Dargaros zurück und duckten sich unmerklich tiefer in die Dunkelheit des Waldes.
    „Du amüsierst mich, Joesin“, rief Dargaros. Er riss einen Arm hoch und zeigte auf Moa und den Greifen. „Zu welchem Zweck bringst du einen Vogel und die königliche Hure zu deiner eigenen Hinrichtung?“
    Joesin legte den Kopf schräg und musterte den Aschejäger mit einem abschätzigen Blick. „Du vergisst“, erklang seine kühle Antwort, „dass du anwesend warst, als ich endgültig sterben sollte. Jeder Blick in den Spiegel wird dich an diesen Tag erinnern.“
    Dargaros zerstörte Gesichtshälfte zuckte. „Du überschätzt dich, Verräter.“ Hohn troff aus seinen Worten wie zäher Morast. Doch Moa hatte noch etwas anderes in seinem Blick gesehen: einen Anflug von ... Furcht.
    Als habe er ihre Gedanken gespürt, drehte Dargaros sich mit einem Ruck zu ihr um. Seine hohlen Augen bohrten sich in ihre. „Eure Flucht hat einige Wellen geschlagen, Prinzessin.“ Ein hämisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ein rußiges Vöglein hat mir gezwitschert, dass diese Dienerin, die Euch geholfen hat, den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr erleben wird. Wie war noch gleich ihr Name?“ Dargaros tat als überlege er angestrengt. „Ah ja - Aeshin.“
    Joesin keuchte erschrocken auf. Seine Augen hefteten sich auf Moa und in seinem Blick lag solch ein inständiges Flehen, dass es ihr das Herz zerriss. „Ist das wahr?“, fragte er mit erstickter Stimme. „Aeshin?“
    Moa schluckte und nickte. „Sie ... sie hat mir geholfen.“ Ihre Augen richteten sich auf Dargaros. Der Aschejäger schien die Wirkung, die seiner Worte auf Joesin hatten, sichtlich zu genießen. Wut stieg in Moa auf. „Aeshin hat mächtige Freunde in der Burg“, schleuderte sie dem Aschejäger entgegen. „Sie würden niemals zulassen, dass der König - “
    „Der König! Ha!“ Dargaros Ausruf ließ Moa verstummen. Seine schwarzen Augen verengten sich zu Schlitzen, die Aschewesen wichen weiter vor ihm zurück. „Caruss ist lange nicht mehr Herr über seinen Verstand, geschweige denn über die Burg. Die Hinrichtung erfolgt auf meinen Befehl.“ Seine Augen fixierten Joesin, der sein Schwert so fest umklammert hielt, als wolle er sich jeden Moment auf den Aschejäger stürzen.

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