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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Whisky-Veranda des
Huggo’s saßen. »Noch nicht mal in Florida würdet ihr Arbeit bekommen.«
    Sie reagierten ungehalten. Die Stimmung am Tisch sank rapide, und Ackerman verlangte die Rechnung. Sie belief sich auf ungefähr 55 Dollar, und er bezahlte mit seiner Kreditkarte von Merrill-Lynch, während die anderen sich trollten, um irgendwo eine Rauferei anzuzetteln.
    »Es ist Zeit, von hier zu verschwinden«, bemerkte ich, als wir vom Parkplatz fuhren. »Mir vergeht langsam die gute Laune.«
    »Das geht denen nicht anders«, erwiderte er.
    Auf dem Alii Drive staute sich der Verkehr. Die Autos standen Stoßstange an Stoßstange, aufgehalten durch eine Truppe von 40 oder 50 Radaubrüdern, die im Marihuanawahn über die Straße ausgeschwärmt waren, um einen Motorradfahrer niederzutrampeln, der die Kontrolle über sein Bike verloren hatte und in eine Gruppe von Surfern gebrettert war.
    Ich wendete auf der Stelle und steuerte unser Hotel an, um dem Wahnwitz zu entgehen, der da draußen herrschte. Kurz darauf hörten wir vom Balkon aus das vertraute Jaulen der Polizeisirenen.
    Ackerman öffnete eine neue Flasche Scotch, und wir setzten uns, um den Sonnenuntergang zu genießen. Es war Ebbe, ohne Brandung, und der Tumult draußen auf dem Highway hatte das Gesocks vom Strand heraufgelockt. Ich fand, es war Zeit, sich zu entspannen und übers Meer und seinen Sinn zu meditieren.
    Ackerman rauchte wie ein Schlot. Seine abwesende Miene lud nicht zur Unterhaltung ein.
    »Los«, sagte er schließlich, »fahren wir rauf zum Vulkan. Da oben wird man niemals nach uns suchen.« Er lachte und stand abrupt auf. »Das ist es«, fuhr er fort. »Wir setzen uns nach da oben ab, fahren vielleicht ein kleines Rennen auf der Saddle Road.«
    »Die Saddle Road?«
    »Ja«, sagte er. »Es wird dir gefallen. Wir können versuchen, den Rekord zu brechen  – eine Stunde und 17 Minuten von Hilo nach Waimea.«
    »Wie weit?«, fragte ich.
    »53 Meilen, und die ganze Strecke Höchstgeschwindigkeit.«
     
     
    Frag nicht lange, tu’s einfach.
    – HARLEY DAVIDSON
     
     
    Wir waren sehr schnell, als wir Hilo erreichten; fuhren mit fast 100 Meilen die Stunde bergab im Regen und durch ein Wohngebiet. Der Tacho reichte bis 180, aber ich war nicht in Stimmung, unnötige Risiken einzugehen, daher gab ich Zwischengas und schaltete runter in den zweiten Gang … Ackerman schrie mir etwas zu, als ein Briefkasten aus Metall plötzlich rechts vor uns auftauchte, aber ich konnte ihm ausweichen und trat erneut aufs Gas, um die Kurve möglichst eng zu schneiden … Ich hatte noch nie einen Ferrari gefahren und eine Weile gebraucht, um ein Gefühl für das Auto zu bekommen … aber jetzt, da ich mich endlich in dem Schlitten wohlfühlte, wollte ich ihn auch ein bisschen prügeln,
mich zurücklehnen und ihn laufen lassen. ( Jedes Auto in der Preisklasse um 60 000 Dollar war meiner Meinung nach zu einem bestimmten Zweck gebaut worden  – und bis jetzt hatte ich noch nicht verstanden, zu welchem Zweck der Ferrari gebaut war, was er sollte oder wollte.)
    Die Zahlen auf dem Tacho hatten mich eine Zeit lang zu der Annahme verleitet, der Ferrari 308 sei konstruiert worden, um schnell zu fahren. Aber das war ein Irrtum. Viele Autos fahren schnell … und die meisten davon habe ich schon gefahren … doch eine Sache hatte ich mich bisher noch mit keinem fahrbaren Untersatz getraut: eine fünf Meilen lange, regennasse Serpentinenstrecke, die von 3000 Meter Höhe bis auf Meeresspiegelniveau führte, in weniger als zehn Minuten und mit 100 Meilen die Stunde hinabzubrettern.
    Diese Abfahrt ist so steil und so schnell, dass man bei 100 Sachen immer mal wieder das unheimliche Gefühl bekommt, sich im freiem Fall zu befinden. Es ist fast, als würde man fliegen oder von einer Klippe stürzen. Sämtliche Außengeräusche verwehen, man hat den Eindruck, dass die Augen groß und größer werden, und plötzlich sieht man sehr, sehr scharf.
    Wir hatten den Rekord bereits gebrochen  – oder zumindest glaubte ich das  –, aber sicher konnte ich nicht sein, denn Ackerman saß wie versteinert auf dem Beifahrersitz und achtete nicht mehr auf seine Stoppuhr. Fast eine Stunde lang hatte er mir alle zehn oder 15 Sekunden Zahlen zugerufen. Jetzt war er jedoch nervös geworden. In seinen Augen stand Panik, und mit beiden Händen stützte er sich am schwarzledernen Armaturenbrett
ab. Ich merkte, dass er Hochprozentiges wollte, was aber nicht zur Diskussion stand. Eingedenk des

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