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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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anzugreifen, zu widerstehen, entkräftete ihn noch zusätzlich. Seine solchermaßen geschwächte Selbstkontrolle machte die Beherrschung der üblen Nebenwirkungen des Krautes zu riskant, solange er keinen Platz gefunden hatte, an dem er ruhen konnte. Unter dem Einfluß der Entzugserscheinungen des Giftes konnte er sich glücklich schätzen, daß er noch fähig war zu gehen.
    Da war es besser, diese Clanangehörigen hielten ihn für bis zur Nutzlosigkeit überzüchtet. Wenn sie erst den Angriff Etarras niedergeschlagen hatten, dann würden seine Schatten und seine Hilfe nicht mehr notwendig sein. Vielleicht würde ihre Verachtung diese Menschen dazu treiben, ihn aus seines Blutes Verpflichtung gegenüber dem Thron von Rathain zu entlassen.
    Erfüllt von perversem, bitterem Humor, sparte Arithon sich den todbringenden Inhalt des Kästchens für einen späteren Zeitpunkt auf. Vorbei an den flatternden Spatzen ging er auf dem Weg, den er gekommen war, zurück zu der gnädigen Frau Dania. Dort, scheinbar überwältigt von ihren besorgten Beteuerungen, gestatte er ihr, ihm seinen zuvor geäußerten Wunsch, beim Packen behilflich zu sein, auszureden.
     
    Im Verlauf der nächsten vier Tage ließ Arithon die finstere Miene fallen, die er sich während eines ganzen Lebens magischer Schule angeeignet hatte. Mit allerlei Spielereien und Tricks errang er die unsterbliche Zuneigung von Danias Töchtern, denen nie zuvor ein erwachsener Mann begegnet war, der mit ihnen gespielt hatte. Die Knaben hielten sich weiter von ihm fern, bis er den jüngsten von ihnen mit einer Buchenholzflöte köderte, deren Klang er durch einen Keil aus Flußgras verfeinert hatte. Von da an verbrachte er jede Minute, während derer das Lager nicht weitertransportiert wurde, an irgendeinem Feuer und beschäftigte sich mit Schnitzereien.
    Während eines Morgens wurde ihre Reise von dem Lärm der Kinder begleitet, die auf ihren Flöten spielten. Ihre eigene Kühnheit, den Wald mit unnatürlichen Geräuschen zu wecken, machte ihnen Freude; doch die Flöten wurden bald konfisziert und Arithon von einer wettergegerbten Frau getadelt, die gemeinsam mit den Männern bewaffnet in den Kampf hätte ziehen können, wäre sie nicht hochschwanger gewesen. »Ihr werdet uns mit Euren wirren Einfällen noch die Kopfjäger auf den Hals hetzen. Unserer Jungs können einen so unvernünftigen Einfluß nicht gebrauchen.«
    Mit einem Ausdruck gelangweilter Resignation in den grünen Augen betrachtete Arithon sie, wobei er leise eine Entschuldigung murmelte. Entrüstet zog die Frau von dannen.
    »Von königlichem Blut mag er sein, aber was sollen die Clans mit einem Träumer anfangen!« hörte er sie während einer Verschnaufpause anderen gegenüber klagen.
    Er schenkte ihrem Kommentar keine Beachtung, obwohl sich einige Köpfe umwandten, um sich zu vergewissern, ob er mitgehört hatte und wie er reagieren würde. Er jedoch saß mit geschlossenen Augen an einen Baum gelehnt, dessen grobe Rinde dicht mit Moos bewachsen war, und hatte, offensichtlich schlafend, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
    Das Flötenspiel hatte die Aufmerksamkeit der Kopfjäger nicht zu erregen vermocht, hatte er doch geheime Schutzbanne gegen jeden möglichen Verfolger über die Gruppe gelegt. Seine Fallen waren subtil, narrten das Auge, um den Blick auf ein Blatt im Wind zu ziehen, oder lenkten den Geist ab und ließen ihn unnütz über die wahre Bedeutung einer knorrigen Weidenwurzel sinnieren.
     
    Dania mußte ihn gewaltsam aus seiner Trance wecken, als es Zeit wurde, weiterzuziehen.
    Während der Abende am Lagerfeuer, stets mit der einen oder anderen Tochter Danias schlafend in seinem Schoß, versank er in Hallirons Musik. Der Meisterbarde verfügte über einen exquisiten, ausdrucksvollen Stil, und er scheute sich nicht, sein Spiel mit leidenschaftlichen Emotionen zu bereichern. Seine Lyranthe war alt und ebenso sparsam wie edel mit Ornamenten verziert. Ihr Klang ähnelte so sehr dem des Instrumentes, das Arithon in Etarra zurückzulassen gezwungen gewesen war, daß auch sie aus der Hand eines paravianischen Erbauers stammen mochte. Arithon wagte nicht, sie zu berühren, um nach der Rune Elshians zu suchen. Die Berührung des polierten Holzes, der empfänglichen, silbrig klingenden Saiten hätte seine Schutzmechanismen so schnell überwältigt wie drogenversetzter Wein. Die Hoffnung, einen winzigen Schritt näher an der Befreiung von der Last der Königswürde zu sein, konnte nur allzu

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