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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Stein, auf dem er gesessen hatte.
    Wolken und Regen waren vorübergezogen und hatten den Wohlgeruch immergrüner Gehölze und den eher modrigen, feuchten Hauch abgefallener Nadeln in der Luft zurückgelassen. Arithon wanderte über die festgetrampelten Pfade dieses einst dauerhaften Lagers. In dem weichen schwarzen Leder sollte er im Schatten der Bäume kaum auffallen, doch er war der einzige Mann in der Gesellschaft älterer Frauen, junger Mütter und noch jüngerer Kinder. Vollauf damit beschäftigt, Lederbündel zu verschnüren oder eingewickelte Habe in Eichentruhen zu verstauen, sahen sie kaum auf, wenn er sich näherte. Hinter seinem Rücken starrten sie ihm aber alle nach.
    Er gestattete es ihnen, schließlich war er selbst daran interessiert, zu beobachten. Kleine Vögel mit goldgestreiften Schwingen stöberten nach Futter und pickten mit den Schnäbeln in dem Schmutz herum, der unter den Wohnzelten zum Vorschein gekommen war. In fächerförmigen Schwärmen flogen sie auf und davon, kehrten dann zurück, um sich auf dem nächsten leeren Zeltplatz niederzulassen. Ein kleines Mädchen erzählte ihm, daß dies Pinienspatzen waren. Arithon dankte ihr und ging weiter.
    Wie üblich gab es auch in diesem Lager keine Hunde. Kinder ritten auf den Rücken ihrer Mütter; Kleinere, zum Sprechen noch zu jung, sahen dem Spiel vergnügt lachend zu, doch keines verschwand in den Wäldern. Halbbekleidet oder in buntes Leder gehüllt, balgten sie sich zwischen Bergen von Haushaltswaren und zusammengepackten Zelten um Stöcke und Bälle. Fässer und Truhen wurden mit geöltem Leder sicher verschnürt, reichgewobene Teppiche verbargen zusammengerollt ihre strahlenden Farben; alles wurde festgezurrt und gestapelt, um zu einem verborgenen Gewirr von Erdkellern tief unter dem Waldboden gebracht zu werden. Die bittere Erkenntnis war unumgänglich: Dieses Lager, das die Clans nun verließen, war ein Zuhause gewesen, vertraut und immer wieder aufgesucht. Der Ort, an den sie nun um ihres Prinzen willen zogen, war hingegen nur eine kahle, vorübergehende Unterkunft, und das Nötigste würden sie auf dem Buckel mit sich schleppen.
    Arithon betastete den kleinen Zinnkasten, den er aus Sethvirs Satteltaschen entwendet hatte. Unter dem Druck seiner eiligen Flucht aus Etarra hatte er nicht gezögert, das Tienellekraut mitzunehmen, und er empfand nur wenig Bedauern über diesen Diebstahl. Gegen Lord Diegans Heer waren die Verteidiger des Strakewalds eins zu neun unterlegen. Diese verzwickte Lage verstärkte noch das Leiden vollkommener Erschöpfung. Wenn ihm die Vorhersehung, die er in den Visionen erhaschen konnte, die ihm das narkotisierende Kraut darzubringen vermocht hatte, gebot, vor der Anwendung seiner Fähigkeiten zurückzuschrecken, so mußten sich die Menschen, die ihm Obdach gewährten, einzig und allein auf ihr Glück verlassen. Um aber das Kraut rauchen zu können, das ihm einen Einblick in die Zukunft gewähren würde, benötigte er einen Ort vollkommener Abgeschiedenheit.
    Hier tat sich bereits jetzt ein kaum überwindbares Hindernis auf.
    Selbst wenn es in all dem Trubel einen Ort gegeben hätte, an den er sich ungestört und unbemerkt hätte zurückziehen können, waren die Leute doch bereits in Eile, um ihre Arbeit bis zum Nachmittag beenden zu können. Sich der Knaben bewußt, die ihm folgten und dabei seinen Gang übertrieben nachahmten, betrachtete Arithon die dichte Schicht aus Piniennadeln, über die er schreiten konnte, ohne eine Spur zu hinterlassen. Plötzlich kam ihm ein aufregender Gedanke: Möglicherweise konnte er entkommen, wenn er zu gut sichtbar wäre. Sofort und recht grob begann er zu schlurfen, um den falschen Eindruck zu nähren, er wäre so beschränkt, nicht zu erkennen, wie vorsichtig dieses Volk sein mußte, um in der Wildnis zu überleben.
    Die verächtliche Meinung, die die Burschen von ihren Eltern übernommen hatten, daß Rathains Thronerbe schwach, vielleicht gar hilflos wäre, war, wie Arithon dachte, ein Vorurteil, das zu fördern sich lohnte. Der Kummer, den er durch gezwungene, milde Höflichkeit zu bezähmen gesucht hatte, war vielleicht nicht mehr als eine perverse Art der Güte. Tage und Nächte im Sattel hatten seinen Körper ausgezehrt; in seinem Geist vermengten sich die von Desh-Thieres Fluch verdrehten Charaktereigenschaften mit dem übermäßig rücksichtslosen Gebrauch seiner magischen Fähigkeiten. Dem schleichenden und heimtückischen Drang, nach Etarra zurückzugehen und Lysaer

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