Der Fluch des Lono (German Edition)
Hawaii. Entweder du gerätst in einen Hinterhalt von FBI-Leuten, wirst in schweren Ketten abgeführt oder bei einem Schusswechsel in aller Öffentlichkeit abgeknallt; oder du kaufst dir Briefmarken und liest die Steckbriefe an der Wand, während deine bezahlten Handlanger unter den wachsamen Augen des Postamtsvorstehers den Laster beladen.
Ackerman meinte, mit dem Risiko könne er leben; also fuhren wir den Berg hinunter zum King-Kam-Hotel und checkten ein. Ralph hatte sämtliche Vorkehrungen für die angemessene Betreuung seines Hundes getroffen, aber keine verantwortliche Person benannt. Daher reagierte der Mann an der Rezeption nervös, als wir ihm erklärten, wir wollten für die Dauer der kritischen Situation Mr. Steadmans Suite beziehen. Ich hatte bereits mit dem Hotelarzt gesprochen, der behauptete, betrunken gewesen zu sein, als er die medizinische Verantwortung
für den Hund übernommen hatte. Inzwischen bereue er das. »Hier handelt es sich nicht um einen Poi , eine normale hawaiianischen Promenadenmischung«, erläuterte er mir. »Nein, der hier ist ein Monster Chow. Als ich ihn heute gewogen habe, war er zwei Kilo schwerer als gestern. Sein Körper geht auf wie Hefeteig, aber das zentrale Nervensystem ist vollständig ausgefallen.«
»Keine Sorge«, sagte ich. »Ich hab das Vieh vom Welpenalter an aufgezogen. Er war mein Weihnachtsgeschenk für Mister Steadmans Tochter.«
»Gütiger Gott«, murmelte er. »Und was haben Sie von ihr bekommen?«
»Nichts auch nur halb so Wertvolles wie Rupert«, sagte ich. »Dieser Hund wird Generationen von Rassetieren zeugen, wenn es uns gelingt, ihn nach England zu bringen.«
»Ein furchtbarer Gedanke«, sagte der Doktor. »Wenn ich einen Hund wie den hätte, würde ich ihn einschläfern lassen.«
»Die Entscheidung liegt nicht in unserer Hand«, sagte ich. »Mister Steadman hat seine Weisungen hinterlassen. Uns obliegt es jetzt, sie auszuführen.«
Der Doktor war derselben Meinung. Auch der Mann an der Rezeption war einverstanden, obwohl er bestimmte Einzelheiten noch nicht verstand. »Jemand muss hier unterschreiben«, sagte er. »Und das dürfte der Hund wohl kaum können.« Er betrachtete die Rechnung, die er in der Hand hielt. »Wer ist dieser ›Rupert‹?«, fragte er. »Dessen Unterschrift auf der Rechnung ist die einzige, die ich akzeptieren kann.«
Ja, wer? Ich dachte nach und fixierte dabei unverwandt die Nase des Rezeptionisten. Rupert war der Name des Hundes. Aber ich wusste, dass der Hotelangestellte das nicht schlucken würde. Ackerman wartete draußen auf dem Parkplatz mit zehn Müllsäcken frisch geerntetem Marihuana, bereit, es in den Fahrstuhl zu schaffen und dann mit einem Rollwagen in Ralphs Zimmer zu transportieren. Es gab kein Zurück mehr. »Keine Bange«, sagte ich. »Mister Rupert wird gleich hier sein. Und er kann alles unterschreiben, was Sie möchten.«
In diesem Moment betrat Ackerman das Foyer. Er gestikulierte ärgerlich, als er auf die Rezeption zukam. »Ah, da ist er ja«, rief ich, »Mister Rupert.« Er starrte mich verblüfft an.
»Sie müssen hier unterschreiben«, sagte ich. »Der Hund ist zu krank.«
»Aber natürlich«, erwiderte er. »Ich hab das Heilmittel für das arme Vieh schon dabei.« Er griff in seine Einkaufstüte und holte eine Handvoll roter und gelber Flohhalsbänder hervor – die Farben der Königin Alii. Der Tonfall des Hotelangestellten änderte sich schlagartig.
»O Gott … der Hund. Jetzt weiß ich wieder. Natürlich. Doktor Ho war sehr besorgt. Das Tier in 505.« Er vergewisserte sich am Computer. »Und in 506«, fügte er hastig und leicht genervt hinzu.
»Was denn?«, fragte ich.
»Das Tier müsste umgehend eingeschläfert werden!«, schrie der Mann plötzlich. »Er ist von Millionen Flöhen bevölkert! Wir können diese Zimmer nicht betreten, geschweige
denn vermieten! Das stinkende Hundevieh kostet uns 300 Dollar am Tag!«
»Ich weiß«, erklärte Ackerman. »Ich muss ja mit der bedauernswerten Bestie zusammenleben . Kurz bevor er nach London zurückgeflogen ist, hat Mister Steadman mich schwören lassen, dass ich mich um den Hund kümmere. Er will, dass wir ihn sofort in ein Flugzeug stecken, sobald er gesund und transportfähig ist.«
»Wir tragen jetzt die Verantwortung für Rupert«, sagte ich zu dem Hotelangestellten. »Wir alle .«
»Rupert?«, sagte der Mann.
»Schon gut«, knurrte Ackerman. »Doktor Ho hat eine Sonderbehandlung angeordnet. Machen Sie sich keine Gedanken über die
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